Janus Henderson ESG-Experten über Veränderungen in der Fast-Fashion-Industrie

Charlotte Nisbet, Governance and Responsible Investment Analyst, und Ama Seery, ESG Analyst im Janus Henderson Investors Global Sustainable Equity Team, beleuchten die mit dem Fast-Fashion-Handel verbundenen Umweltschäden und wie einige Unternehmen die Branche verändern. Janus Henderson Investors | 16.06.2020 11:02 Uhr
© Photo by Lauren Fleischmann on Unsplash
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Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Zentrale Erkenntnisse:

  • Die Modebranche zählt zu den umweltschädlichsten Branchen – auf sie entfallen bis zu 10% der globalen Treibhausgasemissionen.
  • Mehrere große Unternehmen fordern mittlerweile das Wegwerfmodell „Take‑Make‑Dispose“ heraus, indem sie überschüssige Kleidungsstücke weiterverwenden und wiederverkaufen. Schätzungen zufolge wird das Volumen des Wiederverkaufsmarktes für Sportschuhe von 2 Mrd. USD im Jahr 2019 bis 2025 auf 6 Mrd. USD anwachsen.
  • Adidas und Nike haben in die Entwicklung von Kreislaufgeschäftsmodellen investiert, um ihre Produkte nachhaltiger zu machen. 2021 soll der erste vollständig recycelbare Laufschuh auf den Markt kommen.

Das Problem erkannt

Den meisten Kunden ist mittlerweile bewusst, dass die Modebranche zu den umweltschädlichsten Branchen zählt; aufgrund ihres intensiven Energie- und Wasserverbrauchs wird die Branche als Ganzes rapide unnachhaltig. Jede Sekunde wird umgerechnet ein Müllauto voller Textilien auf Deponien entsorgt oder verbrannt, und jährlich gehen schätzungsweise 500 Mrd. USD an Wert durch kaum getragene Kleidungsstücke oder nicht recycelte Kleidungsstücke verloren.1

Durch den Aufstieg der Fast-Fashion-Läden, die heute einen enormen Teil unseres Modekonsumverhaltens bestimmen, hat sich das Problem mit den Jahren noch verschärft. Sie bieten immer mehr Kleidung immer häufiger und zu immer niedrigeren Preisen an. Die negativen Umweltauswirkungen überschatten die Fast-Fashion-Industrie – kein Wunder, wenn ca. 10% der globalen Treibhausgasemissionen auf diese Branche entfallen, mehr als auf internationale Flüge und Seeschiffsverkehr zusammen.2

Es gibt aber zahlreiche interessante Möglichkeiten, in Marken und Technologien zu investieren, die sich anpassen und Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt ihrer Geschäftsmodelle stellen. Der Ausbruch von COVID-19 und die Frage, wie Unternehmen aus dieser Krise hervorgehen, sind nun zentrale Themen für Anleger, und die Fast-Fashion-Industrie wird zeigen müssen, ob sie sich anpasst und ihre Praktiken verändert, um ihre negative Umweltbilanz zu verbessern.

Wiederverkauf - die Zukunft des Einzelhandels?

Die Fast-Fashion-Industrie hat ein „Take-Make-Dispose“-Wegwerfmodell geschaffen, das inzwischen in der Gesellschaft weltweit fest verwurzelt ist. Schätzungen zufolge hat sich die Produktion der Branche in den letzten 15 Jahren in etwa verdoppelt, und es besteht eine direkte Korrelation zum Rückgang der Nutzung pro Kleidungsstück. Damit hat die Branche aus ökologischer Sicht einen negativen Weg eingeschlagen und könnte nach Berechnungen der Ellen MacArthur Foundation bis 2050 über 26% des weltweiten Kohlenstoffbudgets verbrauchen.

In den letzten zehn Jahren hat sich nun ein bemerkenswerter Trend entwickelt, der sich einem Teil der Entsorgungsprobleme im Modeeinzelhandel entgegenstellt: der Wiederverkaufsmarkt. Der Second-Hand-Markt für Bekleidung wurde in den USA 2018 auf 24 Mrd. USD beziffert, und der Online-Secondhand-Shop tredUP geht davon aus, dass bis 2023 ein Volumen von 51 Mrd. USD erreicht wird.

Besonders im Sportschuhsegment wächst der Wiederverkaufsmarkt. Die Investment-Bank Cowen & Co. schätzt dessen Volumen in Nordamerika für 2019 auf USD 2 Milliarden und für 2025 auf USD 6 Milliarden. Innerhalb dieses Wiederverkaufsmarktes gibt es einen großen Markt für bereits getragene Artikel. Ein gutes Beispiel dafür ist die Website GOAT.com, eine Plattform für den Verkauf von Schuhen. Die Verkäufer senden ihre Sportschuhe ein, diese werden auf Echtheit geprüft und gereinigt und dann auf der Website zum Verkauf angeboten. Es gibt noch viele weitere Second-Hand-Plattformen, die ins Leben gerufen wurden, um den Widerverkaufsmarkt zu unterstützen. Zu den Nutzern zählen vor allem Millennials und die Generation Z.

