- Neben Fundamental-, Sensitivitäts- und Risikokennzahlen bilden Nachhaltigkeits- und alternative Daten die Basis unseres Investitionsprozesses.
- Bei der Analyse von Nachhaltigkeitsdaten ist es wichtig diese in Einklang mit ökonomischen Kennzahlen zu bringen.
- Alternative Daten ermöglichen einen granularen und vor allen Dingen vielschichtigen Blick auf Themen, die ein Geschäftsmodell beeinflussen.
Systematischer Anlageprozess erfasst Unternehmen ganzheitlich
In den letzten Jahren, beziehungsweise in den kommenden Jahren wächst die Datenmenge exponentiell. Neben klassischen Fundamental- und Marktdaten rücken Nachhaltigkeits- und alternative Daten verstärkt in den Fokus. Deren Integration in den Analyseprozess erfordert eine systematische und quantitative Herangehensweise. Dies erlaubt es in einer komplexen Welt den Blick fürs Wesentliche nicht zu verlieren.
In unserem Analyse-Framework werden über 5.000 globale Unternehmen systematisch in allen Dimensionen mit jeweils rund 100 Datenpunkten analysiert. Diese lassen sich in die folgenden Kategorien einordnen:
- Unternehmenstätigkeiten und Geschäftsmodell,
z. B. Sektor, Land und thematisches Profil - Fundamentalkennzahlen,
z. B. Profitabilität und Verschuldung - Nachhaltigkeit und Unternehmensführung,
z. B. ESG-Scores, CO2-Intensität und nachhaltige Umsätze - Konzern- und Kapitalstruktur,
z. B. Erfassung wirtschaftlicher Zusammenhänge zwischen Tochter- und Muttergesellschaften - Sensitivitäten und Risikokennzahlen,
z. B. Beta und idiosynkratische Volatilität - Handelbarkeit und Transaktionskosten,
z. B. tägliche Liquidität und Berücksichtigung expliziter & impliziter Kosten
Nachdem wir im letzten Artikel einen detaillierten Blick auf Fundamentalkennzahlen sowie Sensitivitäten- und Risikokennzahlen geworfen haben, richten wir den Fokus zunächst auf den Bereich Nachhaltigkeit und Unternehmensführung.
Ökonomie im Einklang mit Nachhaltigkeit
Im Vordergrund der Nachhaltigkeitsanalyse stehen nachfolgende drei Kriterien. Für eine ausführliche Definition und Betrachtung verweisen wir auf unsere vergangenen Artikel:
- ESG-Rating (siehe Equity Insights #18)
- CO2-Intensität (siehe Equity Insights #19)
- Taxonomiequote (siehe Equity Insights #20)
Abbildung 1 und Abbildung 2 stellen die Verteilung des MSCI ESG-Ratings und CO2-Intensität im amerikanischen und globalen Aktienmarkt dar. Im Vergleich zum amerikanischen bzw. globalen Aktienmarkt weist Apple ein leicht unterdurchschnittliches ESG-Rating auf, was insbesondere durch die Komponenten E und G getrieben wird. Da sich Apple inhouse auf die Entwicklung von Software-Lösungen konzentriert und die Fertigung von Hardware auslagert, wirken sich die ESG-Praktiken der Zulieferer letzten Endes negativ auf das Rating von Apple aus.
Im Falle der CO2-Intensität spiegelt sich ebenfalls der negative Einfluss wider. Betrachtet man Abbildung 1, so schneidet Apple deutlich unterdurchschnittlich gegenüber dem amerikanischen und globalen Aktienmarkt ab. Allerdings umfasst diese Betrachtung lediglich Scope 1+2. Würde hingegen die gesamte Wertschöpfungskette (inkl. Zulieferer) berücksichtigt (Scope 3), so steigt die CO2-Intensität deutlich an und ist nur noch leicht unterdurchschnittlich.
Da Apple als Technologiekonzern eine Taxonomiequote von 0 Prozent aufweist, wird dieses Kriterium an dieser Stelle nicht weiter beleuchtet. Bedenkt man, dass sich die EU-Taxonomie auf Sektoren konzentriert, welche maßgeblich im positiven zur Abschwächung des Klimawandels beitragen, ist dieses Ergebnis nicht verwunderlich.
Geschäftsmodelle durch Alternative Daten thematisch erfassen
Um die Unternehmenstätigkeiten und Geschäftsmodelle jenseits von klassischen Sektor- und Länderzuordnungen systematisch zu erfassen, werden alternative Daten in die Unternehmensanalyse integriert. Im Rahmen dieser werden folgende fünf Datenquellen erfasst und zu über 200 Themen zugeordnet:
- Patente: Quantität und Qualität
- Deals: Thematische Übernahmen
- Jobs: Investition in Humankapital
- Filings: Über welche Themen spricht das Unternehmen
- News: Über welche Themen sprechen Dritte im Zusammenhang mit dem Unternehmen
Wichtig ist insbesondere bei Filings und News auch das Sentiment zu berücksichtigen, sprich ob das Thema im positiven oder negativen Kontext erwähnt wird. In einem nächsten Schritt müssen alle Daten ins Verhältnis zur Größe des Unternehmens gestellt werden um diese vergleichbar zu machen. So werden beispielsweise die Gehälter der ausgeschriebenen Stellen zu einem Thema in Verhältnis zu den Personalkosten eines Unternehmens gestellt, um zu sehen wie viel in dieses Thema investiert wird.
Tabelle 1 stellt die Ausprägungen von Apple gegenüber den verschiedenen Themen dar, welche durch alternative Daten abgebildet werden. Die Ausprägung ist hierbei immer in Relation zum globalen Aktienmarkt zu betrachten; d. h. eine positive Ausprägung bedeutet ein höheres Exposure gegenüber dem Thema als es der globale Aktienmarkt aufweist und vice versa.
Assenagon Equity Framework
Alternativen Daten ermöglichen einen granularen und vor allen Dingen vielschichtigen Blick auf Themen die ein Geschäftsmodell beeinflussen. Tabelle 1 gibt einen Überblick über die vier positivsten bzw. negativsten Ausprägungen von Apple im Vergleich zum globalen Aktienmarkt. Wenig überraschend dominiert das Thema Mobile das Geschäftsmodell von Apple, jedoch spielt mittlerweile auch Apple Pay eine bedeutende Rolle, wie sich anhand der Ausprägung bzgl. Fintech ablesen lässt. Bei näherer Betrachtung der negativsten Ausprägungen zeigt sich jedoch, dass die Marktdominanz des Geschäftmodells nicht gänzlich ohne regulatorisches Risiko einhergeht. Zudem spiegelt sich das eingangs aufgezeigte unterdurchschnittliche MSCI ESG-Rating auch in der objektiven Auswertung der alternativen Daten – losgelöst von der Wahl eines ESG-Researchdienstleisters – wieder.
Für den Anleger
Neben dem detaillierten Blick auf Fundamentalkennzahlen sowie Sensitivitäten- und Risikokennzahlen (siehe Equity Insights #21), gilt es im Sinne einer ganzheitlichen Analyse Nachhaltigkeits- und alternative Daten nicht außer Acht zu lassen. Letztere ermöglichen es einerseits rein qualitative Aspekte zu quantifizieren, wodurch sich ein vielschichtiger und insbesondere objektiver Blick auf das Geschäftsmodell eines Unternehmens ergibt. Bis dato war dies rein qualitativen und oftmals subjektiven Analysen vorbehalten.
PS: Lesen Sie in der nächsten Ausgabe, welche Faktoren sich im anspruchsvollen Börsenjahr 2022 behaupten konnten