Traditionell beginnen die großen US-Banken die jetzt anlaufende Berichtssaison in den USA. Am Freitag, 13. Oktober 2023 haben gleich drei große US Banken ihre Quartalszahlen vorgelegt und dabei durchwegs die Erwartungen übertroffen. Mit Spannung wird erwartet, ob die anderen Sektoren hier mithalten können. Weitere positive Überraschungen könnten die Aktienkurse, die zuletzt aus Angst vor einer Ausweitung des Konflikts im nahen Osten gelitten haben, unterstützen.
Der Finanzsektor hat zuletzt durch die gestiegenen Zinsen profitiert. Citigroup, JP Morgan und Wells Fargo konnten die Erwartungen der Analysten übertreffen. Es war somit kein „unglückliches“ Datum für die Veröffentlichung der mit Spannung erwarteten Zahlen.
JP Morgan erzielte im dritten Quartal einen Gewinn pro Aktie von USD 4,33 (erwartet USD 3,95), alle Geschäftsbereiche erwirtschafteten wesentliche Beiträge zum guten Ergebnis. Nur der Handel mit Aktien blieb etwas unter den Erwartungen der Analysten. Die Risikovorsorgen fielen deutlich niedriger aus als erwartet. Laut Aussagen von CEO Jamie Dimon ist der US-Konsument weiter ausgabefreudig und auch die Nachfrage nach Finanzierungen ist trotz geopolitischer Unsicherheiten hoch.
Restrukturierungen laufen
Der Konkurrent Citigroup schaffte einen Gewinn pro Aktie von USD 1,63 (erwartet USD 1,21) und konnte ebenfalls in allen fünf Hauptgeschäftssparten (Services, Märkte, Firmenkunden, Vermögensverwaltung, US-Privatkunden) wachsen. Besonders stark (+14%) stieg der Handel mit festverzinslichen Wertpapieren. Die von CEO Jane Fraser angekündigte Reorganisation der fünf Sparten ist zwar noch lange nicht abgeschlossen, trägt aber offensichtlich schon vorzeitig Früchte.
Wells Fargos Gewinn pro Aktie lag bei USD 1,48. Das ist deutlich höher als der Konsens erwartet hat (USD 1,25). Das Zinsergebnis übertraf die Analystenerwartungen und wurde in der Vorschau für das Gesamtjahr noch weiter angehoben. Top Priorität laut CEO Charlie Scharf haben nun das Risikomanagement und die Kontrolle der Kosten.
Die kurzfristigen Aussichten für die US-Banken scheinen damit weiterhin sehr erfreulich. Blickt man weiter in die Zukunft, trübt sich jedoch der Ausblick etwas ein. Die Banken planen bereits Mittel für einen Personalabbau bereitzustellen. Längerfristig wird wohl mit einer schwächeren Konjunktur gerechnet und damit einhergehend mit niedrigeren Wachstumsraten bei gleichzeitig höheren Kreditausfällen.
Von Josef Stadler, Portfoliomanager, Kathrein Privatbank