Momentum: Faktor oder Faktor-Timing?

Assenagon Asset Management | 03.04.2023 09:44 Uhr
© Foto von energepic.com auf pexels.com
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  • Momentum-Strategien litten im Jahr 2022 häufig unter einer erhöhten Unternehmensbewertung und ausgeprägten Sektorwetten.
  • Viele Momentum-Ansätze folgen Länder-, Sektor- und Faktorrotationen und sorgen somit für entsprechend große Benchmark-Abweichungen.
  • Langfristig erzeugt dieser potenzielle Timing-Effekt jedoch zusätzliche signifikante Risiken, die renditeseitig nicht kompensiert werden.

Momentum: Von der Theorie zur Praxis

Der Momentum-Faktor, welcher erstmals 1993 wissenschaftlich dokumentiert wurde, basiert auf der Beobachtung, dass Unter­nehmen, die in der Vergangenenheit outperformen konnten, auch künftig besser als ihre Benchmark abschneiden. Typischerweise wird als Rückschauperiode ein Zeitraum von zwölf Monaten ge­wählt, wobei der jüngste Monat aufgrund des sogenannten Short­term Reversal-Effekts ausgelassen wird.

Nachdem wir in den vergangenen beiden Artikeln einen detail­lierten Blick auf die Wertentwicklung der Faktoren Value, Quality, Size und Low Risk im Jahr 2022 geworfen haben, analysieren wir in der vorliegenden Ausgabe der Assenagon Equity Insights den Mo­mentum-Faktor. Neben der kurz- und langfristigen Performance wird ein besonderes Augenmerkt auf potentielle Nebeneffekte (bspw. Technologie- und Growth-Übergewicht zur Benchmark) gelegt, die sich im Rahmen einer Momentum-Strategie ergeben können. Denn diese überschatten oftmals eine mögliche Out­performance von Faktor-Strategien.

Wie schlug sich Momentum im volatilen Jahr 2022?

Neben einem globalen Momentum-Index zeigt Abbildung 1 den globalen Assenagon Momentum-Faktor, welcher gemäß unserem Assenagon Equity Framework konstruiert wurde. Dies bedeutet, dass eine ganzheitliche Risikobetrachtung Anwendung findet und somit unerwünschte Nebeneffekte, wie Länder-, Sektor- oder wei­tere Faktor-Einflüsse relativ zum globalen Aktienmarkt, kontrol­liert werden.

Auf Jahressicht zeigt sich in Summe ein neutrales bis positives Ergebnis. Der Momentum-Index, welcher Grundlage für milliar­denschwere ETFs darstellt, konnte das Jahr mit einer Outperfor­mance von +0,4 Prozent abschließen. Das dieses Ergebnis stel­lenweise durch Nebeneffekte belastet wurde, zeigt der Vergleich zum kontrollierten Assenagon Momentum-Faktor.

Abb. 1: Relative Performance zum globalen Aktienmarkt

Quelle: Assenagon, Bloomberg

Sektorabweichungen zur Benchmark belasten in H1/2022

Abbildung 2 umfasst für den unkontrollierten Momentum-Index die Top 3-Sektorumschichtungen in 2022. Wie sich zeigt, startete der Index u. a. mit einem deutlichen Übergewicht von ca. 10,6 Pro­zent an Technologiewerten. Vor dem Hintergrund der vergange­nen Outperformance ebendieser überrascht dies im Rahmen ei­ner unkontrollierten Momentum-Strategie nicht.

Abb. 2: Momentum-Index: Größte Sektorumschichtungen im Jahr 2022

Quelle: Assenagon, Bloomberg

Interessanterweise zeigt der unkontrollierte Momentum-Index etwa ab Mitte des Jahres wieder eine deutliche Outperformance – trotz steigender Zinsen. Betrachtet man die größten Sektorüber- bzw. Sektoruntergewichtungen Ende des Jahres 2022 in Abbildung 2, so zeigt sich, dass sich im Rahmen eines Index-Rebalancings er­hebliche Veränderungen ergeben haben. Technologieaktien wei­sen nun mit ca. -16 Prozent ein deutliches Untergewicht auf, wo­hingegen beispielsweise der Sektor Energie mit ca. 20 Prozent deutlich übergewichtet ist. Dieser zeigte im Umfeld inflationär steigender Energiepreise eine deutliche Outperformance gegen­über dem globalen Aktienmarkt. Im Ergebnis profitierte der Momentum-Index somit von einer Sektorrotation im Zuge des Rebalancings.

