Die Aufnahme direkter Verhandlungen zwischen US-Präsident Trump und Russland über die Köpfe der Ukraine und europäischer Verbündeter hinweg hat die europäischen Hauptstädte verunsichert. Die Märkte hingegen haben sich auf die positiven Auswirkungen niedrigerer Energiepreise für Europa konzentriert: Falls Sanktionen gegen Russland im Rahmen eines Friedensabkommens aufgehoben würden, könnte sich das Angebot auf dem Gasmarkt vergrößern. Europäische Aktien und der Euro haben davon profitiert, der Gaspreis hat sich von früheren Höchstständen wieder entfernt (siehe linke Grafik).
Die zunehmenden Befürchtungen eines „schmutzigen“ Deals und eines Rückzugs der USA aus den Sicherheitsgarantien für Europa würden jedoch eine beträchtliche Aufstockung der europäischen Verteidigungshaushalte erfordern. Die Märkte haben in Erwartung eines wachsenden Angebots an Anleihen mit steigenden Renditen reagiert. Die europäischen Renditen könnten sich angesichts der nachlassenden Inflation und der Zinssenkungen der EZB immer noch nach unten bewegen, eine steigende Laufzeitprämie wirkt dem allerdings entgegen.
Ein Friedensplan für die Ukraine könnte dem Euro etwas Auftrieb geben, zumal die vielen spekulativen Long-Positionen im US-Dollar (siehe rechte Grafik) diesen anfällig für eine Korrektur machen. Da die Auswirkungen eines Friedensabkommens auf das Wachstum im Euroraum und den Zinspfad der EZB jedoch eher bescheiden ausfallen dürften, halten wir die Vorteile für den Euro letztlich für begrenzt. Vorerst bleiben das anhaltend höhere US-Wachstum, der US-Renditevorteil und die Unsicherheiten in Bezug auf Handel und Geopolitik die Haupthindernisse für eine nennenswerte Entwicklung des Euro nach oben.
Chart der Woche
Von Thomas Hempell, Head of Macro & Market Research bei Generali Investments