Der Wiederverkaufsmarkt spielt eine bedeutende Rolle für die Nachhaltigkeit des Bekleidungsmarktes, weil er hilft, die Lebensdauer eines Produkts zu verlängern. Dabei setzt er auf hochwertige Produkte, die über einen langen Zeithorizont mehreren Tragephasen überdauern. Er zielt somit auf Design und Produktion von höherwertigen Kleidungsstücken und Schuhen durch Unternehmen wie Nike und Adidas ab, die Kunden und Unternehmen eine attraktive Gelegenheit bieten können, Produkte weiterzuverkaufen, statt sie als Wegwerfartikel zu betrachten, die zum Müllproblem in der Branche beitragen.

Ein Kreislaufgeschäftsmodell einführen

Viele Unternehmen haben die Herausforderung angenommen und sind Pioniere in einem neuen Geschäftsmodell, das ihre Produkte nachhaltiger macht.

Im Rahmen der Analyse der Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren (ESG-Faktoren) für die Global Sustainable Equity Strategy schauen wir uns den Lebenszyklus des Produktes eines Unternehmens an und ob dieses ein Kreislaufgeschäftsmodell anstrebt. In unserem Thema „Lebensqualität“ investieren wir derzeit in die Sportartikel- und Bekleidungshersteller Adidas und Nike, zwei der populärsten Wiederverkaufsmarken. Die von ihnen hergestellten Kleidungsstücke animieren die Menschen zu einem gesunden und aktiven Lebensstil als wesentliches Element für Gesundheit und Wohlbefinden. Wir glauben, dass die hochwertigen Produktdesigns und patentierten Technologien von Adidas und Nike wesentliche Faktoren für den hohen Markenwert und die hohe Kundentreue sind. Diese Unternehmen haben in Forschung und Entwicklung (F&E) und Technologien investiert, um stärker kreislauforientierte Geschäftsmodelle einzuführen. Wir stehen in ständigem Kontakt zu ihnen, um zu erfahren, welche Investitionen in weitere nachhaltige Produkte sie planen und wie sie ihre ehrgeizigen Nachhaltigkeitsziele verfolgen, denn diese werden zunehmend an Bedeutung gewinnen, wenn nach der Lockerung der globalen Lockdowns die Produktion wieder hochgefahren wird.

Adidas arbeitet daran, in seiner Produktion und seinen Produkten nachhaltigere Materialien einzusetzen, und strebt Lösungen mit geschlossenen Kreisläufen an. Das Unternehmen hat angekündigt, dass es ab 2024 in allen Produkten und für alle Anwendungen, für die es eine Lösung gibt, nur noch recyceltes Polyester verwenden will. Futurecraft Loop, der erste vollständig recycelbare Laufschuh, soll 2021 auf den Markt kommen.

Auch Nike arbeitet an einem Kreislaufgeschäftsmodell und setzt in vielen seiner Kernprodukte Upcycling-Materialien (also wiederverwendete Materialien) ein. Das Polyestergarn, das zur Herstellung der Flyknit-Schuhe verwendet wird, ist zu 100% aus recyceltem Polyester, und Nike hat durch den Einsatz von recyceltem Polyester die Entsorgung von mehr als 4 Mrd. Plastikflaschen auf Deponien verhindert. Nachhaltigkeit ist für Nike kein neuer Trend: Bereits 1992 wurde Nike Grind, ein Material aus Produktionsabfällen und recycelten Schuhen, eingeführt, aus dem neue Schuhe und Kleidungsstücke sowie Bodenbeläge produziert werden.

Gemeinsame Verantwortung

Anleger im Einzelhandelssektor stoßen auf zahlreiche Hindernisse, da die Rentabilität der Branche zunehmend durch Regulierung, Kritik wegen der Verschwendung von Textilien und höhere Rohstoffkosten unter Druck gerät. Wenn es der Branche jedoch gelingt, die Umwelt- und gesellschaftlichen Probleme anzugehen, könnte sie jährlich über 170 Mrd. USD an ungenutzten Werten freisetzen.3

Als Verbraucher können wir Verantwortung übernehmen, indem wir den Einzelhändlern zeigen, dass wir nachhaltig produzierte Kleidung und Schuhe wünschen, und als Anleger können wir verantwortungsvoll handeln, indem wir die Aktien erstklassiger Unternehmen auswählen, deren Geschäftsmodelle auf Kreislaufwirtschaft setzen und die mit Innovationen den Einzelhandel nachhaltiger machen.

Fußnoten:

1 Ellen MacArthur Foundation, A new textiles economy: Redesigning fashion’s future, (2017, http://www.ellenmacarthurfoundation.org/publications).

2 UNEP ‘Fashion’s tiny hidden secret’ (2019, https://www.unenvironment.org/news-and-stories/story/fashions-tiny-hidden-secret).

3 BCG und Global Fashion Agenda, ‘Pulse of Fashion Industry’, 2017, https://globalfashionagenda.com/wp-content/uploads/2017/05/Pulse-of-the-Fashion-Industry_2017.pdf

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