Diesen Umschichtungen auf Sektorebene liegt ein makroökono­misches Thema zugrunde: Die Zinswende und ihre Auswirkung auf die Aktien-Duration. Unternehmen mit einer hohen Bewertung zeichnen sich für gewöhnlich dadurch aus, dass in Relation zur Marktkapitalisierung die überwiegende Mehrheit der erwarteten Cashflows in ferner Zukunft anfällt. Somit liegt eine lange Aktien-Duration vor, die im steigenden Zinsumfeld belastete.

Versteckte Aktien-Duration im Faktorprofil

Ähnlich problematisch zeigt sich das Faktorprofil im Vergleich zum globalen Aktienmarkt in Abbildung 3. So wies der Momen­tum-Index – teils ein Resultat der aufgezeigten Sektorabweichun­gen – unter ande­rem eine hohe Bewertung (negatives Value), hohe Profitabilität bei niedriger Verschuldung (Quality) und ein erhöhtes Risiko auf. Insbesondere die hohe Bewertung und die Quality-Ausprägung zeichnen sich durch eine lange Aktien-Du­ration aus, welche aufgrund der steigenden Zinsen (Stichwort Diskontierungssatz) einen maßgeblich negativen Einfluss auf die Wertentwicklung des unkontrollierten Momentum-Index hatte.

Abb. 3: Momentum-Index: Größte Faktorumschichtungen im Jahr 2022

Quelle: Assenagon, Bloomberg

Bei Analyse des Faktorprofils zeigen sich ebenfalls deutliche Ver­änderungen, welche sich temporär in der zweiten Jahreshälfte positiv auswirkten. Im Rahmen des Index-Rebalancings wurde Quality ab- und Value aufgebaut, wodurch die Aktien-Duration signifikant verkürzt wurde. Darüber hinaus wurde ein Übergewicht in defensiven Unternehmen (Low Risk) aufgebaut, welche auf­grund volatilen Marktumfeldes im Gunste der Anleger standen.

Tab. 1: Relative Performance zum globalen Aktienmarkt seit Januar 2000

Quelle: Assenagon, Bloomberg

Assenagon Equity Framework

Im Vergleich zum kontrollierten Assenagon Momentum-Faktor wurde der unkontrollierte Momentum-Index im Jahr 2022 deutlich durch seine Nebeneffekte belastet. Doch wie gestaltet sich der Performance-Vergleich langfristig?

Tabelle 1 vergleicht die relative Performance gegenüber dem globalen Aktienmarkt seit dem Jahr 2000. Beide Ansätze konnten über einen Zeitraum von 23 Jahren eine jährliche Outperformance von ca. 1,4 Prozent p. a. erzielen. Allerdings zeigt sich bei Betrach­tung der relativen Risiken ein deutlich heterogenes Bild. Durch Kontrolle sämtlicher Risikodimensionen weist der Assenagon Mo­mentum-Faktor einen niedrigeren Tracking Error auf, sodass sich ein deutlich besseres Information Ratio ergibt.

Für den Anleger

Wenngleich es den Anschein erweckt, dass ein unkontrollierter Momentum-Ansatz einen positiven Timing-Effekt erzielt, zeigt sich auf Jahressicht ein neutrales Ergebnis. Dies mag den rasant ge­stiegenen Zinsen geschuldet sein, welche Übergewichte in Sek­toren bzw. Faktoren mit längerer Aktien-Duration abgestraft ha­ben. Allerdings zeigt die langfristige Analyse, dass unkontrollierte Nebeneffekte letztlich eines zur Folge haben: Wenig zusätzliche Rendite, bei vergleichsweise hohen zusätzlichen Risiken.

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