- Eine von Charlie Munger geprägte multidisziplinäre Denkweise bei nachhaltigen Aktienanlagen ist der Schlüssel zur Überwindung kognitiver Verzerrungen und hat das Potenzial, attraktive Anlageergebnisse zu erzielen.
- Kombination von strengen Nachhaltigkeits- und traditionellen Finanzanalysen.
- Uber, ASML und CGI mit hohem positiven Potenzial auch gesellschaftlich.
Wir beginnen mit zwei simplen Fragen:
- Macht das Unternehmen die Welt zu einem besseren Ort?
- Kann das Unternehmen im Laufe der Zeit für mehr Wohlstand sorgen?
Anschließend bewerten wir mithilfe unseres multidisziplinären Ansatzes – einer Kombination aus strenger Nachhaltigkeits- und traditioneller Finanzanalyse – die Auswirkungen eines Unternehmens auf die Triple-Bottom-Line: Planet, Mensch und Gewinne.
Dieser Ansatz orientiert sich an der Denkweise des verstorbenen Charlie Munger, dem ehemaligen stellvertretenden Vorsitzenden von Berkshire Hathaway. Mungers Philosophie basiert auf der Idee einer multidisziplinären Lebenseinstellung, der er einen Großteil seines Erfolgs zuschreibt. So betonte er insbesondere, wie wichtig es ist, über den Tellerrand hinaus zu blicken, Wissen und Weisheit aus einer Vielzahl von Bereichen zu schöpfen oder „große Ideen“ aus allen verschiedenen Disziplinen zu entwickeln. In dem Sinne versuchen wir uns mit unserem Denken in einem weit gefassten Rahmen zu bewegen anstatt in Schubladendenken zu verfallen. Dies würde unseres Erachtens den Anlageerfolg einschränken.
Netzwerkeffekte und „Winner-Takes-Most“-Dynamik
Der Fahrdienstvermittler Uber ist ein gutes Beispiel für nachhaltigen Verkehr. Die Plattform des Unternehmens fördert eine höhere Fahrzeugauslastung und damit die Entwicklung der Kreislaufwirtschaft. Gleichzeitig können die Fahrgäste durch Mitfahrgelegenheiten ihre Reisekosten senken. Unabhängige Untersuchungen deuten darauf hin, dass Uber auch zur Verbesserung der Fahrgastsicherheit beiträgt, indem es die Zahl der Alkoholfahrten und der alkoholbedingten Verkehrstoten in den USA reduziert.
Zur Reduzierung des CO2-Fußabdrucks hat sich Uber verpflichtet, bis 2030 in Kanada, Europa und den USA und bis 2040 weltweit eine vollständig elektrische, emissionsfreie Plattform zu werden. Die Plattform hat bereits monatlich 74.000 Fahrer mit emissionsfreien Fahrzeugen, die in den USA, Kanada und Europa auf der App aktiv sind.
Das Unternehmen verfolgt ein traditionelles Netzwerkeffekt- bzw. „Winner-takes-most“-Geschäftsmodell, bei dem das Ertragsprofil als konvex angesehen werden kann. Wenn also ein bestimmter „Tipping Point“ in Bezug auf Größe/Marktanteil überschritten wird, ermöglicht die daraus resultierende Vormachtstellung der Plattform eine beschleunigte Cash-Generierung. Skalierung erzeugt Skalierung: Der Schwungradeffekt setzt ein, wenn mehr Fahrgäste auf der Plattform sind, weil die Abholzeiten kürzer sind, was darauf zurückzuführen ist, dass mehr Fahrer auf der Plattform sind, weil es mehr potenzielle Kunden gibt, und so setzt sich die Rückkopplungsschleife fort.
Die Fixkosten von Uber, die größtenteils aus zentralen Kosten bestehen, steigen in der Regel nicht proportional zum Umsatzwachstum. Infolgedessen verfügt das Unternehmen über ein hockeyschlägerartiges Cash-Generierungsprofil, d. h. es müssen nur sehr wenige zusätzliche Kosten aufgewendet werden, um das Schwungrad anzukurbeln. Das Unternehmen tritt jetzt in eine neue Wachstumsphase ein, da es bereits eine gewisse Größe in seinen Schlüsselmärkten erreicht hat, was unseres Erachtens dazu führt, dass Uber als Sieger hervorgeht.
Schwer reproduzierbare Wettbewerbsvorteile
ASML ist ein weltweiter Halbleiterhersteller. Seine Produkte ermöglichen den Fortschritt des Mooreschen Gesetzes hin zu immer kleineren, billigeren, leistungsfähigeren und energieeffizienteren Halbleitern, was wiederum zu immer leistungsfähigerer und effizienterer Elektronik führt. ASML spielt auch eine wichtige Rolle bei der Dekarbonisierung der energieintensiven Halbleiterindustrie. Das Unternehmen hat den Energieverbrauch pro belichtetem Waferdurchlauf um 37% gesenkt und will diesen Wert bis 2025 um 60% reduzieren.
