Farewell Europe! - Warum immer mehr europäische Unternehmen lieber in den USA an die Börse gehen

Kathrein Privatbank | 31.05.2024 14:31 Uhr
Josef Stadler, Portfoliomanager, Kathrein Privatbank / © e-fundresearch.com / Kathrein Privatbank
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Patrick Pouyanné, CEO des französischen Energiekonzerns TotalEnergies, denkt laut darüber nach, das Primary Listing von Paris nach New York zu verlagern. Das würde bedeuten, dass die Aktien von Total zukünftig in New York gehandelt würden. In der jüngsten Vergangenheit gab es einige prominente Beispiele europäischer Unternehmen, die ihrer heimischen Börse den Rücken kehrten und den Sprung über den Atlantik wagten. Was bedeutet dieser Trend für die europäischen Börsen und für Investoren?

Dieses Vorhaben von Total-Chef Pouyanné hat die französische Staatsspitze auf den Plan gerufen, die ihre Bemühungen nach dem Brexit verstärkt hatte, Paris zum neuen attraktiven Finanzmarktplatz in Europa zu machen. Pouyanné schwächte jedoch seine Bestrebung nach einem Hauptlisting in den USA schließlich wieder ab und sprach von einem „Paris-New York Cross-Listing“. Die Aktien würden dann quasi gleichwertig in Paris und den USA gehandelt werden. Im Fall TotalEnergies ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Der französische Konzern hat aktuell eine Marktkapitalisierung von rund 155 Milliarden Euro und zählt damit zu den Top 15 der börsengelisteten Unternehmen in Europa. Der Umzug nach New York wäre ein herber Schlag für den Finanzplatz Europa.

Niedergang des Finanzplatzes Europa?

Der Sinn und Zweck des Umzugs an US-Börsen ist zum einen, näher an den großen Investoren - und vielleicht auch am Geschäft - zu sein, zum anderen erhofft man sich höhere Aktienkurse. Auf der Homepage des irischen Baustoffherstellers CRH Plc ist zu lesen: „[...] the leading provider of building materials solutions, is pleased to announce the successful transition of its primary listing to the New York Stock Exchange (NYSE) […]”. Der Konzern machte 2023 rund 60% seines Umsatzes in den USA und erwirtschaftete in Nordamerika rund 75% des Gruppen-Ebitda`s (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen). Ein weiteres Beispiel ist der deutsche Traditionskonzern Linde AG. Das von Carl von Linde gegründete Unternehmen zählt zu den erfolgreichsten Industrieunternehmen im Bereich Industriegase. Die Linde AG war auch ein Gründungsmitglied des Deutschen Aktienindex (DAX) im Juli 1988. Doch nach der Fusion mit dem amerikanischen Konzern Praxair wurden auch die historischen Wurzeln gekappt. Die Aktie der Gesellschaft war sowohl an der Frankfurter Wertpapierbörse als auch an der New York Stock Exchange notiert und Teil des DAX, des Euro Stoxx 50, des MSCI USA sowie des S&P 500 Index. Auf einer außerordentlichen Aktionärs-Versammlung im Januar 2023 stimmte die Mehrheit der Anteilsinhaber für die Einstellung der Notierung an der Frankfurter Börse zum 1. März 2023. Seitdem ist die Hauptnotiz der Linde Plc an der NYSE. Auch junge europäische Unternehmen, die frisches Kapital für ihr angestrebtes Wachstum benötigen, erwägen vermehrt ein Listing in New York. Spotify, ein 2006 gegründeter schwedischer Audio-Streaming- und Mediendienstanbieter mit aktuell mehr als 600 Millionen aktiven Hörern, holte sich neue Aktionäre im April 2018 durch ein „direct public offering“ an der New York Stock Exchange (NYSE) an Bord.

Konsequenzen für Investoren

Für Investoren und Fondsmanager hat dieser Trend auch praktische Konsequenzen. Der irische Baustoffhersteller CRH, aktuell noch Mitglied des MSCI Europe Index, wird diesen Index Ende Mai in Richtung MSCI USA verlassen. Ein gewichtiger Abgang, denn der Konzern hat immerhin eine Marktkapitalisierung von mehr als 43 Milliarden Euro. Passive Fonds/ETFs, die den MSCI Europe tracken, müssen den Titel demnach am Index Rebalancing Tag verkaufen, und jene, die den MSCI USA nachbilden, sind angehalten, diesen Titel neu zu kaufen. Eine sinnvolle Diversifikation mit nur noch einem Weltaktien-Fonds oder gar einem ETF wird damit noch schwieriger. Viel schwerer wiegt aber der Einfluss auf den Wirtschaftsplatz Europa, der weiter an Attraktivität verliert und dessen Aktienmarkt weiter mit deutlichen Abschlägen zu den USA gehandelt wird.

Von Josef Stadler, Portfoliomanager, Kathrein Privatbank

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