Makroausblick: „Die Rezession wird im Eurogebiet bis ins erste Quartal 2023 reichen“

Thomas Hempell, Head of Makro & Market Research, und sein Team bei Generali Investments stellen ihren Makroausblick für das vierte Quartal 2022 vor. Ihrer Prognose nach steuert der Euroraum auf eine Rezession zu, die USA hingegen sei den Unsicherheiten, die sich aus dem russischen Krieg ergeben nur indirekt ausgesetzt und erweise sich als erstaunlich widerstandfähig. Die großen Zentralbanken setzen ihre geldpolitischen Straffungsmaßnahmen fort, da die hohe Inflation durch steigende Löhne Zweitrundeneffekte auszulösen droht. Generali Investments | 12.10.2022 12:03 Uhr
Thomas Hempell, Head of Makro & Market Research, Generali Investments / © e-fundresearch / Generali Investments
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Euroraum im Auge des Sturms

Die Gesamtinflation stieg bis September auf 10,0 Prozent im Jahresvergleich. Dieser Wert scheint nahe dem Höchststand zu liegen (unter Berücksichtigung größerer Unsicherheiten aufgrund der geplanten Gaspreisobergrenzen), aber wir erwarten nur eine sehr allmähliche Abschwächung. Eine hohe Inflation von durchschnittlich 8,2 Prozent im Jahr 2022 und 5,0 Prozent im Jahr 2023 wird die Realeinkommen beeinträchtigen. Erfreulicherweise haben die Gasspeicher in der EU derzeit eine Kapazität von etwa 88 Prozent erreicht, was den Energiebedarf für etwa zwei Wintermonate deckt. Die Gasnachfrage wird weiter gedrosselt werden müssen, aber bei durchschnittlichen Wetterbedingungen könnte der Euroraum in der Lage sein, den Winter bei gedrosselten Gaslieferungen aus Russland gerade so zu überstehen. Erhöhte Unsicherheit wird das Vertrauen und die Investitionsausgaben weiter belasten. Vor allem energieintensive Unternehmen werden stark unter den höheren Inputkosten leiden.

Trotz eines soliden Arbeitsmarktes und staatlicher Maßnahmen zur Abfederung der Auswirkungen der hohen Energiepreise erwarten wir, dass die Wirtschaft des Eurogebiets von Q3/22 bis Q1/23 in eine Rezession fallen wird. Während unsere Wachstumserwartung von 3,0 Prozent im Jahr 2022 von einer starken ersten Jahreshälfte profitiert, spiegelt die prognostizierte Wachstumsrate von -0,3 Prozent im Jahr 2023 die Winterrezession und eine nur langsame Erholung danach wider.  

Anders als bei früheren Abschwüngen wird die EZB nichts zur Rettung beitragen. Da rund 75 Prozent der im Verbraucherpreisindex der EZB erfassten Posten eine Inflationsrate von über 2,5 Prozent aufweisen und weiterhin ein starker Druck besteht, liegt ihr Schwerpunkt auf der Eindämmung der Inflation. Um den Preisdruck einzufangen, konzentriert sich die EZB eindeutig darauf, die Nachfrage zu dämpfen, die Inflationserwartungen in Grenzen zu halten und Zweitrundeneffekte zu vermeiden. Nach der Anhebung des Leitzinses um insgesamt 125 Basispunkte im Juli und September rechnen wir mit weiteren kräftigen Zinserhöhungen um 75 Basispunkte im Oktober und 50 Basispunkte im Dezember, so dass der Einlagensatz zum Jahresende bei 2,0 Prozent liegen wird. Dies wäre das obere Ende des neutralen geldpolitischen Bereichs. Im Jahr 2023 wird sich die Straffung der Geldpolitik nach einer weiteren Anhebung um 50 Basispunkte auf das Auslaufen der Reinvestitionen im Rahmen des Programms zum Ankauf von Vermögenswerten (APP) verlagern.

USA: Fed wird trotz eindeutiger Rezessionsrisiken noch aggressiver

Nach einem schwachen ersten Halbjahr und einem zaghaften Aufschwung im dritten Quartal wird sich das Wachstum in den USA ab den letzten Monaten des Jahres deutlich abschwächen. Wir haben unsere Prognose für 2023 auf 0,4 Prozent gesenkt und sehen eine Wahrscheinlichkeit von mehr als 60 Prozent für eine erneute Rezession im ersten Halbjahr 2023. Trotz eines nach wie vor soliden Arbeitsmarktes und Lohnzuwächsen wird der Anstieg der Energiepreise den Verbrauch dämpfen. Die zinsempfindlichsten Teile der Wirtschaft spüren bereits den Druck der strengeren monetären Bedingungen. Die Investitionen in Nichtwohngebäude werden schwach bleiben und die Bautätigkeit wird weiter schrumpfen, da die Hypothekenzinsen wieder auf dem Niveau von 2007/2008 liegen und den Verkauf von Häusern und Baugenehmigungen bremsen.

Während die Gesamtinflationsrate ihren Höchststand bereits erreicht hat und sich dank der niedrigeren Ölpreise abschwächt, wird die Kerninflation hartnäckig bleiben. Es ist unwahrscheinlich, dass sie vor den ersten Monaten des Jahres 2023 unter 5,0 Prozent fallen wird. Diese Aussichten haben die US-Notenbank auf der September-Sitzung zu einer weiteren hawkistischen Wendung veranlasst, denn sie scheint entschlossen zu sein, den Leitzins bis Ende des Jahres auf 4,5 Prozent anzuheben. Obwohl die Fed einräumt, dass dies das Risiko einer harten Landung erheblich erhöht, weist sie darauf hin, dass der Leitzins bis 2024 um etwa 200 Basispunkte über dem neutralen Niveau bleiben wird, da eine längere Periode eines unter dem Trend liegenden Wachstums der Preis ist, der für die Eindämmung der Inflation zu zahlen ist.

Das Spannungsverhältnis zwischen der frühzeitigen Straffung durch die Fed und der sich abschwächenden Wirtschaft wird in den kommenden Monaten ein zentrales Thema sein, aber ein Umschwenken scheint für den Rest des Jahres unwahrscheinlich. Wir gehen davon aus, dass die Wiederherstellung des Gleichgewichts zwischen Arbeitsnachfrage und -angebot und ein Abwärtstrend der Inflation es der Fed ermöglichen werden, im zweiten Halbjahr 2023 mit einer Zinssenkung zu beginnen, um einen zu starken Anstieg der Arbeitslosigkeit zu verhindern.

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Thomas Hempell, Head of Makro & Market Research, Generali Investments 

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