2023: Das Jahr der Mega Caps?!

Assenagon Asset Management | 05.10.2023 08:16 Uhr
Daniel Jakubowski, Head of Equity Portfolio Management und Dr. Ulrich Wessels, Institutional Sales bei Assenagon Asset Management / © e-fundresearch.com / Assenagon Asset Management
Daniel Jakubowski, Head of Equity Portfolio Management und Dr. Ulrich Wessels, Institutional Sales bei Assenagon Asset Management / © e-fundresearch.com / Assenagon Asset Management
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

  • Die Mega Caps weisen mittlerweile ein größeres Gewicht im globalen Aktien­markt auf als die vier kleinsten Sektoren zusammen.
  • Exkludiert man die Top 10-Aktien, so weisen globale Aktienindizes neben einem deutlichen Size-Bias auch eine erhöhte Verschuldung und niedrigere Profitabilität auf.
  • Auch korrigiert um alle Faktoreffekte zeigt sich insbesondere im Jahr 2023 ein signifikanter, rein idiosynkratischer Mega Cap-Effekt.

Dominanz von Mega Caps

Wie wir im vergangenen Equity Insights #30 aufgezeigt haben, ist die Konzentration im globalen Aktienmarkt so hoch wie nie seit dem Jahr 2000. Welches Ausmaß dies mittlerweile annimmt, verdeutlicht Abbildung 1. Apple weist im globalen Aktienmarkt ein größeres Gewicht auf als die Sektoren Energie, Grundstoffe, Ver­sorger oder Immobilien. Würde man die sieben größten Einzeltitel addieren, übersteigt deren Indexgewicht mit 18,5 Prozent deutlich das summierte Gewicht der dargestellten vier Sektoren mit 14,0 Prozent.

Jedoch stellt sich die Frage, was die Gründe für diese sich zuspit­zende Dominanz im Jahr 2023 sind. Liegt es rein an der Wertent­wicklung der Top 10-Aktien im Vergleich zum restlichen Index – sozusagen ein idiosynkratischer Mega Cap-Effekt? Oder wirkt sich das Faktorprofil der restlichen Indextitel (Index ex Top 10) relativ zum ursprünglichen Index derart negativ aus, sodass das Verhältnis der Marktkapitalisierungen sich immer ungünstiger entwickelt?

Faktorprofil ex Top 10

Abbildung 2 stellt die Faktorausprägungen des globalen Aktien­marktes ex Top 10 relativ zum globalen Aktienmarkt dar – im Fol­genden Index ex Top 10-Portfolio genannt. Auf Basis einer nor­mierten Skalierung lässt sich feststellen, dass das vorliegende Portfolio erwartbar eine überdurchschnittliche Ausprägung hin­sichtlich Size hat. Darüber hinaus liegen positive Ausprägungen gegenüber den Faktoren Value, Dividende und Risk (Volatility & Beta) vor, wobei die Ausprägung teils einen Wert von 0,1 und kleiner annimmt und somit keinen wesentlichen Einfluss auf die Wertentwicklung nehmen dürfte. Dem gegenüber stehen negative Ausprägungen hinsichtlich der Faktoren Profitability, Leverage und Momentum.

Zusammengefasst lässt sich festhalten, dass die Top 10-Aktien ge­gen­über dem restlichen Index höher bewertet sind und weniger Divi­dende zahlen. Allerdings weisen sie eine geringere Verschul­dung auf, sind profitabler und haben sich – wenig überraschend – besser entwickelt bei einem höheren Risiko (Volatilität & Beta).

Für eine nähere Analyse der Auswirkungen des Faktorprofils wird die relative Wertentwicklung des Index ex Top 10-Portfolios der Wertentwicklung kontrollierter Faktorstrategien für das Jahr 2023 gegenübergestellt. Kontrolliert impliziert, dass die jeweilige Fak­torstrategie relativ zum globalen Aktienmarkt ausschließlich die gewünschte Faktorausprägung aufweist und keine relativen Ab­weichungen hinsichtlich der restlichen Faktoren bzw. der Sektor- und Länderallokation.

Wie sich in Tabelle 1 zeigt, verlor das Index ex Top 10-Portfolio 5,4 Prozent gegenüber dem globalen Aktienmarkt. Diese Under­performance lässt sich zu Teilen auf die Auswirkungen des darge­stellten Faktorprofils zurückführen, wie sich in Kombination mit der Wertentwicklung der einzelnen Faktoren ableiten lässt.

Assenagon Equity Framework

Dass das Faktorprofil Einfluss auf die relative Wertentwicklung nimmt, ist bei Analyse von Tabelle 1 in Verbindung mit Abbildung 2 unweigerlich klar. Allerdings fällt auf, dass alle Faktorenstrate­gien wie auch das Index ex Top 10-Portfolio den globalen Aktien­markt im Jahr 2023 underperformt haben, was für einen ausge­prägten Mega Cap-Effekt spricht. Um zwischen einem reinen Mega Cap-Effekt und möglichem Einfluss des Faktorprofils zu differen­zieren, wird neben dem unkontrollierten Index ex Top 10-Portfolio ebenfalls ein kontrolliertes Index ex Top 10-Portfolio zur Analyse herangezogen.

Wie Tabelle 2 aufzeigt, wird die relative Wertentwicklung des In­dex ex Top 10-Portfolios neben dem abweichenden Faktorprofil auch durch das "Fehlen" der Top 10-Titel beeinflusst wird, im Falle des kontrollierten Index ex Top 10-Portfolios ausschließlich durch den Einfluss der Top 10-Titel. Zusammengenommen lässt sich so­mit klar zwischen beiden Effekten differenzieren.

Für den Anleger

In Abbildung 3 zeigt sich, dass der Unterschied in der Wertent­wicklung zwischen dem unkontrollierten und kontrollierten Index ex Top 10-Portfolio ca. 1,4 Prozent beträgt. Somit ist der Rendite­effekt des Faktorportfolios, welches durch Ausschluss der Top 10-Titel entsteht, in Summe überschaubar. Was hingegen deutlich überwiegt, ist der idiosynkratische Mega Cap-Effekt: Das kontrol­lierte Index ex Top 10-Portfolio underperformt den ursprünglich­en Index um gut 4 Prozent.

Wenngleich der idiosynkratische Mega Cap-Effekt über einen langen Zeitraum wenig Einfluss auf die Wertentwicklung nimmt ,gab es im laufenden Jahr erstmalig seit über 20 Jahren keine Möglichkeit, die Top 10-Aktien ohne spürbaren Renditeeffekt zu substituieren.

Von Daniel Jakubowski, Head of Equity Portfolio Management und Dr. Ulrich Wessels, Institutional Sales bei Assenagon Asset Management

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