- Low Risk-Strategien haben das Ziel das Portfoliorisiko zu reduzieren bei zeitgleich geringen bis keinen Renditeeinbußen.
- Sektor-, Länder- und Faktor-Effekte belasten den historischen Erfolg von Low Risk-Ansätzen in den vergangenen drei Jahren signifikant.
- Durch Kontrolle aller Nebeneffekte ermöglicht ein Low Risk-Ansatz eine signifikante Verbesserung des Rendite-Risiko-Profils.
Charakteristika von Low Risk-Strategien
Das Konzept von Low Risk-Strategien hat sich in der Vergangenheit bei institutionellen Investoren großer Beliebtheit erfreut. Motiviert durch wissenschaftliche Erkenntnisse haben derartige Strategien das Ziel das Portfoliorisiko zu reduzieren bei zeitgleich geringen bis keinen Renditeeinbußen – somit die sogenannte Low Risk-Prämie zu vereinnahmen. Betrachtet man die verschiedenen Strategieansätze in der Praxis, welche oftmals im Rahmen passiver Fondsprodukte umgesetzt werden, so zeigen sich unterschiedliche Ausgestaltungen hinsichtlich der Portfoliokonstruktion. Neben einfacher Selektion von Unternehmen mit niedriger Volatilität oder Beta, wird oft auch ein klassisches Minimum Varianz-Portfolio (Min Vol) nach Markowitz gebildet.
Ungeachtet der Portfoliokonstruktion haben die verschiedenen Strategieansätze gemeinsam, dass sich überwiegend Unternehmen mit niedrigem Marktrisiko und stabilen Cashflows in den Portfolien wiederfinden. Diese Charakteristika stehen oftmals in volatilen Marktphasen im Fokus der Anleger, wie sich an der entsprechenden Wertentwicklung eines globalen Min Vol-Index im Jahr 2022 erkennen lässt. Im Zuge des sich abschwächenden Wirtschaftswachstums bzw. der rezessiven Entwicklungen konnte der Index, welcher Grundlage für milliardenschwere ETFs darstellt, das Jahr mit einer deutlichen Outperformance von +10,5 Prozent gegenüber dem globalen Aktienmarkt abschließen (Equity Insights #24).
Doch wie gestaltet sich der Praxistest derartiger Strategien im langfristigen Kontext? Existiert eine Low Risk-Prämie, sodass sich durch Vereinnahmung ebendieser ein attraktives Rendite-Risiko-Profil ergibt?
Gründe der Underperformance seit März 2020
Abbildung 1 zeigt die Wertentwicklung eines globalen Min Vol-Index gegenüber seinem zugrunde liegenden Universum über die vergangenen 23 Jahre. Über den gesamten Zeitraum konnte der Index eine kummulierte Outperformance von etwa 35 Prozent gegenüber dem globalen Aktienmarkt erzielen, was prinzipiell für die Prämie spricht. Jedoch hatten es Investoren in den vergangenen Jahren – trotz dem Ergebnis 2022 – nicht immer leicht, wenn man die Höchststände der verganenen Outperformance betrachtet. Seit der Corona-Krise im März 2020 gab der Index einen großen Teil seiner Outperformance ab, sodass seitdem eine Underperformance gegenüber dem globalen Aktienmarkt von ca. -25 Prozent vorliegt. In Anbetracht des signifikanten Drawdowns in dieser vergleichsweise kurzen Zeitperiode, analysieren wir nachfolgend das Portfolio des Min Vol-Index retrospektiv kurz vor Einsetzen des relativen Drawdowns im März 2020.
Tabelle 1 gibt einen Überblick über die größten Sektorabweichungen gegenüber dem globalen Aktienmarkt. Sektoren wie Basiskonsum und Versorger, deren Unternehmen sich typischerweise durch stabile Cashflows auszeichnen, sind mit 6 Prozent deutlich übergewichtet. Dem gegenüber stehen beispielsweise deutliche Untergewichte in den Sektoren Energie (-4,6 Prozent) und Gesundheit (-5,1 Prozent). Sinnbildlich für einen möglichen Effekt dieser Sektorabweichungen steht jedoch der Technologiesektor, welcher im Zuge der Markterholung das Jahr 2020 mit einer deutlichen Outperformance gegenüber dem globalen Aktienmarkt abschloss. Aufgrund eines Untergewichts von 13,1 Prozent trug dies maßgeblich zur Underperformance des Min Vol-Index bei.
Ohne näher hierauf einzugehen, zeigt sich ein ähnliches Bild hinsichtlich der regionalen Allokation. Wenngleich diese auch nicht derart ausgeprägt ist, wurde die Performance des Min Vol-Index maßgeblich durch ein signifikantes Untergewicht von -8,1 Prozent in den USA beeinflusst. Neben abweichenden Sektor- und Länderallokationen wird die Vereinnahmung einer Faktor-Prämie, wie in diesem Fall der Low Risk-Prämie, oftmals durch unerwünschte Nebeneffekte des weiteren Faktorprofils belastet.
Abbildung 2 stellt die Faktor-Ausprägungen (abseits Low Risk) des Min Vol-Index relativ zum globalen Aktienmarkt dar. Auf Basis einer normierten Skalierung lässt sich feststellen, dass der vorliegende Index per Konstruktion hinsichtlich der Quality-Kriterien eine unterdurchschnittliche Ausprägung aufweist – niedrigere Profitabilität und erhöhte Verschuldung. Dem gegenüber stehen hingegen überdurchschnittliche Ausprägungen hinsichtlich Dividende und Nebenwerten. Eine Positionierung die das Ergebnis maßgeblich beeinflusst und mitunter in den letzten Jahren nicht zuträglich war.
Assenagon Equity Framework
Die Prämisse des Equity Frameworks von Assenagon ist eine ganzheitliche Betrachtung. Dies impliziert, dass alle relevanten Einflussgrößen, wie beispielsweise Sektor-, Länder- oder auch Faktoreffekte, kontrolliert werden, um die Low Risk-Prämie in möglichst reiner Form zu vereinnahmen. Wie Tabelle 2 aufzeigt, wirkt sich die Kontrolle aller Effekte positiv auf die realisierten Risiken einer Low Risk-Strategie aus ohne Einbußen hinsichtlich der erzielten Outperformance.
Für den Anleger
Das vordergründige Ziel von Low Risk-Strategien Markt nahe Rendite mit einem deutlich reduzierten Risiko gegenüber dem globalen Aktienmarkt zu erwirtschaften. Für Investoren mit beschränkter Risikotragfähigkeit ermöglicht eine kontrollierte Low Risk-Strategie eine effiziente Ausnutzung der Aktienquote.
PS: Lesen Sie in der nächsten Ausgabe, welche Effekte für die jüngste Underperformance vieler ESG-Indizes verantwortlich sind.