Zinssenkungen: "Jetzt ist schon wieder was passiert!"

Kathrein Privatbank | 02.10.2024 14:31 Uhr
Andreas Weidinger, Leitung Portfoliomanagement, Kathrein Privatbank / © e-fundresearch.com / Kathrein Privatbank
Andreas Weidinger, Leitung Portfoliomanagement, Kathrein Privatbank / © e-fundresearch.com / Kathrein Privatbank

"Jetzt ist schon wieder was passiert!" - So beginnen fast alle Brenner-Romane von Wolf Haas und das ist mir durch den Kopf geschossen, als ich erfahren habe, um wieviel die amerikanische Notenbank die Leitzinsen am 18. September reduziert hat – nämlich um 50 Basispunkte. Ende Juni wurde noch mit einer ersten Zinssenkung um 25 Basispunkte nach der Präsidentschaftswahl spekuliert. Ein Monat später preisten dann die Kapitalmärkte eine erste Zinssenkung im September, allerdings auch noch immer um nur 25 Basispunkte ein1. Bis zur Entscheidung im September wurde der Optimismus bezüglich weiterer Zinssenkungen in den USA immer höher. Nichtsdestotrotz war die Zinssenkung von 50 Basispunkten nicht zur Gänze eingepreist und war in dieser Höhe dann doch etwas überraschend. Was bedeutet dies nun für die Märkte?

Wie das dann so ist, wenn die Fed eine überraschende Entscheidung trifft, mussten die Märkte das erst einmal verdauen. Weiß die Fed womöglich mehr als der Markt? Wird das Soft Landing (also nur ein Rückgang des Wachstums und keine Schrumpfung der Wirtschaft in den USA) der amerikanischen Notenbank doch nicht gelingen? Am Tag der Zinsentscheidung hat daher einmal der amerikanische Aktienmarkt geschwächelt und hat mit einem Minus von 0,29% gemessen am S&P 500 geschlossen1. Drei Tage später war der S&P 500 um über 100 Punkte höher, was einem Kursplus von 2,19% entspricht1. Und so ganz nebenbei haben wir letzte Woche wieder ein neues All Time-High im S&P 500 gesehen1

Zinssenkungszyklen oft positiv für Aktien

Aber völlig unabhängig, wie hoch die Zinssenkung war, feststeht: Der Zinserhöhungszyklus hat ein Ende gefunden und wir befinden uns seit 18. September in einem Umfeld fallender Leitzinsen. Wenn man sich alle 12 Zinssenkungszyklen in den USA seit 1970 ansieht, dann wird man feststellen, dass in beinahe allen Zinssenkungszyklen die Aktienmärkte gemessen am S&P 500 (inklusive Dividenden) angestiegen sind, und zwar im Durchschnitt um 20,99%2. Nur ein einziger Zyklus weist ein Minus auf, und zwar jener zu Beginn des Jahrtausends. Man sollte aber nicht vergessen, dass damals die Aktienmärkte durch das Platzen der Techblase und die Terroranschläge am 11. September 2001 schwer belastet wurden. Ein ähnliches Ertragsbild können wir für Gold feststellen, wenngleich die Erträge dann doch geringer sind: der Durchschnitt liegt bei lediglich 11,19%2.

Darüber hinaus sind die Erträge von Gold nicht in einem Zyklus wie bei den Aktien negativ, sondern in Summe sogar bei drei Zinssenkungszyklen2.

Die Zinssenkung in der Höhe von 50 Basispunkten hat einmal mehr gezeigt, dass die Fed schneller und rascher reagiert als die Europäische Zentralbank, die zwar diesmal vor der Fed die Leitzinsen im Juni reduziert hat, aber dann im Juli keinen weiteren Schritt gesetzt hat, sondern wieder bis September abgewartet hat, um dann in diesem Monat auch um 50 Basispunkte am 12. September die Leitzinsen zu reduzieren. Mittlerweile sind in den USA noch Zinssenkungen um 75 Basispunkte, in Europa aber nur mehr Zinssenkungen um 50 Basispunkte bis Jahresende eingepreist.1 Der Unterschied in den Leitzinsen zwischen den USA und der Eurozone wird sich bis Jahresende wahrscheinlich verringern und im Laufe des nächsten Jahres wird diese Entwicklung aller Voraussicht nach weitergehen.

Entschlossenes Handeln

Das Handeln der Fed zeigt wie entschlossen die amerikanische Notenbank ist rechtzeitig zu agieren, um ein mögliches Abgleiten in eine Rezession zu verhindern und ein Soft Landing zu ermöglichen. Einen ersten Erfolg hat sie damit erreicht: Die Inversion der amerikanischen Zinskurve hat sich aufgehoben. Mit Inversion der amerikanischen Zinskurve verstehen wir, dass die kurzfristigen Renditen amerikanischer Staatsanleihen mit einer Restlaufzeit von zwei Jahren höher sind als die Renditen von Staatsanleihen mit einer Restlaufzeit von zehn Jahren. Seit 6. September ist die Zinskurve nicht mehr invers. Die Renditen für Anleihen mit einer Restlaufzeit von zehn Jahren sind wieder höher als die Renditen von Anleihen mit einer Restlaufzeit von zwei Jahren, was seit 5. Juli 2022 nicht mehr der Fall war. Anleger werden wieder dafür entschädigt, wenn sie Anleihen mit einer längeren Laufzeit halten. Die Inversion der Zinskurve in den USA war in der Vergangenheit auch oft ein Indikator für eine kommende Rezession und dieser Indikator ist mittlerweile verschwunden.

Zusammengefasst kann aus unserer Sicht gesagt werden: die Fed begegnet der sich abzeichnenden Abkühlung der Wirtschaft mit einem mutigen Zinsschritt. Die Aktienmärkte reagieren positiv, aber nicht euphorisch. Eine Rezession ist nicht auszuschließen, aber aus unserer Sicht nicht wahrscheinlich.

Von Andreas Weidinger, Leitung Portfoliomanagement, Kathrein Privatbank

1 Quelle: Bloomberg, Stand: 27.9.2024

2 Quelle: Ned Davis Research, Stand: 27.9.2024

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