- Die Konzentration globaler Aktien-Indizes hat stark zugenommen.
- Viele Fonds, speziell Themenfonds, sind besonders konzentriert.
- Langfristig betrachtet ist Diversifikation aufgrund der Natur des Marktes jedoch ein wichtiger Erfolgsfaktor.
Der Dartpfeil-werfende Affe schlägt den Markt?
Akademische Untersuchungen zeigen, dass Aktienrenditen eine ausgeprägte "Schiefe" zeigen: Nur wenige Aktien zeigen überdurchschnittliche Renditen und sind so maßgebliche Treiber der Aktienmarkt-Performance ("Zugpferde"), während ein Großteil der Aktien unterdurchschnittlich abschneidet oder sogar Geld verliert. Entsprechend hat der berühmte Affe, welcher mit Dartpfeilen auf den Börsenteil der Zeitung wirft, eben doch keine 50 Prozent Chance, den Markt zu übertreffen. Angesichts dieser Eigenschaft der Aktienmärkte rückt Diversifikation in den Fokus, um einerseits von den Zugpferden zu profitieren und andererseits Verluste durch die Vielzahl an sich schwach entwickelnden Aktien zu begrenzen.
Diversifikation ist nicht gleich Diversifikation
Hier scheinen marktkapitalisierungsgewichtete Indizes mit ihren hunderten oder gar tausenden Aktien gut aufgestellt zu sein. Jedoch ist der Schein trügerisch, denn die reine Anzahl an Aktien gibt kein eindeutiges Bild über die Diversifikation eines Portfolios. Das Maß der effektiven Positionen bietet hier Abhilfe: Dies misst, zu wie vielen gleichgewichteten Positionen das Portfolio in seiner Einzeltitel-Diversifikation äquivalent ist. Denn in einem gleichgewichteten Portfolio haben alle Positionen den gleichen Einfluss auf Rendite und Risiko. Volkswirten ist das Konzept auch als Herfindahl-Index bekannt.
Ein Blick auf globale Aktienindizes in Tabelle 1 zeigt, dass der US-Index zwar mehr Aktien enthält als sein europäisches Pendant, jedoch deutlich konzentrierter ist. Die Berücksichtigung von Schwellenländern im globalen Kontext verdoppelt die Anzahl der Aktien, steigert allerdings die Anzahl der effektiven Positionen nur geringfügig, da die vielen Titel der Schwellenländer nur wenig Gewicht haben.
Quelle: Assenagon, Bloomberg
Das Konzept der effektiven Positionen lässt sich gut am Beispiel des Unternehmens Apple verdeutlichen, welches mit einer Gewichtung von über 4 Prozent die größte Position im globalen Aktienmarkt mit ca. 3.000 Titeln darstellt. Dem gegenüber stehen viele hundert Aktien mit nicht einmal einem Basispunkte Gewicht im Index, welche selbst bei eine hypothetischen Wertentwicklung von + 100 Prozent nahezu keinen Einfluss auf die Index-Performance haben (< 1 Basispunkt).
Quelle: Assenagon, Bloomberg
Abbildung 1 veranschaulicht die Anzahl der effektiven Positionen für den globalen Aktienmarkt seit Anfang 2000. In den vergangenen zehn Jahren lässt sich eine deutliche Zunahme der Konzentration beobachten. Im Zuge des boomenden Technologiesektors und des Aufkommens der FAANG-Aktien hat sich die effektive Zahl an Unternehmen im Index mittlerweile mehr als halbiert und die Top 10-Gewichtung mehr als verdoppelt. Das Maß der effektiven Positionen nimmt dabei das gesamte Portfolio in den Blick und beschränkt sich nicht nur auf die größten Positionen. Diese Entwicklung im globalen Aktienmarkt steht sinnbildlich für die Beobachtungen der Indizes einzelner Regionen und Länder: Die Diversifikation der Indizes hat sich reduziert und die Konzentration nimmt zu.
Chancen maximieren, Risiken minimieren
Der renommierte Wissenschaftler Hendrick Bessembinder veröffentlichte im Jahr 2018 eine umfangreiche Studie über die Natur des Aktienmarkts seit 1926. Dabei stellt er fest, dass nur ca. 30 Prozent aller Aktien langfristig (sprich über ihre gesamte Lebensdauer) den Index schlagen. Die Ratio vieler aktiver Manager, nur in die "besten" Aktien zu investieren, scheint somit auf den ersten Blick naheliegend. Jedoch laufen konzentrierte Portfolios Gefahr diese Zugpferde zu verpassen, gestaltet sich doch deren regelmäßige und frühzeitige Identifikation in einem konzentrierten Portfolio äußerst herausfordernd. In einem breit gestreuten Portfolio wirkt Diversifikation hingegen in beide Richtungen: An möglichst vielen Zugpferden partizipieren (Chancen maximieren) und gleichzeitig Verluste aus Nachzüglern reduzieren (Risiken minimieren).
Assenagon Equity Framework
Aufgrund dieser Beobachtungen ist für uns eine breite Diversifikation stets ein Schlüssel zum Erfolg. Natürlich hängt die erreichbare Diversifikation immer vom gewählten Investmentuniversum ab, da sich diese in Punkto Größe teils erheblich unterscheiden (siehe Tabelle 1).
Dies gilt insbesondere im Falle von Themenfonds, deren zugrundeliegende Investmentuniversen – oft aufgrund eines monothematischen Fokus – von Natur aus deutlich kleiner sind, wodurch sich teils hochkonzentrierte Portfolios ergeben. Jedoch lässt sich auch in diesem Bereich ein aktiv verwaltetes und breit gestreutes Portfolio konstruieren, welches ein hohes thematisches Exposure mit ausgeprägter Diversifikation verbindet. Abbildung 2 zeigt dies für Aktienthemenfonds aus dem Bereich Klimawandel im Vergleich zum globalen Aktienmarkt, wobei das thematische Exposure hier durch den Taxonomie-konformen Umsatzanteil dargestellt wird.
Quelle: Assenagon, Bloomberg, MSCI, Morningstar
Für den Anleger
Ein klarer Fokus auf das Investmenthema ist essentiell, dies darf aber nicht zulasten der Diversifikation gehen. Zwar mögen hochkonzentrierte Portfolios kurzfristig erfolgreich sein, langfristig arbeitet die Natur des Aktienmarktes jedoch gegen sie. Zudem laufen sie Gefahr, dass die Risiken einzelner Aktien das eigentlich gesuchte Exposure überschatten.
Für den langfristigen Erfolg ist eine breite Diversifikation daher unabdingbar, ganz im Sinne von: Chancen maximieren, Risiken minimieren.
Daniel Jakubowski & Dr. Ulrich Wessels, Assenagon Asset Management
PS: Lesen Sie in der nächsten Ausgabe, was diese Beobachtungen zur Diversifikation für Small- & Mid-Cap Investments implizieren.