Während der breite US-Aktienindex erstmals ins Bärenmarkt-Territorium rutschte, d.h. gegenüber dem Jahreshoch mehr als 20 % an Wert verlor, profitiert der US-Dollar von den globalen Unsicherheiten und den Zinsschritten der Fed. Ein Euro ist derzeit 1,05 US-Dollar wert, vor einem Jahr lag man noch bei ca. 1,2 US-Dollar. Was sind die Gründe für die USD-Rallye und hat dies Auswirkungen für die Anleger?
FED-Zinspolitik und Volatilität als Kurstreiber
Die Volatilität an den Devisenmärkten ist gestiegen, das begünstigt den USD, der als sicherer Hafen angesehen wird. Hauptverantwortlich für die gestiegene Volatilität ist die straffere Geldmarktpolitik der US-Notenbank FED, die die Zinsen erhöht hat und die Anleihenkäufe zurückfährt. Das hat dem USD gegenüber dem Euro Aufwind gegeben.
Allerdings werden auch seitens der EZB mittlerweile 3-4 Zinserhöhungen noch in diesem Jahr erwartet. Ob dies den Euro aber stärken wird, ist fraglich, da die konjunkturellen Prognosen für den Euroraum zurückgeschraubt wurden. Um den Euro zu stärken braucht es, abgesehen von einem raschen Einschreiten der EZB bei den Zinsen, auch positiver Signale für ein Ende des Krieges in der Ukraine. Es ist daher wahrscheinlich, dass der USD seine Stärke in diesem Umfeld behalten wird und durchaus auch die Parität, also ein Wechselkurs von EUR/USD von 1:1 erreicht wird.
Auswirkungen des starken US-Dollar auf Anleger
Die US-Aktien im Portfolio profitieren vom gestiegenen US-Dollar in Form von Wechselkursgewinnen, welche die gefallenen Kurse zumindest teilweise mildern. Damit ist aber die Liste an positiven Effekten auch schon wieder am Ende. Öl und Gas werden häufig in USD gehandelt, durch die Aufwertung steigen die Preise zusätzlich. Kredite, die in USD aufgenommen wurden, verteuern sich. Gerade für die Emerging Markets (EM) wirkt sich diese Entwicklung dämpfend aus. Insgesamt trägt der starke US-Dollar zu einer Verschärfung der Inflationsproblematik bei (außer für die USA, die von nun billigeren Importen profitieren), verbunden mit den Rezessionsängsten bedeutet dies derzeit ein sehr herausforderndes Klima für Anleger. Es ist davon auszugehen, dass dieses Umfeld in den nächsten Monaten bestehen bleibt.
Harald Holzer, MBA, CFA, Mitglied des Vorstandes / Chief Investment Officer, Kathrein Privatbank