Heimische Anleger und Anlegerinnen neigen dazu, in Wertpapiere aus Österreich zu investieren, die sie kennen und verstehen. Genauer betrachtet handelt es sich aber keinesfalls um ein rein österreichisches Verhaltensmuster, sondern um ein weltweites. Denn dieses als „Home Bias“ bekannte Phänomen betrifft alle Anleger weltweit. „Bias” ist das englische Wort für Verzerrung. Bei der Geldanlage besteht die Verzerrung darin, dass Anleger ihr Verhalten nicht nur auf rationale, sondern vor allem auf irrationale Gründe stützen.
Vertrauen verzerrt
Oftmals wird dieses in der verhaltensorientierten Finanzmarkttheorie behandelte Phänomen mit erhöhtem Vertrauen in den Heimatmarkt in Verbindung gesetzt. Denn Anleger fühlen sich wohler dabei, Branchen und Unternehmen aus ihrer Region auszuwählen, deren Marken und Geschäftsmodelle sie kennen oder die ihnen aus ihrem Alltag vertraut sind. In einigen Fällen kann dieses vermeintlich gestärkte Vertrauen in heimische Unternehmen auch damit erklärt werden, dass eine direkte Verbindung zu Mitarbeitern oder Stakeholdern dieser Unternehmen besteht. Darüber hinaus spielt der Heimatstolz oder ein gewisser Grad an Patriotismus bei der Entscheidung der Geldanlage mit.
Allerdings kann ein Portfolio mit ausgeprägtem Home Bias Nachteile bringen und das Risiko erhöhen. Schließlich legt die Portfoliotheorie nahe, dass nur eine breite geographische Diversifikation, durch den Aufbau eines sogenannten Marktportfolios, länderspezifische Risiken reduziert und zu einer niedrigen Schwankungsbreite führen kann. Portfolios mit einem starken Home Bias hingegen sind unzureichend diversifiziert und enthalten unnötige Länder-, Sektor- und Faktorrisiken.
Risiken reduzieren
Diversifikation ist daher von entscheidender Bedeutung für einen nachhaltigen Anlageerfolg und gilt nicht nur für Anlageklassen, sondern auch für Regionen, Länder, Sektoren und Währungen. Das Aktienportfolio bei Kathrein legt einen wesentlichen Fokus darauf. Zu beachten ist aber auch, dass ein breit gestreutes Aktienportfolio, welches die Weltwirtschaft abbildet, nach der sogenannten Marktkapitalisierung bestimmt wird. Die Marktkapitalisierung eines Landes ergibt sich aus dem Gesamtwert aller Aktien von börsengelisteten Unternehmen in dem jeweiligen Land.
Folglich nimmt die USA den größten Anteil an einem breit gestreutem Weltaktienportfolio ein, gefolgt von Japan, Großbritannien und Frankreich. Österreich hingegen nimmt am Gesamtaktienmarkt eine untergeordnete Rolle ein, wurde auch im Kathrein Aktienportfolio nie mit mehr als 1% gewichtet. Derzeit halten wir gar keine österreichischen Aktien.
Stand: 28. März 2024
Durch eine breite Diversifizierung können Risiken besser gemanagt und der potenzielle Ertrag optimiert werden, wobei natürlich zu beachten ist, dass Investitionen in Wertpapiere immer Kursschwankungen unterliegen. Beim Aufbau eines diversifizierten Portfolios sollten jedoch nicht nur der Ort der Börsennotierung, sondern auch andere Faktoren berücksichtigt werden. Unsere Experten bei der Kathrein Privatbank stehen Ihnen gerne zur Verfügung, um Ihr Portfolio ganzheitlich zu analysieren und entsprechende Handlungsempfehlungen zu geben.
Von Michael Wilnitsky, Product Manager, Kathrein Privatbank