- Joseph Kalish, Chief Global Macro Strategist bei Ned Davis Research sieht die globale Wirtschaft auf Erholungskurs
- Einfangen der Inflation kann länger als erwartet dauern
Die globale Wirtschaft ist auf Erholungskurs. Während die USA robust wachsen, liegt das Wachstum für die meisten anderen großen Volkswirtschaften noch unter dem Durchschnitt. Joseph Kalish, Chief Global Macro Strategist bei Ned Davis Research (NDR) erwartet aber einen weiten Weg zurück zum 2% Inflationsziel. Die Rückkehr dahin sieht er als Herausforderung, und die kommenden Jahre könnten sich „wie Stagflation anfühlen, mit einem Wachstum unter dem Trend und einer über dem Ziel liegenden Inflation“. Er präsentierte auf Einladung der Kathrein Privatbank zum jährlichen Private Banker´s Lunch für institutionelle Anleger am 23. April seinen Marktausblick mit dem Titel „Re-acceleration?“ für 2024 und darüber hinaus.
Inflation bleibt hartnäckig
„Letztlich konnten auch eine Zinsanhebung um 5,25% und eine invertierte Zinskurve der US-Wirtschaft nichts anhaben“, fasste Kalish zusammen. Der Grund dafür seien die immensen Stimulus-Programme, die den USA aber auch ein hohes Haushaltdefizit bescherten. Diese verlängerten auch den Weg zurück zur Ziel-Inflationsrate von 2%. Dazu kommen angebotsseitige Faktoren, die weiterhin den Preisauftrieb begünstigen, insbesondere hohe Rohstoffpreise, Arbeitskosten und Mieten sowie Lieferketten, die Sicherheit über Effizienz stellen.
Ausblick
Wie sehen die Erwartungen für die Kapitalmärkte aus? Die Analyse von NDR legt nahe, dass ein 60/40 Portfolio in einem Wachstumsumfeld bei gleichbleibender Inflation eine gute Positionierung sein könnte. Erste Zinssenkungen haben sich in der Vergangenheit fast immer positiv für den Aktienmarkt ausgewirkt. Anleihen erscheinen im Vergleich zu Aktien weniger attraktiv, insbesondere japanische Anleihen würde NDR untergewichten.
In den kommenden Jahren dürfte der US-Dollar die Renditen von Vermögenswerten maßgeblich beeinflussen. Gold, Rohstoffe, als auch Anleihen und Aktien, die nicht in USD notieren würden von einem Kursrückgang des USD profitieren.
Kalish sieht v.a. drei Risiken: Eine zu lange restriktive Geldpolitik, die auch die US-Wirtschaft in die Knie zwingen könnte. Ein Vertrauensverlust in die US-Institutionen und damit einhergehend geringere Attraktivität von US-Staatsanleihen sowie den Preisverfall bei gewerblichen Immobilien, der für zahlreiche kleinere US-Banken ein Problem darstellen könnte.