99% aller im S&P 500 gelisteten Unternehmen haben per Ende letzter Woche ihre Ergebnisse für das vierte Quartal 2022 vorgelegt und die Bilanz fällt gemischt aus. 67,7% der Firmen konnten die Erwartungen der Analysten übertreffen, 26,2% lagen teilweise deutlich darunter. Der restlichen Unternehmen berichteten im Rahmen des Erwarteten. In Europa fällt der Trend positiver aus. Alles in allem vermochten die berichteten Zahlen die Anleger aber nicht zu begeistern.
Negatives Gewinnwachstum im S&P 500
Die mit Abstand größten Enttäuschungen waren im Sektor Kommunikationsdienstleistungen zu beobachten. In diesem Sektor sind nicht nur Telekomunternehmen, sondern seit der Umstellung im September 2018 vor allem Firmen aus dem Bereich Medien & Unterhaltung. Die bekanntesten Vertreter sind neben der Google-Mutter Alphabet, Meta Platforms Inc (früher, Facebook Inc), die Match Group (Dating Plattformen), Disney und Netflix. Während der Walt Disney Konzern die Konsensschätzung um rund 1/3 übertraf, verfehlte Netflix das Ergebnis pro Aktie um mehr als 70%.
Die höchsten positiven Gewinnüberraschungen gab es im Sektor Nicht-Basiskonsum (langlebige Konsumgüter, Bekleidung und Onlinehandel).
Im wichtigen IT-Sektor (76 Unternehmen von den 500 im S&P Index) konnten zwar mehr als 80% der Unternehmen die Erwartungen übertreffen, die durchschnittliche Gewinnüberraschung lag allerdings nur knapp über 0%.
Das stärkste Gewinnwachstum verzeichneten die Energietitel (allen, voran die Zulieferindustrie: Haliburton oder Schlumberger Ltd), gefolgt von den Industriewerten und den Unternehmen aus dem Nicht-Basiskonsumsektor (Amazon, Chipotle Mexican Grill, Tesla oder Yum Brands).
In Summe lag das durchschnittliche Gewinnwachstum der S&P 500 Unternehmen bei -2,6%. Mit + 5,6% war hingegen das Umsatzwachstum deutlich positiv.
Europa schlägt USA
Fast drei Viertel der europäischen Unternehmen im Stoxx Europe Index haben ihre Zahlen für das 4. Quartal 2022 vorgelegt. Positiv sind sowohl das Gewinnwachstum (+7,8%) als auch das Umsatzwachstum (+9,6%). Wenig überraschend führen die großen Erdöl-/-gas Multis die positive Gewinnliste an. Die europäischen Banken konnten ebenfalls mit guten Zahlen glänzen. Gewinnrückgänge und negative Überraschungen wurden vor allem bei den Chemie- und Rohstoffunternehmen gemeldet.
Die Marktteilnehmer konzentrieren sich nun wieder vermehrt auf volkswirtschaftliche Zahlen und hier vor allem auf den weiterhin angespannten Arbeitsmarkt in den USA. Am kommenden Freitag legt das Arbeitsministerium die dementsprechenden Zahlen vor. Neben der Preisniveaustabilität ist ein hoher Beschäftigungsstand das wichtigste Ziel der Geldpolitik der Federal Reserve (Fed). Es sind immer noch die Inflationserwartungen, die als Haupttreiber der Märkte fungieren.