Goldman Sachs Asset Management hat heute unter dem Titel „Balancing with Yield on the Inflationary Tightrope“ die Ergebnisse der zwölften Ausgabe seiner jährlichen globalen Versicherungsumfrage veröffentlicht.
Die Umfrage umfasst die Einschätzungen von 343 CIOs und CFOs von Versicherungsunternehmen, die zusammen mehr als 13 Billionen US-Dollar des weltweiten Bilanzvermögens repräsentieren. Die Antworten wurden im Zeitraum vom 1. bis 17. Februar 2023 eingeholt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Versicherer von einer Abnahme der Kreditqualität und einer bevorstehenden Rezession in den USA ausgehen. Sie wenden sich verstärkt dem Fixed-Income-Bereich zu und streben eine höhere Duration und Kreditrisiko an. Erstmals bewerteten Versicherer die steigenden Renditechancen im aktuellen Umfeld als wichtigsten Faktor für ihre Anlageentscheidungen (68 Prozent). Ihr Anteil ist nahezu dreimal so hoch wie der Prozentsatz derjenigen, die aufgrund ihrer Bedenken hinsichtlich Kapitalverlust oder Kreditausfällen ihr Risiko reduzieren (25 Prozent).
Matt Armas, Global Head of Insurance Asset Management bei Goldman Sachs Asset Management, sagt: „Angesichts der hohen Inflation, der zunehmenden geopolitischen Spannungen und der Auswirkungen der geldpolitischen Straffung versuchen Versicherungsunternehmen, von den höheren Zinsen zu profitieren und gleichzeitig ihr Marktrisiko zu steuern. Die Umfrageergebnisse zeigen, dass der Wiederaufbau der Renditen über ein ausgewogenes Verhältnis von Duration und hochwertigen Anleihechancen erfolgt.“
Aus der Umfrage geht hervor, dass mehr als die Hälfte der weltweit tätigen Versicherer (51 Prozent) planen, ihre Allokation in Private Assets in den kommenden zwölf Monaten zu erhöhen. Unter allen Anlageklassen wollen Versicherungen im Laufe des nächsten Jahres ihre Allokation vor allem in privaten Unternehmensanleihen (41 Prozent) erhöhen. 29 Prozent der Befragten planen, den Anteil ihres Engagements in Private Equity zu steigern, 28 Prozent setzen vermehrt auf Infrastrukturfinanzierungen und Infrastrukturanleihen.
Michael Siegel, Global Head of Insurance Asset Management and Liquidity Solutions bei Goldman Sachs Asset Management, kommentiert: „Wir sind überzeugt, dass sich den Anlegern trotz des unsicheren Marktumfelds an den privaten und öffentlichen Märkten echte Chancen bieten. Dies gilt insbesondere im Anleihensegment, wo die zunehmend attraktiven Renditen ein neuerliches Interesse der Versicherungsunternehmen am Fixed-Income-Sektor geweckt haben. Zudem rechnen wir damit, dass Versicherer weiterhin Positionen in privaten Anlageklassen wie etwa Private Credit, Private Equity und Infrastruktur aufbauen werden, um ihre Portfolios zu diversifizieren und von den steigenden Illiquiditätsprämien zu profitieren.“
Zu den Kernergebnissen der Studie zählen:
- Im Gegensatz zu 2022 planen 28 Prozent der Versicherer, ihr Durationsengagement deutlich zu erhöhen. Dies steht im Einklang damit, dass der Markt nach einem Jahr kräftiger Anhebungen nun Zinssenkungen einpreist.
- Die Hoffnung auf eine temporäre Inflation schwindet: 81 Prozent der befragten Versicherer gehen davon aus, dass die Teuerung mittelfristig (zwei bis fünf Jahre) oder gar langfristig (fünf bis zehn Jahre) andauern wird. Als wichtigster Treiber für den strukturellen Anstieg der Inflation wird die Deglobalisierung (44 Prozent) genannt, gefolgt von der Energiekrise (33 Prozent).
- Die meisten Versicherungsunternehmen (82 Prozent) rechnen innerhalb der nächsten drei Jahre mit einer Rezession in den USA. Diese Einschätzung wurde in der Umfrage von 2022 bereits von 65 Prozent der Befragten angegeben.
