- In einer komplexen Welt mit exponentiell wachsenden Datenmengen ist es wichtig, den Blick fürs Wesentliche nicht zu verlieren.
- Das Erfolgsrezept hierfür ist die Kombination der klassischen, fundamentalen Analyse mit einem systematischen Investitionsprozess.
- Mit entsprechender Datenbasis lassen sich auch in einem systematischen Prozess Unternehmen ganzheitlich und detailliert analysieren.
Systematischer Anlageprozess erfasst Unternehmen ganzheitlich
In den letzten Jahren beziehungsweise besonders auch in den kommenden Jahren wächst die Datenmenge exponentiell. Neben klassischen Fundamental- und Marktdaten rücken Nachhaltigkeits- und alternative Daten immer stärker in den Fokus. Deren Integration in den Analyseprozess erfordert eine systematische und quantitative Herangehensweise. Dies erlaubt es in einer komplexen Welt den Blick fürs Wesentliche nicht zu verlieren.
In unserem Analyse-Framework werden über 5.000 globale Unternehmen systematisch in allen Dimensionen mit jeweils rund 100 Datenpunkten analysiert. Diese lassen sich in die folgenden Kategorien einordnen:
- Unternehmenstätigkeiten und Geschäftsmodell,
z. B. Sektor, Land und thematisches Profil - Fundamentalkennzahlen,
z. B. Profitabilität und Verschuldung - Nachhaltigkeit und Unternehmensführung,
z. B. ESG-Scores, CO2-Intensität und nachhaltige Umsätze - Konzern- und Kapitalstruktur,
z. B. Erfassung wirtschaftlicher Zusammenhänge zwischen Tochter- und Muttergesellschaften - Sensitivitäten und Risikokennzahlen,
z. B. Beta und idiosynkratische Volatilität - Handelbarkeit und Transaktionskosten,
z. B. tägliche Liquidität und Berücksichtigung expliziter & impliziter Kosten
Zum Einstieg werfen wir einen Blick auf das Faktorprofil von Apple, welches insbesondere Fundamentalkennzahlen sowie Sensitivitäten und Risikokennzahlen umfasst. Tabelle 1 gibt einen Überblick über die Ausprägung der jeweiligen Kennzahl im Vergleich zum amerikanischen und globalen Aktienmarkt.
Die DNA von Apple entschlüsselt
Relativ zum amerikanischen und globalen Aktienmarkt ist Apple teurer bewertet, weist eine signifikant höhere Marktkapitalisierung auf und schüttet vergleichsweise wenig in Form von Dividenden aus. Allerdings weist Apple nicht grundlos eine Bewertungsprämie auf. Denn hinsichtlich der Qualitätsmerkmale steht zum einen eine doppelt beziehungsweise dreifach so hohe operative Profitabilität im Vergleich zum Markt zu Buche und zum anderen übersteigen die Barmittel und liquiden Vermögenswerte sämtliche Fremdkapitalpositionen, wodurch das Unternehmen keinerlei Netto-Verschuldung aufweist. Hierbei wird das bilanzielle Fremdkapital um Pensionsverpflichtungen ergänzt, welche klassischerweise in einer Verschuldungsquote nicht berücksichtigt werden.
Aufgrund dessen, dass die Aktie auf Sicht von einem Jahr (ohne den letzten Monat, das sogenannte short-term Reversal) den amerikanischen Aktienmarkt outperformt hat, weist sie ein positives Momentum auf. Darüber hinaus zeichnet sich die Aktie durch ein hohes Beta aus, das heißt Apple weist eine überdurchschnittliche Sensitivität zu Marktschwankungen auf. Für eine robuste Aussagekraft des Betas wird ein Glättungsverfahren in Abhängigkeit vom Erklärungsgehalt angewendet. Das firmenspezifische Risiko (idiosynkratische Volatilität) nach Bereinigung um die Marktschwankung und die Sensitivität dazu (eben jenes Beta) fällt hingegen gering aus.
Die Kennzahlen werden abschließend in entsprechende Ausprägungen transformiert, welche den Vergleich relativ zu allen Aktien beschreiben und so die Gegenüberstellung der Faktoren untereinander ermöglichen (siehe Abbildung 1).
Fundamentale Analyse vervollständigt den Investmentprozess
Wenngleich der Investitionsprozess systematischer Natur ist, ist es unabdingbar, dabei auch eine detaillierte, fundamentale Analyse der Unternehmen vorzunehmen. Nachfolgend wird dies am Beispiel des Kurs-Buchwert-Verhältnisses dargestellt, die zugrundeliegende Kennzahl für die Bewertung. Einen wesentlichen Aspekt stellen immaterielle Vermögenswerte als Kernbestandteil der modernen Wertschöpfung dar, die jedoch in der Bilanz aufgrund von Rechnungslegungsvorschriften nicht berücksichtigt werden. In der Folge ergibt sich ein verzerrtes Bild für Unternehmen, welche zum Beispiel signifikante Investitionen im Bereich Forschung & Entwicklung oder Markenbildung tätigen.
Wie Abbildung 2 aufzeigt, weist Apple im Vergleich zur Marktkapitalisierung ein geringes bilanzielles Eigenkapital auf, wodurch sich ohne Adjustierung eine sehr hohe Bewertung ergibt. Geht man hingegen in die genauere Analyse, so weist das Unternehmen signifikante Vermögenswerte in F&E und Marken auf, Ausdruck für die global führende Stellung des Unternehmens. Addiert man beide Positionen zum bilanziellen Eigenkapital, so ergibt sich eine deutlich reduzierte Bewertung. Abbildung 3 verdeutlicht die Bedeutung der Berücksichtigung von immateriellen Vermögenswerten: Anstelle einer maßlos überzogenen Bewertung ergibt sich ein realistisches Bild.
Assenagon Equity Framework
Dieses ermöglicht es, die über 500.000 Datenpunkte bestehend aus Fundamental-, Markt-, Nachhaltigkeits- und alternativen Daten individuell und insbesondere im Zusammenspiel des Portfolios zu messen und zu steuern.
Für den Anleger
Eine klassische Aktienanalyse von über 5.000 globalen Unternehmen ist nur schwierig darstellbar beziehungsweise nur mit ausgeprägtem Fokus auf etwaige Nischen. Oftmals werden gewisse Filterkriterien verwendet, um das Universum entsprechend einzuschränken. Durch einen systematischen Ansatz lässt sich hingegen das Universum vollständig untersuchen, ohne dabei Abstriche in der fundamentalen Analyse zu machen, und so in ein breit diversifiziertes Portfolio zu investieren. Ganz nach dem Motto: Fundamental in der Analyse, systematisch im Prozess.