Der Hauptgrund für die Stärke der Kreditmärkte im Jahr 2024 war die weiterhin rückgängige Inflation. Das ermöglichte Zinssenkungen in begrenztem Umfang, während das Wachstum positiv blieb. Die Zuflüsse in die Anlageklasse waren stark. Im vierten Quartal 2024 scheint dieses „Goldlöckchen“-Szenario jedoch unter Druck zu geraten. In ganz Europa ist eine zunehmende wirtschaftliche Schwäche zu beobachten, deren Ursache eine sinkende Konsumnachfrage und abnehmende Exporte (insbesondere nach China) sind. Dieser Trend wurde durch das Ergebnis der US-Wahlen und die von der künftigen Regierung angedrohten Zölle noch verschärft. Darüber hinaus gibt die politische Führungsschwäche in Europa Anlass zur Sorge: Sie erschwert es, den Bedrohungen aus den USA und China entgegenzutreten.
Für die USA hingegen wird im kommenden Jahr ein starkes Wirtschaftswachstum prognostiziert, das mit Steuersenkungen und höheren Staatsausgaben gestützt wird. Die Zins-, Kredit- und Aktienmärkte haben begonnen, diese Auseinanderbewegung einzupreisen.
Soweit es die Kreditmärkte betrifft, erwarten wir weiterhin starke Zuflüsse, da Anleger europäische Investment-Grade-Anleihen gegenüber US-Investment-Grade-Anleihen bevorzugen, während schwächere Titel unter den europäischen Hochzins- und Leveraged Loans (B und CCC) wahrscheinlich eine Underperformance aufweisen werden, da die Marktpreise potenziell steigende Ausfallraten reflektieren.
Wir gehen davon aus, dass das Wachstum in Europa von Zinssenkungen, einigen Steueranreizen und möglicherweise auch einer wieder anziehenden chinesischen Wirtschaft profitieren könnte. Zudem könnte sich erweisen, dass der designierte Präsident Trump nicht immer beißt, wenn er bellt.
Wir erwarten, dass das Jahr 2025 wahrscheinlich ähnlich wie 2024 beginnen wird – mit auf den ersten Blick attraktiven Renditeniveaus, aber historisch engen Kreditspreads. Die attraktivsten konvexen Long-Positionen werden wahrscheinlich bei Krediten zu finden sein, die starke Fundamentaldaten aufweisen, aber überverkauft oder übersehen werden; in Leveraged Loans, die von einem dauerhaft höheren Zinsniveau profitieren; und in Sondersituationen, die wir dank unseres flexibleren Anlagemandats zu unserem Vorteil nutzen können. Zyklische Sektoren dürften weiterhin unter Druck stehen und auch bei französischen und deutschen Krediten ist aufgrund des weiterhin erhöhten politischen Risikos Vorsicht geboten.
Die derzeit auf den Kreditmärkten herrschende erhöhte Streuung der Spreads dürfte anhalten, was sowohl für Long- als auch für Short-Positionen attraktive Gelegenheiten für scharfsinnige, fundamental orientierte Anleger bietet. Zum nahenden Jahresende bleibt der Gesamtmarkt weiterhin stark, spaltet sich aber zunehmend. Kredite mit unterdurchschnittlicher Performance werden hart bestraft, wodurch sich die Bandbreite der Möglichkeiten vergrößert.
Aus dem Expertenteam von Aperture Investors (Teil von Generali Investments)