Generali Investments Ökonom: „Die EZB muss auf die Zinsen einwirken“

Angesichts steigender Energiepreise und stärkerem Lohnwachstum kann es sich die Europäische Zentralbank nicht leisten bis 2024 zu warten, um auf die Zinsen einzuwirken, sagt Dr. Martin Wolburg, Senior Economist bei Generali Investments. Seiner Meinung nach muss sie spätestens 2023 reagieren. Generali Investments | 31.01.2022 14:46 Uhr
Dr. Martin Wolburg, Senior Economist bei Generali Investments / © Generali Investments
Dr. Martin Wolburg, Senior Economist bei Generali Investments / © Generali Investments
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„Nach einem Jahrzehnt des Kampfes gegen die niedrige Inflation haben die Erholung nach der Pandemie, die hohen Energiepreise und die anhaltenden Engpässe die Preissteigerung im Jahr 2021 deutlich über das Ziel hinausgetrieben. Die Inflation im Euroraum stieg im Dezember auf 5,0 Prozent und wird auch 2022 meist deutlich über dem Zielwert liegen. Mittelfristig werden der grüne Übergang und die schrumpfende Erwerbsbevölkerung, wenn die ‚Baby Boomer‘ den Arbeitsmarkt verlassen, zu einer strukturell höheren Inflation beitragen. Es gibt also gute Gründe für die Annahme, dass die Zeit der niedrigen Inflation vorbei sein wird. Daher wird die EZB ihren geldpolitischen Kurs anpassen müssen.

Keine Zinserhöhung in 2022

Die EZB muss die Stimulierung nach dem Ende des PEPP im Jahr 2022 zurückfahren, ohne den Aufschwung zu gefährden, indem sie die Finanzierungsbedingungen weiterhin günstig hält. Sie hat bereits eine sanfte Reduzierung der Quantitativen Lockerung über das Jahr 2022 hinaus angekündigt. Aufgrund der neuen Strategie, der kurzfristigen Abwärtsrisiken (z. B. Pandemie, China, Geopolitik) und aus Gründen der Glaubwürdigkeit halten wir eine Zinserhöhung im Jahr 2022 daher weiterhin für sehr unwahrscheinlich. 

Der Einfluss der Pandemie auf die Wirtschaftstätigkeit im Euroraum lässt nach, während die Gesamtinflation aufgrund der hohen Energiepreise und der anhaltenden Versorgungsengpässe für den größten Teil des Jahres 2022 deutlich über dem Zielwert liegen wird. Dagegen dürfte die zugrunde liegende Inflation wieder unter die 2 Prozent-Schwelle fallen und dort auch bleiben. Mit Blick auf die Zeit nach 2022, in der die Inflationserwartungen nun weitgehend dem Zielwert entsprechen, mehren sich die Anzeichen dafür, dass das niedrige Inflationsumfeld des vergangenen Jahrzehnts vorbei ist.

Starkes Lohnwachstum treibt Inflation an

Der grüne und der demografische Übergang sind Schlüsselfaktoren, die einen stärkeren Preisdruck und dann einen deutlich geringeren Bedarf an politischer Unterstützung bedeuten. Allerdings sehen die Mitglieder des EZB-Rats die Inflationsrisiken eher aufwärtsgerichtet.
Wir gehen nun davon aus, dass höhere Energiepreise und Zweitrundeneffekte bei den Lohnverhandlungen 2022 eine erste Zinserhöhung um 20 Basispunkte bereits im Juni 2023 auslösen werden. Die zukünftigen geldpolitischen Schritte werden weiterhin stark von der Inflation abhängen. Wir erwarten die nächste Anhebung im Dezember 2023, höchstwahrscheinlich um ebenfalls 20 Basispunkte, wodurch der Zinssatz immer noch im negativen Bereich bleiben würde
(bei -0,1 %), aber den Weg für ein Ende langanhaltenden Negativzinspolitik ebnet.

Die laufende Lohnrunde wird ein wichtiger Wegweiser für den Zweitrundeneffekt des aktuellen Inflationsanstiegs sein, wie verschiedene EZB-Rat-Mitglieder, darunter auch Präsidentin Christine Lagarde, Vizepräsident de Guindos, Schnabel und Chefvolkswirt Lane deutlich gemacht haben. 

Wir gehen davon aus, dass der Lohndruck in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern außergewöhnlich hoch ist, dass aber das Lohnwachstum auch in anderen Volkswirtschaften zunehmen wird, so dass dies letztlich zu einem weiteren Aufwärtsdruck auf die Inflation führt. Dies würde mit den Erfahrungen der Vergangenheit übereinstimmen. Unmittelbar vor dem Ausbruch der Finanzkrise lag die Arbeitslosenquote im Euroraum im Jahr 2008 bei 7,6 Prozent, die Inflation bei 3,3 Prozent und die Tariflöhne stiegen um 3,5 Prozent. Der Chefvolkswirt der EZB, Lane, erklärte kürzlich, dass ein Lohnwachstum von über 3 Prozent nicht mit dem Inflationsziel der EZB vereinbar ist.“

Dr. Martin Wolburg, Senior Economist bei Generali Investments

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