Die FOMC-Sitzung dürfte das wichtigste Marktereignis der Woche sein, allerdings sie ist nur eine Etappe auf dem Weg zur globalen geldpolitischen Normalisierung. Zwar bemühen sich die globalen Aktienmärkte seit dem vierten Quartal 2021, die veränderten globalen geldpolitischen Aussichten neu zu bewerten, doch ist dieser Prozess noch lange nicht abgeschlossen. Der FOMC wird die Schwierigkeiten des Aktienmarktes bei der Bewertung der Folgen des globalen Zinsanstiegs und der Beendigung der Anleihekäufe der Zentralbanken nicht beseitigen. Dies wird wahrscheinlich noch viele Monate lang das beherrschende Marktthema für globale Aktien bleiben.
Nach dem FOMC wird sich die Aufmerksamkeit natürlich wieder auf die US-Berichtssaison richten, die bereits einige beträchtliche Kursreaktionen ausgelöst hat. Während die bisherigen Anzeichen darauf hindeuten, dass die Gewinndynamik weiterhin hoch ist, lassen die hohen Bewertungen der US-Aktien kaum Spielraum für Enttäuschungen.
Geopolitik und China
Die Lage in der Ukraine bleibt ein zentrales Thema für die europäischen Anleger. Die Entscheidungen der Regierungen Großbritanniens und der USA vom Montag, das Botschaftspersonal aus der Ukraine abzuziehen, hat die wichtigsten europäischen Finanzmärkte gezwungen, sich mit einem Thema zu befassen, das bis dahin nur russische und ukrainische Vermögenswerte wirklich betroffen hatte. Die Prognosen für die Zukunft sind sehr dürftig. Die Märkte werden wahrscheinlich weiterhin angespannt bleiben, da das Risiko einer raschen Eskalation der Feindseligkeiten weiter besteht.
Auch wenn ein Krieg in der Ukraine eine große menschliche Tragödie und eine Quelle erheblicher politischer Spannungen sein mag, so dürfte er doch lokal begrenzt sein und nur geringe politische und militärische Folgen über Russland und die Ukraine hinaus haben. Die wichtigsten wirtschaftlichen Auswirkungen dürften im Zusammenhang mit dem Druck auf die Erdgaspreise zu sehen sein, der zu einem Zeitpunkt entsteht, zu dem die Energiemärkte bereits sehr angespannt sind.
Obwohl die Schlagzeilen aus China in den letzten Monaten keinen großen Einfluss auf die globalen Märkte hatten, könnten die dortigen Entwicklungen die Aufmerksamkeit der Anleger in den kommenden Wochen wieder auf sich ziehen. Während Pessimisten sich auf die Verlangsamung des Wachstums und die Schwierigkeiten im Immobiliensektor konzentrieren mögen, können Optimisten argumentieren, dass diese Bedenken bekannt und gut eingepreist sind und dass die sich abzeichnende Lockerung der Politik von nun an die marktbewegenden Nachrichten sein können. Auch wenn das fundamentale Umfeld schwierig ist, sehen wir nach der letztjährigen Flaute durchaus Spielraum für eine taktische Erholung bei chinesischen Aktien.
US-Aktien versus europäische Aktien
Im Vergleich zu globalen Aktien scheinen britische Aktien nach vielen Jahren der Underperformance die Talsohle erreicht zu haben. Tatsächlich haben sich britische Aktien seit Ende 2020 besser entwickelt und waren in den letzten Monaten besonders stark. Der FTSE100-Index hat sich seit Ende November (in gemeinsamer Währung) um fast 10 % besser entwickelt als der weltweit größte Index für Aktien.
Wir haben britische Aktien übergewichtet, da wir von den attraktiven relativen Bewertungen und dem Potenzial für eine Rotation zurück zu diesem Markt überzeugt sind, nachdem die Anlegerströme jahrelang in US-Aktien und in fast alle wichtigen Märkte außer Großbritannien geflossen sind. Während die mäßige Gewichtung von säkularen Wachstumstiteln die relative Performance des FTSE100 in den letzten Jahren stark belastet hat, scheint die Sektorzusammensetzung des Index nun endlich in Mode zu kommen, da die seit langem erwartete globale Rotation von Growth zu Value endlich etwas an Fahrt zu gewinnen scheint.
Die Eskalation der politischen Spannungen zwischen Russland und der Ukraine hat in den letzten Tagen unweigerlich die Stimmung an den Aktienmärkten der Eurozone belastet. Obwohl die dortigen Entwicklungen die derzeitige Energieknappheit in Europa erheblich verschärfen könnten, scheint es jedoch unwahrscheinlich, dass der Konflikt dauerhafte wirtschaftliche Auswirkungen auf den Kontinent haben wird. Die Geschichte zeigt, dass lokale militärische Konflikte in der Regel keine dauerhaften Konsequenzen für die globalen Märkte haben. Da hier bereits einige schlechte Nachrichten eingepreist sind, sehen wir künftige Entwicklungen in dieser Hinsicht als recht symmetrische Risiken für die europäischen Aktienmärkte.
Paul O’Connor, Head of Multi-Asset bei Janus Henderson Investors