Dieses FOMC-Treffen war wichtig. Die Fed führte ihren neuen Forward Guidance-Ansatz zur Zinssatzfestsetzung ein, mit dem die neue Strategie zur Inflationsbekämpfung aus dem letzten Monat konkretisiert werden sollte. Die Prognose der Fed lautet nun, dass die Zinssätze wahrscheinlich so lange unverändert bleiben werden, bis „Vollbeschäftigung“ erreicht ist und „die Inflation zwei Prozent erreicht hat und auf Kurs ist, für einige Zeit moderat über zwei Prozent zu liegen“.
Diese „taubenhafte“ Botschaft wurde durch die erste Veröffentlichung der „Punkte“ der FOMC-Zinsprognose für 2023 verstärkt, aus denen hervorgeht, dass der Ausschuss nicht damit rechnet, dass die US-Zinsen noch vor Ende dieses Jahres steigen werden.
Die Ankündigung der Fed hatte keinen nennenswerten Einfluss auf die Zinserwartungen des Marktes – bereits vor der Sitzung gingen die Investoren davon aus, dass die nächste Erhöhung der US-Zinsen nicht vor 2024 erfolgen würde. Einige könnten mit gutem Grund feststellen, dass der Wortlaut dieser neuen „erweiterten Forward Guidance“ der Fed immer noch viel Flexibilität bei der Interpretation des Zeitpunkts künftiger Zinserhöhungen lässt. Dennoch hat die Zentralbank klargestellt, dass zumindest im Moment ihr Hauptziel darin besteht, die Markterwartungen an den Zins so lange zu verankern, bis nennenswerte Fortschritte bei der Erreichung ihrer Beschäftigungs- und Inflationsziele erzielt worden sind.
Tatsache ist, dass die US-Wirtschaft in den letzten Jahrzehnten selten die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen erreicht hat, die jetzt als Voraussetzung für künftige Zinserhöhungen dargestellt werden. Solange die Inflationserwartungen nicht deutlich steigen, dürfte das Beobachten der Fed von nun an sehr langweilig werden. Es ist keine Überraschung, dass die am Markt gemessene erwartete Volatilität von US-Staatsanleihen jetzt nahe eines Allzeittiefs liegt.
Das größere Bild ist, dass die großen Zentralbanken nach jahrzehntelangen Zinssenkungen und Bilanzerweiterungen nun an die Grenzen ihres derzeitigen Instrumentariums stoßen. Auch wenn Fed-Chef Powell gerne versichern wollte, dass der Federal Reserve nicht „die Munition ausgeht“, so scheint doch klar zu sein, dass der größte Teil der großen geldpolitischen Artillerie bereits im Kampf gegen die Deflation eingesetzt worden ist. Wenn Wachstum oder Inflation in Zukunft enttäuschen, wird die Finanzpolitik mehr Verantwortung für die Wiederbelebung der makroökonomischen Dynamik übernehmen müssen als in den letzten Jahrzehnten. Das ist nicht nur in den USA so – es gilt auch für die Eurozone und Großbritannien. Die Ära der geldpolitischen Dominanz und der Faszination der Investoren für Zentralbanken geht zu Ende.
Paul O'Connor, Head of Multi-Asset, Janus Henderson Investors