US-Verschuldung: Wir stellen Trump die Gretchenfrage...

Kathrein Privatbank | 07.05.2025 17:21 Uhr
Andreas Weidinger, LEITUNG PORTFOLIOMANAGEMENT, Kathrein Privatbank / © e-fundresearch.com / Kathrein Privatbank
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Wieder einmal stelle ich mir die Frage, wie ich die Aufmerksamkeit unserer Leser wecken kann. Wir im Team diskutieren laufend, welche Themen wir unseren Lesern und Kunden nahebringen wollen. Diesmal haben wir uns nach langem Für und Wider für die Verschuldung in den USA entschieden. Trumponomics ist ja in aller Munde und wie wir diesseits des Atlantiks und zurzeit ganz speziell in Österreich bestens wissen, ist das Budgetdefizit eines Landes und damit die Staatsverschuldung im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung eines Landes immer ein großes und wichtiges Thema. Auch bei unseren Nachbarn in Deutschland, wo Bundeskanzler Merz ein Wahlversprechen gebrochen hat: Schuldenobergrenze ade! Die Finanzmärkte haben diese Entscheidung mit einem Kursfeuerwerk für deutsche Aktien gefeiert, für deutsche Staatsanleihen hingegen war es eine leidvolle Erfahrung.

Tja, und was ist jetzt die Gretchenfrage? Laut Wikipedia bezeichnet eine Gretchenfrage eine direkte, an den Kern eines Problems gehende Frage, die die Absichten und die Gesinnung des Gefragten aufdecken soll. Sie ist dem Gefragten meistens unangenehm, da sie ihn zu einem Bekenntnis bewegen soll, das er bisher nicht abgegeben hat. Na gut, Trump wäre die Frage nicht unangenehm, weil ihm schlicht und einfach keine Frage unangenehm ist, aber sie würde immerhin seine Absichten bezüglich der Fiskalpolitik der USA bis zur nächsten Präsidentenwahl 2028 aufdecken. In Bezug auf Trump lautet die Gretchenfrage: „Nun sag, wie hast du’s mit dem Defizit? Du schlägst massive Einsparungen vor. Allein die Vergangenheit zeigt, du hältst nicht viel davon.“

Kein Sparefroh

Trumps erster Budgetentwurf in seiner zweiten Amtsperiode ist mit einer Einsparung in der Höhe von 163 Milliarden USD in aller Munde. Die versprochenen Steuererleichterungen sind momentan einmal im Hintergrund. Aber wie war das bei seiner ersten Präsidentschaftsperiode? Damals ist das Budgetdefizit beständig angestiegen. Für 2016 war das Defizit unter Obama noch bei 3,11% der Wirtschaftsleistung, um dann kontinuierlich unter Trump anzusteigen. Bis 2019 betrug der Anstieg 4,57%, um dann 2020 auf 14,67% bedingt durch Covid auszufuern. Das Defizit ist zwar unter Biden zurückgegangen, aber mit 6,28% noch immer weit entfernt von 3% - ein Defizit, das für viele Ökonomen noch leistbar erscheint. Naja, den USA droht immerhin kein Defizitverfahren durch die EU. Trump wurde nicht wiedergewählt, um das Budget zu sanieren - das hätte ihm sowieso keiner zugetraut - sondern um Amerika wieder groß zu machen. Und groß wird man sicher nicht, indem man die Staatsausgaben massiv reduziert. Auch was das Verhältnis der gesamten Staatschulden zur Wirtschaftsleistung betrifft, haben sich die Zahlen für die USA in den letzten Jahren deutlich verschlechtert. Momentan stehen die USA bei 126,2%1, Deutschland weist im Vergleich dazu 63,2% auf2.

Stehen die USA vor der Staatspleite?

Es gibt Stimmen in Europa, die behaupten, die USA könnten vor einer Pleite stehen, wie unlängst Hans-Werner Sinn, er war immerhin bis 2016 Präsident des renommierten ifo Instituts für Wirtschaftsforschung. Dabei wird auf einen wesentlichen Punkt vergessen: In den USA sieht man das anders, so hat Alan Greenspan, langjähriger Vorsitzender der amerikanischen Notenbank in einem Interview mit NBC 2011 in der Folge der Herabstufung der Kreditwürdigkeit von AAA auf AA- verwiesen: „Die USA können alle Schulden zurückzahlen, weil sie immer Geld drucken können, um das zu tun. Daher ist die Wahrscheinlichkeit einer Insolvenz 0%.” Warren Buffett scheint das übrigens auch so zu sehen wie Alan Greenspan, denn er veranlagt seine Liquiditätsreserven immer in amerikanische Staatsanleihen. Aber auch er schätzt das amerikanische Defizit in der gegenwärtigen Höhe in seinem letzten Aktionärsbrief langfristig für nicht nachhaltig ein.

Vertrauensverlust vorprogrammiert?

Die Finanzmärkte vertrauen nach wie vor den USA und sind bereit, die Schulden weiter zu finanzieren. Von einer Krise wie in den Peripherieländern des Euro-Raumes vor etwas mehr als 10 Jahren, sind die USA weit entfernt. Amerikanische Staatsanleihen sind noch immer das Schmiermittel des weltweiten Zahlungsverkehrs. US-Staatsanleihen, die in US-Dollar notieren sind eine sehr liquide Anlageklasse. Nichtsdestotrotz gibt es doch ein paar Wolken am Horizont und die zwei größten ausländischen Gläubiger, Japan und China, drohen unverhohlen mit einem Abbau amerikanischer Staatsanleihen im Zuge des Handelsstreites mit den USA. Die Ausfallsprämien, um sich gegen eine Insolvenz in den USA zu versichern – man nennt diese auch Credit Default Swaps (abgekürzt CDS) sind seit Trumps Amtsantritt zwar angestiegen, aber mit einem Niveau von zurzeit 57 Basispunkten immer noch niedriger als in den Jahren der Finanzkrise von 2008 bis 2009 und kleiner als beim letzten Haushaltsstreit 20233.

Welche Schlussfolgerungen ziehen wir daraus?

Eine unmittelbare Schuldenkrise in den USA, wie sie manche Ökonomen in naher Zukunft prognostizieren, können wir nicht ausmachen. Die Staatsverschuldung in den USA ist in dieser momentanen Größenordnung nicht langfristig tragbar, wird und kann aber noch einige Jahre andauern. Wer immer dann auch das Budget der USA auf einen nachhaltigen Weg bringen wird, hat einen Knochenjob vor sich. Warren Buffett wird es sich in seiner wohlverdienten Pension nicht antun, obwohl er die Lage gewohnt treffend analysiert: „It's a job I don't want, but it's a job I think should be done”.

Von Andreas Weidinger, LEITUNG PORTFOLIOMANAGEMENT, Kathrein Privatbank

1 (Quelle: St. Louis Fed 24. 3. 2025)

2 (Schätzung für 2025 Quelle: EU-Kommission, OECD, Stand Nov. 2024)

3 (Quelle: Bloomberg, 5. 5. 2025)

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