Quo vadis 2021, Schwellenländer?

Goldman Sachs Asset Management | 04.05.2021 10:41 Uhr
© Goldman Sachs Asset Management
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Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Wir sehen drei Hauptfaktoren, die Schwellenländer im Jahresverlauf voraussichtlich weiter beeinflussen: 

  • die Reaktion auf die Pandemie, Indien ist aktuell besonders betroffen,
  • die Möglichkeit eines synchronen Wachstums in Entwicklungsländern 
  • und Exportverflechtungen.

Reaktionen auf COVID

Kurzer Rückblick: Die Auswirkungen des COVID-Ausbruchs und die Reaktion darauf waren weltweit unterschiedlich. Wie zu erwarten, haben sich diejenigen Länder schneller erholt, die strenge Lockdowns verhängt, ihre Bevölkerung getestet und positive Fälle nachverfolgt sowie ihre Wirtschaft so vorsichtig wie durchdacht wieder geöffnet haben. Dabei hatten China, Taiwan und Südkorea (die mehr als 65 % des MSCI EM ausmachen) weltweit die Nase vorn; wir rechnen damit, dass die gesamtwirtschaftliche Aktivität ihrer Volkswirtschaften schon im zweiten Quartal wieder ein normales Niveau erreichen kann. China und Taiwan gehören in der Tat zu den wenigen Ländern, in denen das reale BIP-Wachstum 2020 positiv war. Für 2021 wird die Bandbreite der Ergebnisse dieser Länder unseren Erwartungen nach enger sein. In Ländern, die von der Pandemie stärker betroffen waren, wie der Großteil Lateinamerikas, insbesondere Indien, aber auch Russland, werden Pandemiemanagement und Impfungen voraussichtlich Erholung bringen und wirtschaftlich vorantreiben. Wir müssen jedoch auch vor neuen Pandemie-Wellen auf der Hut sein.

Synchrones Wachstum

Wir rechnen 2021 mit einer synchronen Erholung des BIP-Wachstums. Erwartungen zufolge werden nahezu alle 27 Schwellenländer zum ersten Mal seit der globalen Finanzkrise ein positives reales BIP-Wachstum erzielen. Während die Regierungen der Industrieländer riesige Konjunkturhilfspakete mit Arbeitslosenunterstützung oder Kurzarbeiterprogrammen geschnürt haben, waren die Regierungen der Schwellenländer im Großen und Ganzen zurückhaltender. Die Inflation ist dank einer Kombination aus Nachfrageeinbruch und fehlenden Möglichkeiten für Konsumausgaben zahm. Der Rückgang der Importe dagegen hat zu einer Verbesserung der Leistungsbilanzen einiger Länder beigetragen. Wir gehen davon aus, dass die Geld- und Fiskalpolitik in den meisten Schwellenländern 2021 konjunkturunterstützend bleiben wird.

Exportverflechtungen – auch auf Innovationsebene

Eine allmähliche Erholung der geschäftlichen Aktivitäten in Industrieländern dürfte eine gute Nachricht für die Exporte aus Schwellenländern sein – und weiter zur Ankurbelung des Wachstums in diesen Ländern beitragen. In vergangenen Konjunkturzyklen wäre eine Exporterholung in erster Linie von rohstoffintensiven Branchen in Schwellenländern ausgegangen. Mittlerweile stellen diese Sektoren jedoch nur noch etwa 15 % des MSCI EM Index. Über Konsum- und Finanzunternehmen in rohstoffexportierenden Regionen, wie Lateinamerika, dem Nahen Osten und Russland, wird es allerdings Effekte geben. Überdies: Unserer Ansicht nach wird der Halbleiterzyklus davon am meisten betroffen sein. Wir erleben einen sprunghaften Nachfrageanstieg durch das mobile Arbeiten, zu dem auch gefestigte langfristige Trends in den Bereichen 5G-Infrastruktur, Rechenzentren, Automatisierung und künstliche Intelligenz beitragen. Dies schafft ein günstiges Umfeld für eine Erholung des Gewinnwachstums von dem schwachen Niveau, das wir in den letzten zwei Jahren gesehen haben.

Was die Bewertungen angeht, zeigt sich, dass die auf den Gewinnen des kommenden Jahres basierenden Forward-KGVs deutlich angezogen haben. Drei Treiber zählen:

1. Angesichts der Tatsache, dass das derzeitige extreme Niedrigzinsumfeld noch in absehbarer Zukunft anhalten wird, halten wir es nicht für unangemessen, dass wachstumsstarke Vermögenswerte höher als in der Vergangenheit gehandelt werden.

2. Schwellenländer sind heute mehr binnenorientiert und weniger von Rohstoffen abhängig als in früheren Zyklen. Dafür haben hochwertige bzw. wachstumsstarke Konsum- und Technologieunternehmen eine Gewichtung von mehr als 50 % im MSCI EM, nachdem dieser Anteil 2008 noch bei 30 % lag. Unserer Ansicht nach ist der historische Durchschnitt durch Rückgänge verzerrt; auf sektorbereinigter Basis erscheinen die aktuellen Bewertungen attraktiv.

3. Der Gewinneinbruch 2020 und die sich daraus ergebende niedrige Vergleichsbasis werden voraussichtlich dazu führen, dass das Gewinnwachstum 2021 und 2022 über dem Trend liegt – was die einjährigen Forward-KGVs eventuell nicht vollständig widerspiegeln. Die relativen Bewertungen sind überzeugend. Das im Verlauf von 2021 für die Schwellenländer prognostizierte Gewinnwachstum von etwa 30 % und mehr liegt deutlich über den Prognosen für Industrieländer. Wenn man bedenkt, dass die Fundamentaldaten eines Unternehmens in der Regel etwa 85 % der Performance von Schwellenländeraktien über einen Zeitraum von zehn Jahren erklären, stellt dies einen interessanten Einstiegspunkt in die Anlageklasse dar.

Fazit: Schwellenländeraktien verzeichnen seit November Rekordzuflüsse. Anleger gleichen weiterhin ihre Untergewichtungen aus. Diejenigen, die sich fragen, ob sie den richtigen Zeitpunkt vielleicht schon verpasst haben, weisen wir auf Folgendes hin: Selbst wenn Anleger mit ihren Allokationen auch nur zu den historischen Durchschnitten zurückkehren, würde der Großteil der Zuflüsse noch vor uns liegen.

Luke Barrs, Head of Fundamental Equity Client Portfolio Management EMEA bei Goldman Sachs Asset Management

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