Die ganze Welt blickt diese Woche auf die nationalen Zusicherungen zur Senkung der Emissionen, aber auch auf die Details, wie diese Reduktionen erreicht werden sollen. Eins darf man nicht vergessen: Es ist sehr einfach, Netto-Null-Verpflichtungen bis 2050 einzugehen – die heutigen politischen Entscheidungsträger werden 2050 jedoch nicht mehr an der Macht sein. Genau wie die CEOs, die sich derzeit zu Netto-Null-Emissionen bis 2050 verpflichten, werden in den nächsten drei Jahrzehnten mehrere Managementteams kommen und gehen, und die derzeitigen Führungskräfte werden nicht diejenigen sein, die für die Einhaltung der Zusagen verantwortlich sind. Deshalb müssen konkrete Maßnahmen ergriffen und nicht nur Versprechungen gemacht werden.
Wenn die COP26 als Erfolg gewertet werden soll, erwarten wir die Festlegung konkreter Handlungspunkte mit entsprechenden Maßnahmen zur Klimafinanzierung für gefährdete Länder und Entwicklungsländer sowie internationale Verpflichtungen gegen die Entwaldung, zur Anpassung an den Klimawandel und zum Ausstieg aus der Kohle und aus Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren. Ein Durchbruch bei der globalen Kohlenstoffbepreisung ist ebenfalls unabdingbar, um Netto-Null-Emissionen fristgerecht zu erreichen. Wichtig ist, dass die Zusagen (Worte) detaillierter und mit Etappenzielen durch rechtsverbindliche Maßnahmen (Aktionen) erfolgen.
Erst wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, kann mit der Finanzierung der Transformation ernsthaft begonnen werden. Es bedarf einer klaren Politik, um Unsicherheiten in puncto Nachhaltigkeit zu verringern, damit langfristige Investments getätigt werden können. Wenn die Regierungen dies unterstützt, wird der Privatsektor folgen.
Die COP26 und der Netto-Null-Übergang sind unglaublich komplex, voller Risiken und erfordern eine noch nie dagewesene globale Zusammenarbeit und Entschlossenheit von Regierungen, Unternehmen und der gesamten Gesellschaft. Die Bereitschaft in allen Regionen und auf allen Ebenen der Gesellschaft, einen echten Wandel herbeizuführen und die notwendigen Voraussetzungen für die Transformation zu schaffen, wächst jedoch von Tag zu Tag. Wir brauchen eine COP, die eine Überarbeitung unseres auf fossile Brennstoffe ausgerichteten Wirtschaftsmodells ermöglicht, den Übergang zu einer kohlenstoffarmen und kreislauforientierten Wirtschaft vorantreibt und eine ökologische, wirtschaftliche, soziale und finanzielle Katastrophe abwendet. Die Zeit war noch nie so knapp, und es stand noch nie so viel auf dem Spiel.
Adrienn Sarandi, Head of ESG Strategy & Development, Janus Henderson Investors