Die Bedeutung der psychischen Gesundheit und des Wohlergehens ist im Zuge der Corona-Krise gestiegen. Viele Menschen sind mit Arbeitslosigkeit, wirtschaftlicher Unsicherheit, Trauer und Isolation konfrontiert oder arbeiten „an vorderster Front“ was zu einer möglichen Verschlechterung der psychischen Gesundheit führen kann. Schon vor der Pandemie waren die Zahlen über den weltweiten Zustand der psychischen Gesundheit alarmierend. Laut WHO verliert die Weltwirtschaft jährlich mehr als 1 Billion US-Dollar infolge von Depression und Angstzuständen. Im internationalen Durchschnitt gibt es pro 10.000 Menschen weniger als eine psychiatrische Fachkraft. Darüber hinaus sind gemäß Untersuchungen der Lancet Commission psychische Störungen weltweit auf dem Vormarsch und werden die Weltwirtschaft bis 2030 mit voraussichtlich 16 Billionen US-Dollar belasten.
Psyche auch Thema für Anleger
Die psychische Gesundheit ist nicht nur aus Arbeitgeberperspektive interessant, sondern sollte auch für Investoren eine Rolle spielen. Unsere Investmentteams treffen sich regelmäßig mit einer Vielzahl von Unternehmen, um über ökologische, soziale und unternehmensbezogene Aspekte (ESG) zu sprechen. Die Corona-Krise hat die Thematik in den Fokus gerückt. Als Investoren verfolgen wir bei unserem Engagement einen kooperativen Ansatz. Entsprechend teilen wir häufig unsere Erkenntnisse im Hinblick auf Best-Practice und psychische Gesundheit mit den Unternehmen, an denen wir beteiligt sind. Die Unternehmen, die sich bereits vor dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie um die psychische Gesundheit und das Wohlergehen der Mitarbeiter kümmerten, verfügten über gute Voraussetzungen, ihre Beschäftigten – wo notwendig – zusätzlich zu unterstützen. Besonders gut aufgestellt waren beispielsweise Unternehmen, bei denen ein Teil der Gesundheitsleistungen die psychische Gesundheit abdeckt und die über Programme zur Unterstützung von Mitarbeitern, interne Beauftragte für psychische Gesundheit und entsprechende Trainings verfügen. Ein weiterer wichtiger Aspekt unseres Dialogs mit den Unternehmen ist die psychische Gesundheit auch aus Kundenperspektive. Sofern angebracht, sprechen wir mit den Unternehmen und betonen die Bedeutung von Maßnahmen, die die psychische Gesundheit ihrer Kunden schützen. Da immer mehr Unternehmen Produkte, Lösungen und Dienstleistungen entwickeln, die direkt auf die Unterstützung der psychischen Gesundheit der Menschen abzielen, wird dieser Bereich auch aus Investorensicht zunehmend interessanter. Dies ist beispielsweise ein bedeutender Wachstumsbereich für Gesundheitsdienstleister, der sich auch auf verwandte Branchen erstreckt.
Klare Gewinner
Der Dialog mit den Unternehmen hat uns gezeigt, dass Unternehmen mit einer Strategie für Wohlbefinden und psychische Gesundheit im Allgemeinen über eine bessere Mitarbeiterbindung, ein angenehmeres Arbeitsumfeld und eine belastbarere Belegschaft verfügen. Als Investor ist eine kontinuierliche Zusammenarbeit mit den Unternehmen zu diesem Thema äußerst wichtig. Denn wir sind davon überzeugt, dass ein der Gesundheit förderliches, vorteilhaftes Arbeitsklima ein entscheidender Erfolgsfaktor für die Unternehmen in unseren Portfolios ist. Es ist offensichtlich, dass gut geführte Unternehmen mit der Zeit gegangen sind und sich mit der psychischen Gesundheit innerhalb ihrer Organisation befassen. Laut der WHO zeigen Studien, dass jedem Dollar, der in Maßnahmen gegen Depressionen und Angstzustände investiert wird, ein Ertrag von fünf Dollar gegenübersteht.
Nach der Pandemie
Auch nach Corona dürften die für psychische Gesundheit zuständigen Einrichtungen unter erhöhtem Druck stehen, nachdem sie bereits zuvor unter Kapazitätsengpässen litten. Viele Menschen werden unter längerfristigen Problemen leiden. Während Corona die psychische Gesundheit vieler Menschen beeinträchtigt und neue Hürden für bereits darunter leidende Personen geschaffen hat, wirkt sich die Pandemie auch auf Menschen aus, die zuvor nicht betroffen waren. In Großbritannien beispielsweise gab die Statistikbehörde kürzlich bekannt, dass die Zahl der Erwachsenen mit Depressionssymptomen sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum fast verdoppelt hat. Daher ist es für uns aus Investorensicht wichtig, die Unternehmen in unseren Portfolios oder solche, die wir ins Auge gefasst haben, dazu zu ermuntern, die erforderlichen Maßnahmen zur Unterstützung ihrer Mitarbeiter zu ergreifen. Aus Arbeitgeberperspektive werden wir weiterhin unseren Angestellten Programme zur Verfügung stellen, um jedem zu helfen, der Unterstützung braucht.
Charlotte Nisbet, Analystin im Governance and Responsible Investment Team und Mitglied der Mental Health Group von Janus Henderson Investors
Den Kommentar in Originallänge und weitergehende Informationen finden Sie hier.