Eine Einschätzung: Trumps „Lieblingswort“ bleibt Zölle

Janus Henderson Investors | 04.02.2025 10:53 Uhr
Oliver Blackbourn, Portfolio Manager, Janus Henderson Investors / © e-fundresearch.com / Janus Henderson Investors
Oliver Blackbourn, Portfolio Manager, Janus Henderson Investors / © e-fundresearch.com / Janus Henderson Investors

  • Trump hat sein „Lieblingswort“ – Zölle – gegen Kanada, Mexiko und China ausgesprochen und damit eine heftige Reaktion der Märkte ausgelöst.
  • Laut US-Regierung sind die Zölle Mittel der Bekämpfung illegaler Einwanderung und Drogenhandel. Allerdings ist nicht auszuschließen, dass die Beseitigung von Handelsungleichgewichten die eigentliche Motivation ist.
  • Die Situation bleibt unklar. Anleger sollten sich auf die potenziellen Auswirkungen eines Handelskonflikts vorbereiten – darunter ein Wiederaufleben der Inflation, verzerrte Handelsströme und ein steigender US-Dollar.

Die zweite Woche in Folge erlebten die US-Märkte Turbulenzen: Anleger reagierten auf die Ankündigung von Präsident Trump, dass die USA umfangreiche Zölle in Höhe von 25 % auf Mexiko und Kanada (mit Ausnahme von kanadischen Energieprodukten, für die der niedrigere Satz von 10 % gilt) sowie zusätzliche Zölle in Höhe von 10 % auf chinesische Waren erheben würden. Die Märkte reagierten zwar heftig, doch die Situation ist immer noch nicht endgültig geklärt. So kündigten sowohl die mexikanische Präsidentin Claudia Scheinbaum als auch der kanadische Premierminister Justin Trudeau an, dass die Zölle um mindestens einen Monat verschoben werden würden. China wiederum erklärte, die Situation noch zu prüfen.

Unterschiedliche Motivationen

Es überrascht kaum, dass Trump seine Eröffnungsoffensive gegen die drei größten Importlieferanten der USA richtet – allerdings dürften sich seine Beweggründe je nach Region unterscheiden.

Als Hauptgründe gegenüber Mexiko wurden die Grenzkontrolle und die Lieferwege für Fentanyl genannt, aber auch die Handelsdefizite spielen für den neuen Präsidenten eine zentrale Rolle. Unabhängig davon könnte die rasche Neubewertung der Zölle gegenüber Mexiko und Kanada auf einen Ausweg aus dieser Situation hindeuten.

China hingegen ist ein strategischer Rivale. Wie sich während der ersten Präsidentschaft Trumps gezeigt hat, wurde das Land von der Regierung als Hauptziel für den Handel auserkoren. Obwohl sich das US-Handelsdefizit mit China verbessert hat, ist es im Vergleich zu anderen Ländern nach wie vor beträchtlich.

Folgeeffekte

Die größte Unsicherheit hinsichtlich der Folgen von Zöllen ist der Zeithorizont, über den sie voraussichtlich erlassen werden. Längerfristige oder dauerhafte Zollerhöhungen könnten für Wachstum und Inflation schädlicher sein als solche, die als kurzfristiges Verhandlungsmittel eingesetzt werden. Jegliche Zölle dürften die Inflation ankurbeln – allerdings hängt dies von den betroffenen und den nicht berücksichtigten Waren ab.

Die Entscheidung, die kanadischen Energieimporte mit einem niedrigeren Satz von 10 % zu belegen, wurde wahrscheinlich mit Blick auf die inflationären Auswirkungen getroffen. Eine Inflationsbeschleunigung infolge von veränderten handelspolitischen Maßnahmen könnte auch dazu führen, dass die Federal Reserve (Fed) eine längere Pause einlegt oder möglicherweise eine Zinserhöhung in Erwägung zieht, sollten die Zölle zu höheren Verbraucherpreisen führen. Eine Inflationsrate, die mit einer „3“ beginnt, dürfte den Geldpolitikern Kopfzerbrechen bereiten.

