Mit einem Wert von 2,25% hat der Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) bereits die obere Grenze des von EZB-Mitarbeitern berechneten neutralen Korridors von 1,75% bis 2,25% erreicht. Obwohl er sich im neutralen Bereich befindet, wird der Spielraum für weitere Zinssenkungen immer kleiner. Ein Ende des Zinssenkungszyklus sehen wir jedoch noch nicht.
Die aktualisierten makroökonomischen Projektionen der EZB dürften zeigen, dass sich die Inflation ihrem mittelfristigen Ziel annähert. Der Lohnanstieg verlangsamt sich und niedrigere Energiepreise sowie ein stärkerer Euro unterstützen ebenfalls die Desinflation. Im April kündigte Präsidentin Lagarde mehrere Szenarien in Abhängigkeit von den Auswirkungen des Handelskriegs an. Wir glauben, dass diese Szenarien für den EZB-Rat entscheidend sein werden, um den Handelskrieg zu bewältigen.
Jüngste Kommentare deuten darauf hin, dass sich die Diskussion über weitere politische Maßnahmen im EZB-Rat intensiviert hat. Wir gehen davon aus, dass ein Ausgleich der Handelskriegsrisiken für eine weitere Lockerung sprechen wird. Wir rechnen am 5. Juni mit einer weiteren Senkung um 25 Basispunkte. Während wir weiterhin eine endgültige Senkung auf 1,75% erwarten, sollte Frau Lagarde die Datenabhängigkeit betonen und den Zeitpunkt der endgültigen Senkung bewusst offen lassen.
Von Dr. Martin Wolburg, Senior Economist bei Generali Investments
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