ASML hat verschiedene Wettbewerbsvorteile entwickelt, die unserer Meinung nach nur schwer aufzuholen sind. Der bedeutendste Wettbewerbsvorteil ist seine Technologieführerschaft. Das Unternehmen investiert massiv in Forschung und Entwicklung und überschreitet ständig die Grenzen des Möglichen im Lithographiebereich. So ist beispielsweise die patentgeschützte EUV-Lithografie (Extreme Ultraviolet Lithography) für die Herstellung hochentwickelter Mikrochips unerlässlich. Derzeit sind die Maschinen von ASML die einzigen, die diese hochentwickelten Chips herstellen können, was dem Unternehmen einen erheblichen Wettbewerbsvorteil verschafft. Manche bezeichnen ASML daher auch als „das einzige Pferd im Rennen“ im Bereich der Lithographie.
Starke Kundenbeziehungen sind ein weiterer Schlüsselfaktor für den Erfolg von ASML. Langjährige Partnerschaften mit einigen der größten Halbleiterhersteller weltweit – darunter Intel, Samsung und TSMC – ermöglichen es dem Unternehmen, seine Produkte an die Kundenanforderungen anzupassen. Einige Kunden haben ihre Produktionsanlagen sogar so umgestaltet, dass sie für die EUV-Technologie von ASML geeignet sind – eine kostspielige Angelegenheit.
Aufgrund seiner Marktmacht hat ASML Größenvorteile erzielt, die seine Wettbewerber nicht erreichen können. Dadurch kann das Unternehmen seine Lithografie-Maschinen zu niedrigeren Kosten als seine Konkurrenten herstellen, was wiederum eine wettbewerbsfähigere Preisgestaltung ermöglicht. Wir glauben daher, dass ASML über schwer zu reproduzierende Wettbewerbsvorteile verfügt, die eine Verdrängung von seiner Spitzenposition in der Foundry-Branche unwahrscheinlich machen.
Eigentümer mit Herzblut
Laut einer von der Krannert School of Management der Purdue University durchgeführten Studie sind gründergeführte Unternehmen im S&P 500 tendenziell innovativer. Solche Unternehmen generieren im Durchschnitt 31% mehr Patente, die außerdem meist auch noch wertvoller sind. Weitere Studien zeigen, dass gründergeführte Unternehmen bei wichtigen Risiko- und Ertragskennzahlen besser abschneiden. Dies liegt daran, dass Gründer ihre Unternehmen oft als lebenslange Projekte sehen und motivierter sind, sich durch alle Hindernisse zu kämpfen. Sie sind mit Leib und Seele dabei.
CGI ist der fünftgrößte unabhängige IT-Dienstleister und Outsourcing-Anbieter der Welt. Das Unternehmen bietet End-to-End-Dienstleistungen und -Lösungen für die digitale Transformation an. Es unterstützt seine Kunden bei der Entwicklung, der Implementierung, dem Betrieb und der Wartung von Technologien, die für einen effizienten Geschäftsbetrieb erforderlich sind. Dies führt letztendlich zu effizienteren Kundenergebnissen. Das Unternehmen hat bisher viel Shareholder-Value geschaffen, was unserer Meinung nach auf das Engagement des Vorstandsvorsitzenden und Gründers des Unternehmens zurückzuführen ist, der rund 11% der ausgegebenen Aktien besitzt.
CGI scheint von seiner Gründermentalität zu profitieren. Das Unternehmen ist stets auf die neuesten technologischen Entwicklungen sowie die Entwicklung und den Ausbau seiner Plattform für geistiges Eigentum ausgerichtet und hebt sich dadurch als Anbieter für die digitale Transformation ab. Wir schätzen den Ansatz von CGI, seine Mitarbeiter als „Teilhaber“ anzusprechen, was bei den Beschäftigten ein Gefühl von Verantwortung und Eigentümerschaft hervorruft und die Leistung mit Stolz erfüllt.
Insgesamt glauben wir, dass ein eigentümergeführtes Geschäftsmodell zu einer stabileren Governance-Struktur mit echter Ausrichtung auf die Anteilseigner führen kann – ein Element, das für die Nachhaltigkeit und das ESG-Profil eines Unternehmens unerlässlich ist, da es die Anreize für eine langfristige Perspektive schafft.
Fazit
Wir sind nach wie vor der Meinung, dass attraktive Ergebnisse nur durch unkonventionelles Denken erzielt werden können. Albert Einstein, ein Musterbeispiel des „unkonventionellen“ Denkens, sagte einmal: „Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“
Mit unserem multidisziplinären Ansatz, der sich auf verschiedene Fachbereiche stützt, können wir ein investierbares Universum von Unternehmen zusammenstellen, das sich von anderen unterscheidet. Wir befürworten diesen Ansatz, da er die Erkenntnisse einer gründlichen Nachhaltigkeits- mit der Sorgfalt einer konventionellen Finanzanalyse verbindet.
Von Suney Hindocha, Analyst im Global Sustainable Equity Team, Janus Henderson Investors