Zentrale Erkenntnisse:
- Die Lockerung der Lockdowns und die Belebung der Konjunktur mithilfe der Zentralbanken machen vielen Anlegern Mut und lassen sie auf eine V-förmige Erholung hoffen.
- Trotz anhaltender Klimakatastrophen ist die Aussicht auf einen „grünen Aufschwung“ in der Europäischen Union vielversprechend, sind doch die Hilfspakete auf die Erzeugung erneuerbarer Energien, ökologische Bautechnologie und Werkstoffe und E-Mobilität ausgerichtet.
- Wir gehen davon aus, dass die Lockerung der Einschränkungen für die Unternehmen unterschiedliche Erfolge bringen wird und dass diejenigen, die am Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft mitwirken oder im Bereich Digitalisierung aktiv sind, langfristig widerstandsfähiger sein dürften.
Im zweiten Quartal eines turbulenten Jahres erholten sich die Aktienmärkte kräftig, nachdem sich die Zunahme der weltweiten COVID-19-Infektionen in einigen Regionen abgeschwächt hatte und die Anleger Hoffnung schöpften, dass das Schlimmste vorüber sein könnte. In mehreren Ländern wurden die Lockdown-Beschränkungen gelockert, die Konjunkturdaten deuteten auf eine zunehmende Belebung hin und nährten die Hoffnung auf eine V-förmige Erholung der Weltkonjunktur. Unterstützt wurde die Stimmung durch das bemerkenswerte Ausmaß der geldpolitischen wie fiskalischen Stützungsmaßnahmen, die die Zentralbanken in den letzten Monaten ankündigten. Der US-Markt überflügelte die übrigen großen Märkte und verzeichnete sein bestes Quartal seit dem vierten Quartal 1998. Einen Beitrag dazu leistete die Outperformance von Technologieaktien – der Nasdaq-Index erreichte neue Allzeithochs.
Wie haben wir aus Umweltsicht abgeschnitten?
In unserem Bericht zum ersten Quartal merkten wir an, dass die COVID-19-Pandemie uns einen Blick darauf erlaubt hatte, wie eine nachhaltige Zukunft mit einem starken Rückgang von Kohlenstoffemissionen und Luftverschmutzung aussehen könnte. Die ersten Auswertungen von Satellitendaten zeigen eine Reduzierung von Stickstoffdioxiden und Feinstaubbelastung in Großstädten weltweit um 30-60% durch die Reduktion von Staus, Luftverkehr und Schwerindustrie. Wenn sich die Konjunktur allerdings wieder erholt, wird dies nicht mehr als eine kurzzeitige Unterbrechung gewesen sein, d.h. die Abschwächung der Klimakrise wird vernachlässigbar und die Klimakrise wird weiter eskalieren.
Angesichts der von der Pandemie beherrschten Schlagzeilen übersieht man leicht die jüngsten Umweltkatastrophen: Berichte von Rekordtemperaturen in der Arktis und einer Rekordzahl von Waldbränden in Sibirien. Vorausgegangen ist eine Rekordzahl von Waldbränden in Australien und dem Amazonasgebiet im vergangenen Jahr. Es ist jedoch ermutigend, dass viele Regierungen die Notwendigkeit der Dekarbonisierung ihrer Wirtschaft nicht aus den Augen verloren haben, und wir sind optimistisch, was die Aussichten eines „ökologischen Aufschwungs“ in der EU betrifft, denn die fiskalischen Unterstützungspakete zielen auf Sektoren wie die Erzeugung erneuerbarer Energien, ökologische Bautechnologien und Werkstoffe und E-Mobilität ab.
Technologieaktien vorne
Die Umstellung auf eine digitale Wirtschaft war in den letzten Jahren ein wichtiges Thema, und die Pandemie hat diesen Übergang beschleunigt. Davon profitierte unsere Strategie mit ihren Anlagen in den Segmenten Software und Halbleiter. So trug die Übergewichtung des Technologiesektors zur Outperformance bei, ebenso unser minimales Engagement in denjenigen Unternehmen, die von der Krise am meisten betroffen waren.