- Trotz des Rezessionsrisikos und der zunehmenden geopolitischen Spannungen planen 29 Prozent der globalen Versicherer, das Anlagerisiko in ihren Portfolios insgesamt zu erhöhen. Der Fixed-Income-Sektor könnte ein Comeback erleben – 34 Prozent der Versicherer beabsichtigen, 2023 ihr Engagement in US-amerikanischen Unternehmensanleihen mit Investment Grade (IG) auszubauen.
- Im Gegensatz zu den Vorjahren galt unter den Versicherern ein Rückgang der Bonität als primäres Anlagerisiko (39 Prozent). Dagegen sorgten sie sich aufgrund der anhaltend hohen Zinsen für 2023 am wenigsten um geringe Renditen (zehn Prozent) als Anlagerisiko.
- ESG-Faktoren (Umwelt, Soziales und Governance) bestimmen auch weiterhin die Portfolioentscheidungen. 90 Prozent der Befragten berücksichtigen diese Faktoren während des gesamten Anlageprozesses.
Ergebnisse nach Region:
USA
Dem Rezessionsrisiko und zunehmenden geopolitischen Spannungen zum Trotz bewegt sich die Risikobereitschaft der US-Versicherungsbranche auch 2023 auf einem soliden Niveau. 87 Prozent der Versicherer in den USA – mehr als der globale Durchschnitt von 68 Prozent – nannten höhere Renditechancen im aktuellen Umfeld als wichtigsten Faktor für Anlageentscheidungen. 35 Prozent beabsichtigen, ihr Durationsengagement über die nächsten zwölf Monate auszubauen. Das Interesse der Versicherungsunternehmen aus den USA an Private Assets ist ebenfalls ungebrochen. 56 Prozent von ihnen planen, ihre Allokation in diesem Segment im Verlauf des nächsten Jahres zu erhöhen.
Großbritannien
Unter britischen Versicherern herrscht eine besonders hohe Nachfrage nach Private Assets: 64 Prozent, und damit weit mehr als der globale Durchschnitt (51 Prozent) beabsichtigen, ihr Engagement in den nächsten zwölf Monaten auszubauen. US-amerikanische IG-Unternehmensanleihen (58 Prozent), private Unternehmensanleihen (42 Prozent), europäische IG-Unternehmensanleihen (36 Prozent) sowie Privatplatzierungen (30 Prozent) stellen die wichtigsten Anlageklassen dar, die britische Versicherer im Laufe des Jahres aufstocken möchten.
Europäische Union
Im Einklang mit der globalen Entwicklung bewerten auch europäische Versicherer die steigenden Renditechancen als wichtigsten Faktor für Anlageentscheidungen (60 Prozent). 40 Prozent planen, das Kreditrisiko in ihrem Anlageportfolio zu erhöhen, und 35 Prozent setzen auf den Ausbau ihres Durationsengagements. 36 Prozent der europäischen Versicherer beabsichtigen zudem, über die nächsten zwölf Monate ihre Allokation in Private Assets zu erhöhen. Dies ist ein geringerer Anteil als bei Versicherern aus den USA (56 Prozent), Großbritannien (64 Prozent) und Japan (71 Prozent).
Japan
Japanische Versicherer zeigen sich im Hinblick auf die Chancen von Private Assets am optimistischsten. 71 Prozent von ihnen beabsichtigten, ihre Allokation in den nächsten zwölf Monaten zu erhöhen. Das sind weit mehr als im globalen Durchschnitt (51 Prozent). Anleger aus Japan wiesen zudem die höchste Risikobereitschaft auf. 54 Prozent planen, ihr Kreditrisiko zu erhöhen, und 43 Prozent möchten ihr Durationsengagement ausbauen – ein höherer Anteil als im globalen Schnitt (35 Prozent bzw. 38 Prozent).
Durchführung der Umfrage
Die Umfrage von Goldman Sachs Asset Management unter Versicherern liefert detaillierte Einschätzungen von Chief Investment Officers (CIOs) und Chief Financial Officers (CFOs) zu makroökonomischen Bedingungen, Asset-Allocation-Entscheidungen, Renditeerwartungen, Portfoliokonstruktion und Kapitalisierung in der Branche. Im Rahmen der Umfrage wurden die Antworten von 343 CIOs und CFOs ausgewertet, deren Unternehmen über 13 Billionen US-Dollar des weltweiten Bilanzvermögens repräsentieren. Die beteiligten Unternehmen stellen einen breiten Branchenquerschnitt im Hinblick auf Größe, Sparten und regionale Präsenz dar. Die Befragung wurde in den ersten beiden Februarwochen durchgeführt.
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