Frau Straka, wir nähern uns dem Ende von 2021. Was sind die wichtigsten Erkenntnisse aus diesem Jahr – was bewegte die Kunden?
Sandra Straka: Die Suche nach Ertrag war bei Investoren in Österreich nach wie vor stark ausgeprägt. Insbesondere Schwellenländer standen hier im Fokus: So war das Interesse an unserem chinesischen Staatsanleihe-ETF sowie dem Asia High Yield Bonds-Portfolio hoch.
Zugleich hat uns das vergangene Jahr noch deutlicher gezeigt, wie wichtig ausgewogene Portfolios sind, die auch außergewöhnlichen Risiken standhalten können. Ein aktives Management ist zudem nach unserer Ansicht eine der wichtigsten Möglichkeiten, um sowohl auf den beschleunigten Umbruch als auch auf die erhöhten Bewertungen einzugehen. Wir erwarten, dass sich die Marktführerschaft über US-Technologie-Mega Caps hinaus auf andere Aktien ausbreiten wird, die von langfristigen Wachstums-Megatrends profitieren.
Neben den Kosten: Welche weiteren Faktoren beeinflussen das Produktangebot?
Sandra Straka: Das Thema Nachhaltigkeit hat für Goldman Sachs höchste Priorität. Wir arbeiten geschäftsbereichsübergreifend daran, für uns und für unsere Kunden passende Engagements in diesem Bereich zu identifizieren. Unser Geschäft hat die notwendige Größe, um angemessene Ressourcen für Research bereitzustellen und den Zugang und Dialog mit Unternehmen zu gewährleisten. Darüber hinaus haben wir eine einflussreiche Stimme und können positive Veränderungen durch Stimmrechtsvertretungen bewirken.
Grundsätzlich verfolgen wir einen aktiven Ansatz, der auf einer proprietären Analyse und einem engen Dialog mit Unternehmensführungen basiert. Das hilft, Herausforderungen in Bezug auf die jeweilige Datengrundlage zu überwinden, die bei passiven Ansätzen mitunter zu Fehlern führen. Jedes Investment wird dann von erfahrenen Anlagespezialisten umgesetzt. Auf die steigende Nachfrage nach Produktlösungen, die ESG-Ansätze integrieren, reagieren wir dementsprechend. Alle unsere Aktienfonds sind bis dato mit Artikel 8 klassifiziert und alle Rentenfonds mit Artikel 6. Wir streben sukzessive Verbesserungen in allen Segmenten an.
Wie sieht es mit Alternativen Fonds aus: Nur als Beimischung oder auch strategisch übergewichtet? Was sehen Sie wie geeignet?
Sandra Straka: Wir sind über alle Distributionskanäle und Asset-Klassen hinweg einer der größten Alternatives-Anbieter, weltweit unter den Top 4. Und wir haben als eine der wenigen Banken weltweit auf unserer Bilanz in Alternatives investiert. Jüngst haben wir eine hohe Nachfrage in diesem Bereich gesehen, speziell bei institutionellen Investoren. Aber auch Semiinstitutionelle und vermögendere Privatanleger bringen hier steigendes Interesse mit, wenn die Lösungen passend sind. Um hier noch präsenter zu werden, bündeln wir gerade unsere Kräfte neu. Alternative Investing ist also ein wichtiges Wachstumsfeld für uns, auf dem wir zukünftig noch breiter aktiv sein und auf die Bedarfe der einzelnen Zielgruppen eingehen wollen.
GSAM hat jüngst einen Fokus auf Themenfonds gelegt, liegt hier die Zukunft?
Sandra Straka: Themeninvestments bieten Zugang zu relevanten Zukunftstrends, welche unserer Meinung nach sowohl für Retail-Kunden als auch für institutionelle Anleger von Interesse sind. Wir legen unseren Fokus auf vier Megatrends: Technologischer Fortschritt, Zukunft des Gesundheitswesens, ökologische Nachhaltigkeit sowie smarter und bewusster Konsum.
Mit den Millennials sollten sich Anleger definitiv beschäftigen. Wer jetzt frühzeitig an gesellschaftlichen Trends teilhaben möchte, sollte sich genauer die Konsum- und Verhaltensmuster der Menschen ansehen, die in den frühen 1980ern bis zu den späten 1990er Jahren geboren wurden. Das spezielle Verbraucherverhalten, der Lebensstil und die Werte der Millennial-Generation weltweit, zunehmend auch in Schwellenländern, definieren zudem die Geldanlage neu – etwa in den Bereichen E-Commerce, Ernährung und Verpackung.
Der Klimawandel ist eine enorme Herausforderung. Doch auch Investoren können zur Lösung beitragen – in dem sie in Unternehmen investieren, die den Wandel vorantreiben. Für die steigende Bedeutung nachhaltiger Technologien sind neben dem steigenden Umweltbewusstsein handfeste wirtschaftliche Gründe ausschlaggebend. Der Preis für erneuerbare Energien ist in den vergangenen zehn Jahren beispielsweise um 80 bis 90 Prozent gesunken – Strom aus Wind, Sonne und Wasser ist damit vielerorts bereits die günstigste Energieform. Ungeachtet dessen besteht aber noch großes Potenzial: Weltweit werden aktuell nur etwa sechs Prozent der Energie durch Wind- und Sonnenkraft erzeugt, während der Anteil von Kohle bei rund 40 Prozent liegt. Trotz vieler erfreulicher Entwicklungen bleiben also auch jede Menge Herausforderungen und damit Chancen für Unternehmen, die Umwelt mittels innovativer Lösungen zu entlasten und gleichzeitig langfristigen Kapitalzuwachs für Investoren zu bieten. Das Goldman Sachs Global Environmental Impact Equity Portfolio bietet Anlegern die Möglichkeit, davon profitieren zu können.
Welche persönlichen Ziele möchten Sie in Ihrer Rolle als Vertriebsleiterin Österreich bei Goldman Sachs Asset Management erreichen?
Sandra Straka: Ich hoffe, dass sich die Welt allmählich von COVID-19 erholen wird. Doch selbst ein normaleres Umfeld ist immer noch dynamisch, und Anleger sind mit einer Vielfalt an kurz- und langfristigen Herausforderungen konfrontiert. Dies betrifft die Geldpolitik der Zentralbanken, gleichzeitig erwarten wir mehr Volatilität an den Kapitalmärkten oder auch neue Inflationszahlen. Für das Vertriebsjahr 2022 erhoffe ich, dass wieder vorwiegend persönliche Termine und Events stattfinden können. Wir möchten in Österreich aber auch weiterhin unseren Vertriebspartnern und Kunden Zugang zu Telefonkonferenzen & Webcasts (auch On-Demand) mit aktuellen Marktausblicken und Updates mit den Portfoliomanagern anbieten.
Mich persönlich würde es zudem freuen, wenn wir in unserer Branche noch mehr Engagement zur Förderung von Gender Equality sehen würden und mit Initiativen wie Goldman Sachs 10,000 Women, GS GIVES oder Community Teamworks einen positiven Beitrag für unsere Gemeinden, in denen wir leben und arbeiten, leisten können.
Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg, Frau Straka!