Auf Einzeltitelebene erzielten Avalara, ein innovativer Entwickler von Systemen für das Umsatzsteuermanagement, und Autodesk, ein Entwickler von Design-Software, eine kräftige Performance, nachdem sie mit einem unerwartet hohen Umsatzwachstum die Widerstandsfähigkeit ihrer Geschäftsmodelle bewiesen hatten. Ähnlich profitierte Cadence Design Systems von einer hohen Nachfrage nach seiner Cloud-basierten Collaboration-Software, die Leiterplattendesign und elektronische Fertigung erleichtert. Generell waren Unternehmen, die Cloud-Lösungen anbieten, sehr gefragt, als Beschäftigte in vielen Unternehmen ihre Tätigkeit ins Home-Office verlegten. Adobe meldete ein solides Umsatzwachstum dank seiner Sparten Creative, Document und Experience Cloud, ebenso Microsoft mit seinen Office- und Azure-Angeboten. Hardwareunternehmen, die sich in Cloud-Datenzentren engagieren, zählten ebenfalls zu den Gewinnern, und unsere Positionen in den Halbleiterausrüstern ASML und LAM Research erzielten eine Outperformance.
Der größte negative Performancebeitrag kam im Quartal von einem fehlenden Engagement in den Aktien von Amazon und Apple, die über 40% stiegen. Dies kostete den Fonds über 1% Performance. Unter den Positionen, die wir im Portfolio hielten, kam der größte Negativbeitrag von dem Gesundheitsdienstleister Encompass Health, da sich COVID-19 negativ auf die Aufnahmezahlen in seinen Rehabilitationseinrichtungen auswirkte, während häusliche Pflege und Hospizleistungen weiter wachsen. Der japanische Hersteller von Analyse-Tools Shimadzu belastete ebenfalls die Performance, nachdem das Unternehmen enttäuschende Gesamtjahresergebnisse gemeldet und die Wachstumserwartungen nach unten revidiert hatte. Wir glauben weiterhin, dass das Unternehmen in der Lage ist, langfristig den Umsatz zu steigern, erwarten aber eine schwache Nachfrage, da die Verbraucher aufgrund von COVID-19 Ausgaben zurückstellen.
„Gewinner“ und „Verlierer“ der COVID-Krise
Mit der allmählichen Aufhebung der Lockdown-Beschränkungen hat sich auch die Konjunktur erholt, aber der durchwachsene Erfolg der Lockerungen weltweit erinnert daran, dass dies kein leichter Prozess wird. Sektoren wie Einzelhandel, Restaurants und Unterhaltung mit persönlichem Kontakt werden weiter zu kämpfen haben, bis wieder Normalität einkehrt. Dagegen beschleunigt sich die Digitalisierung weiter, und dieser Trend spielt aus unserer Sicht beim Trend zu einer nachhaltigen Wirtschaft eine bedeutende Rolle. Die Widerstandsfähigkeit der digitalen Wirtschaft und die Tatsache, dass viele Unternehmen eine steigende Nachfrage nach ihren Dienstleistungen verzeichnen, unterstreichen, dass viele Menschen und Unternehmen mit einem geringeren CO2-Ausstoß auskommen können.
Wir sind überzeugt, dass sich der Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft fortsetzen wird; die unaufhaltsame Dynamik bei sauberen Technologien, verbunden mit wachsenden regulatorischen Belastungen für kohlenstofflastige Bereiche machen Investitionen in fossile Brennstoffe immer unattraktiver, und wir erwarten, dass saubere Energien weiter regulatorische Unterstützung erhalten werden.
Eine wachsende Zahl von Unternehmen in den Sektoren Stromerzeugung, Transport und Fertigung hat mehrjährige Investitionspläne festgelegt, die auf den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft ausgerichtet sind. Wir gehen davon aus, dass wir im nächsten Jahrzehnt unvermeidlich eine enorme Kapazitätssteigerung bei erneuerbaren Energien, Durchbrüche in Batterietechnologien und eine breite Akzeptanz von Elektrofahrzeugen bei den Verbrauchern erleben werden. Wir sind der Meinung, dass dies ein Jahrzehnt ist, in dem der Höhepunkt der Ölnachfrage klar sichtbar wird.
Es gibt viele andere Bereiche, wo wir kaum Veränderungen erwarten – die Nachfrage nach grundlegenden Gesundheitsdienstleistungen, durch alternde Bevölkerungen ohnehin steigend, ist jedoch durch die Krise nur noch weiter gestiegen; es besteht nach wie vor ein hoher Bedarf an Versicherungen und Risikomanagement; Bevölkerungswachstum und Urbanisierung werden voranschreiten und damit der Bedarf an nachhaltiger Infrastruktur, öffentlichen Verkehrsmitteln, energieeffizienten Gebäuden und Wassertechnologie. Innovationen in Bezug auf die Kreislaufwirtschaft werden weiter voranschreiten, und die Nachfrage nach zahlreichen Konsumgütern und Verbraucherdienstleistungen in den Bereichen Sport, Freizeit, Unterhaltung und gesunde Ernährung wird anhalten.
Hamish Chamberlayne, Portfoliomanager des Horizon Global Sustainable Equity Fund von Janus Henderson