Gezielte Maßnahmen könnten sich auch auf die amerikanische Industrieproduktion auswirken. Eine höhere Inflation könnte die Realeinkommen der Verbraucher belasten – allerdings muss auch hier das Ausmaß noch abgewartet werden.

Allerdings gibt es auch eine gegenläufige Entwicklung bei den Devisen. Die Währungen der von den Zöllen betroffenen Länder haben deutlich an Wert verloren, seit Trump bei den Wahlen im letzten Herbst an Einfluss gewonnen hat. Seit Ende September notieren der mexikanische Peso, der kanadische Dollar und der Euro 7 bis 9 % schwächer gegenüber dem US-Dollar. Das macht ihre Waren in US-Dollar etwas billiger - ohne Berücksichtigung der Zölle. Sollten die Zolleinnahmen letztlich dazu dienen, die Begründung für die separate Frage der Steuersenkungen zu untermauern, könnte auch ein gewisser positiver Ausgleich durch ein höheres Wachstum erzielt werden. Allerdings dürften die Steuerverhandlungen erst sehr viel später im Jahr stattfinden, sodass eine Lücke zwischen diesen beiden politischen Bereichen entsteht.

Erste Marktreaktionen

Nach starken Verlusten am frühen Montag erholten sich die Aktienmärkte nach der Ankündigung des mexikanischen Präsidenten am selben Tag wieder etwas. Die Ankündigung von Trudeau kam nach US-Börsenschluss. Die Andeutung, dass – im Gegenzug für Zugeständnisse – eine schnelle Umkehr möglich ist, ließ die Märkte auf eine kurzlebige Episode hoffen, auch wenn dies vielleicht nur bei Mexiko und Kanada der Fall ist.

Die Verluste an den US-Aktienmärkten wurden von den Sektoren Technologie und zyklische Konsumgüter bestimmt – die Folgen der Zölle waren in den Bereichen Technologie-Hardware sowie Automobile und Komponenten am deutlichsten zu spüren. Europäische Aktien verzeichneten einige der größten Verluste unter den großen Märkten. Im Gegensatz dazu erholten sich die Futures des chinesischen Hang Seng Index deutlich ins Plus – ein Zeichen dafür, in welchem Ausmaß negative Handelsergebnisse erwartet wurden.

Wie als Reaktion auf die Zölle zu erwarten war, verzeichnete der US-Dollar eine Aufwertung auf breiter Basis. Aufgrund der Befürchtungen der Anleger hinsichtlich eines möglichen Inflationsanstiegs und einer möglichen Reaktion der Fed stiegen die Renditen kürzerfristiger US-Treasuries. Dagegen fielen die Renditen von Anleihen mit längeren Laufzeiten, da die Anleger die möglichen negativen Auswirkungen auf das Wachstum einpreisten, sollte eine aggressivere Handelspolitik beibehalten werden oder die aktuelle Situation eskalieren.

Die Ankündigungen wurden von Wirtschaft und Politik, auch innerhalb der republikanischen Partei, schnell kritisiert. Jeglicher Druck aufgrund eines Marktrückgangs und innenpolitischer Unruhe könnte der Schlüssel sein, um eine praktikable Lösung zu erzwingen. Wir können jedoch das Risiko einer möglichen Eskalation an anderer Stelle nicht ausschließen: Die Europäische Union dürfte auf einen erneuten Handelskonflikt gefasst sein.

Andere Länder wie Japan, Vietnam, Korea und Taiwan haben ebenfalls große Handelsdefizite mit den USA und könnten noch ins Visier geraten, falls das Gleichgewicht von Importen und Exporten wirklich ausschlaggebend ist. Die neue US-Regierung hat wiederholt signalisiert, dass die Handelspolitik erneut ein aktives Instrument zur Durchsetzung ihrer internationalen Agenda ist. Die Anleger schienen sich bis zu diesem Zeitpunkt die Ohren zuzuhalten, dürften jetzt aber aufmerksamer zuhören.

Oliver Blackbourn, Portfolio Manager, Janus Henderson Investors

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