US-Konsumentenstärke
2021 hat die Inflation, gemessen am Verbraucherpreisindex (VPI), deutlich zugenommen. Andere wichtige Wirtschaftsindikatoren wie Arbeitslosigkeit, Beschäftigungsquote, Einzelhandelsumsätze und Einkaufsmanagerindizes (PMI) tendieren jedoch weiterhin positiv. Für die US-Wirtschaft, die in hohem Maße von Verbraucherausgaben abhängt, sind die Verkaufszahlen des Einzelhandels zu Beginn der Weihnachtseinkaufssaison besonders vielversprechend. Die vorläufigen Einzelhandelsumsätze stiegen im Oktober saisonbereinigt um 1,7% gegenüber dem Vormonat1. Dies zeigt die hohe Kaufbereitschaft und -kraft der Verbraucher trotz des inflationären Gegenwinds.
Wir sind davon überzeugt, dass Verbraucher in den kommenden Quartalen dank hoher Spareinlagen, einer deutlichen Aufwertung des Aktien- und Immobilienmarktes und eines stärkere Beschäftigungswachstum hohe Ausgaben tätigen können. Kontinuierliche Impfungen, die Weiterentwicklung des zusätzlichen medizinischen Fortschritts zur Behandlung von Corona und die Abschwächung der Delta-Variante dürften dazu führen, dass allmählich wieder mehr Arbeitnehmer beschäftigt werden und die derzeitigen Lieferengpässe abgebaut werden. Auch wenn einige Restinflationseffekte fortbestehen könnten, glauben wir, dass sich der jüngste Anstieg der Inflationsrate größtenteils als vorübergehend erweisen wird. Darüber hinaus gehen wir davon aus, dass die US-Notenbank (Fed) ohne überraschende Daten weiterhin Geduld an den Tag legen und auf ein stärkeres Wirtschaftswachstum setzen wird, anstatt die Zinsen präventiv anzuheben.
Obgleich die Märkte in den letzten Monaten auf oder positivnahe ihren Allzeithochs gehandelt wurden, bleiben wir bullish gegenüber US-Aktien, insbesondere im Vergleich zu festverzinslichen Wertpapieren, wo die Spreads auf einem historisch engen Niveau bleiben. Obwohl die Renditen von Staatsanleihen stiegen, als die Fed eine möglicherweise weniger akkommodierende Politik andeutete, sieht die Gewinnrendite des S&P 500® Index im Vergleich zur Rendite 10-jähriger Staatsanleihen weiterhin relativ attraktiv aus.
Wachstumsthemen bleiben intakt
Viele der langfristigen Wachstumsthemen, die bereits vor der Pandemie existierten und sich in der Folge verstärkt haben, bleiben bestehen. Dazu gehören der Übergang zu E-Commerce und die damit verbundene Zunahme des elektronischen Zahlungsverkehrs, das Wachstum von Cloud Computing und Software-as-a-Service-Anwendungen sowie Innovationen im Gesundheitswesen.
Während der Pandemie konnten wir beobachten, dass bestimmte Unternehmen, die über die nötige Größe und Bilanzstärke verfügen, um in die Digitalisierung zu investieren, Marktanteile gewinnen, die in einem normaleren Marktumfeld erst nach mehreren Jahren erreicht worden wären. Wir sehen Chancen für die Digitalisierung, das Wachstum in allen Wirtschaftssektoren weiter voranzutreiben auch in weniger offensichtlichen Marktsegmenten wie der Industrie. So sind wir beispielsweise der Meinung, dass Ausgaben für die Lieferketteninfrastruktur und die Automatisierung von Fertigungsprozessen das Wachstum von Unternehmen, die diese Trends berücksichtigen, ankurbeln können, und dass dieses Wachstumspotenzial vom Markt möglicherweise nicht in vollem Umfang erkannt wird.
Chancenorientiert, aber risikobewusst
Wir haben in den zyklischen Sektoren in der Konjunkturerholung einen soliden Aufschwung erlebt, sind jedoch der Meinung, dass die Anleger bei ihrem Exposure in diesen Bereichen selektiv vorgehen müssen. Viele Unternehmen in den Werkstoff- und Investitionsgüter-Segmenten haben sich aufgrund des raschen Anstiegs der Rohstoffpreise auf ein Niveau weit über den Kursen vor der Pandemie erholt. Wir sind der Meinung, dass in diesen Bereichen Vorsicht geboten ist, während der Markt bestimmt, ob das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage bestehen bleibt und die Rohstoffpreise weiterhin hoch bleiben.
In der Reisebranche haben sich einige Unternehmen erholt und verzeichnen nun einen deutlich höheren Marktwert als vor der Corona-Krise, auch wenn sie noch Jahre davon entfernt sein könnten, die Gewinne und Cashflows von vor der Pandemie zu erreichen. Im Gegensatz dazu waren einige Unternehmen mit solideren Bilanzen in der Lage zu investieren und ihren Marktanteil auszubauen, anstatt sich nach der Pandemie auf den Schuldenabbau konzentrieren zu müssen.
Obwohl wir uns der weiterhin bestehenden Risiken bewusst sind, sehen wir immer noch erhebliche Chancen am Markt. Wir werden weiterhin die Inflation der Inputkosten und der Arbeitskosten beobachten und prüfen, wie sich diese Faktoren nach Jahren allgemeiner Rentabilitätsverbesserung auf die Gewinnspannen der Unternehmen auswirken werden. Wir finden es weiterhin wichtig, Unternehmen mit Preissetzungsmacht und dauerhaften Wettbewerbsvorteilen zu identifizieren, die dazu beitragen können, das Inflationspotenzial zu bekämpfen. Auch die politischen Entwicklungen im Zusammenhang mit dem Infrastrukturgesetz, der Schuldenobergrenze und der Steuerreform werden wir im Auge behalten. Die Auswirkungen der Steuerreform auf die Ausgaben der Verbraucher und die Auswirkungen auf die Aktionärsrenditen und das künftige Investitionsvolumen der Unternehmen müssen unbedingt verfolgt werden.
Angesichts der potenziell höheren Volatilität und der steigenden Inflation, halten wir es weiterhin für wichtig, Unternehmen zu finden, die ihren Kunden einen bedeutenden wirtschaftlichen Nutzen bieten und gleichzeitig einen konstanten freien Cashflow generieren und ihr Kapital erfolgreich einsetzen. Wir sind der Meinung, dass diese Unternehmen unabhängig von kurzfristigen Veränderungen im Anlageumfeld besser für langfristiges Wachstum positioniert sind.
Jeremiah Buckley, Portfoliomanager bei Janus Henderson Investors