Sinkende Ölpreise dämpfen Inflationssorgen und schüren gleichzeitig Konjunkturängste

Kathrein Privatbank | 18.09.2024 15:28 Uhr
Harald Besser, Leiter Portfolio Management bei der Kathrein Privatbank / © e-fundresearch.com / Kathrein Privatbank
Harald Besser, Leiter Portfolio Management bei der Kathrein Privatbank / © e-fundresearch.com / Kathrein Privatbank

Für Autofahrer sind fallende Spritpreise erfreulich, doch hinter den sinkenden Kraftstoffkosten stehen komplexe globale Entwicklungen. Der Rückgang des Ölpreises ist kein Zufall, sondern spiegelt die schwächere weltweite Nachfrage wider. Die stark gestiegenen Rohöl- und Erdgaspreise hatten in den letzten Jahren die Inflation befeuert. Seit Jahresbeginn hat der Ölpreis jedoch deutlich nachgegeben. Er hat sich seit den Höchstständen im Sommer 2022 nahezu halbiert. Welche Schlüsse lassen sich daraus ziehen?

Auf den ersten Blick sehen wir nur Positives bei sinkenden Ölpreisen, da die Kosten für Transport und Heizung sinken und die Inflationsängste gelindert werden. Doch ist diese Entwicklung kein Grund für Euphorie, denn hinter diesem Preisrückgang stehen beunruhigende wirtschaftliche Signale. Der Brent-Rohölpreis fiel von über 82 USD pro Barrel Anfang August auf knapp 65 USD Mitte September, was ein fast dreijähriges Tief markiert. Dieser Rückgang ist vor allem auf eine rasche Verlangsamung des globalen Ölnachfragewachstums zurückzuführen, angeführt von China. Nachdem die Nachfrage nach der Pandemie stark gestiegen war, verlangsamt sich das Wachstum nun drastisch – besonders in China, dem weltweit größten Ölimporteur.

Nachfrage nach Öl sinkt

Um den rasanten Preisverfall aufzuhalten, verschob Saudi-Arabien Anfang September gemeinsam mit seinen OPEC+-Partnern die geplante Lockerung der freiwilligen Produktionskürzungen um zwei Monate. Dies soll der Allianz Zeit geben, die Nachfrageentwicklung für das kommende Jahr neu zu bewerten. Hinzu kommen Angebotsausfälle in Libyen und die geplante Aufhebung zusätzlicher Förderkürzungen von 2,2 Millionen Barrel pro Tag bis Ende 2025, die die Stabilität des Marktes beeinflussen. Trotz dieser Bemühungen steht OPEC+ laut der Internationalen Energieagentur (IEA) möglicherweise vor einem erheblichen Überschuss, da das Angebot von Nicht-OPEC-Ländern schneller steigt als die weltweite Nachfrage.

Auch außerhalb Chinas bleibt das Nachfragewachstum verhalten. In den USA, dem größten Ölverbraucher der Welt, sank der Benzinverbrauch im ersten Halbjahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr. Ähnliche Entwicklungen zeigen sich in anderen fortgeschrittenen Volkswirtschaften, wo strukturelle Probleme und schwaches Wirtschaftswachstum die Nachfrage belasten. Während dies den globalen Inflationsdruck mildert, bleibt auch die wirtschaftliche Aktivität gedämpft. Dies ist den Notenbanken weltweit nicht entgangen. Während die Europäische Zentralbank (EZB) und die amerikanische Federal Reserve (Fed) im Fokus stehen, haben bereits 50% aller Zentralbanken (mit frei konvertierbaren Währungen) ihre Zinssätze gesenkt, um auf die veränderten Bedingungen zu reagieren.

Konjunktur schwächelt

Für Anleger bedeutet diese Entwicklung, dass eine strategische Anpassung der Portfolios erforderlich ist. Der Rückgang des Ölpreises mindert zwar die Inflationsängste, verdeutlicht jedoch gleichzeitig die zunehmenden wirtschaftlichen Unsicherheiten. Bei Kathrein haben wir bereits im April 2022 entschieden, China in unserer Asset-Allokation nicht mehr zu berücksichtigen, nicht nur wegen der schwächelnden Konjunktur, sondern auch aufgrund der interventionistischen Maßnahmen der chinesischen Regierung.

Seit dem zweiten Quartal 2024 haben wir auch unsere Anleihenportfolios neu ausgerichtet und die Laufzeiten verlängert, um von den rückläufigen Renditen zu profitieren. Im Aktienbereich wurde der Energiesektor bewusst untergewichtet, um die Risiken fallender Rohstoffpreise zu minimieren. 

Insgesamt zeigt der Ölpreisverfall, dass sich die globalen Märkte in einem tiefgreifenden Wandel befinden. Die Dynamiken der Energiewende, die schwache globale Nachfrage und geopolitische Faktoren werden auch in den kommenden Monaten die Preise und Marktbedingungen beeinflussen. Bei Kathrein verfolgen wir diese Entwicklungen aufmerksam und passen unsere Strategie fortlaufend an.

Von Harald Besser, Leiter Portfolio Management bei der Kathrein Privatbank

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