Corporate Governance: Japan als Modell für Korea?

Assenagon Asset Management | 23.08.2024 09:42 Uhr
Thomas Romig, Head of Multi Asset Portfolio Management, Assenagon Asset Management / © e-fundresearch.com / Assenagon Asset Management
Thomas Romig, Head of Multi Asset Portfolio Management, Assenagon Asset Management / © e-fundresearch.com / Assenagon Asset Management

  • Ineffiziente Industriekonglomerate wie Keiretsu in Japan und Chaebol in Südkorea haben lange die Aktienmärkte der Länder belastet.
  • In Japan zeigen sich durch neue Corporate Governance-Reformen bereits deutliche Verbesserungen in den Unternehmensbewertungen.
  • Südkorea setzt im "Corporate Value-Up"-Programm auf freiwillige Maßnahmen.
  • Beide Länder werden für Investoren attraktiver, da die Reformen neue Chancen in den asiatischen Märkten bieten.

Die "Deutschland AG" war lange Zeit ein Synonym für ein stark vernetztes Netzwerk von deutschen Großunternehmen und Ban­ken. Sie galt lange Zeit als stabilisierender Faktor für die deutsche Wirtschaft, wurde jedoch auch für ihre Intransparenz, ineffiziente Kapitalallokation und mangelnde Wettbewerbsoffenheit kritisiert. An der Börse führten die engen Verflechtungen und Überkreuz­beteiligungen der beteiligten Unternehmen zu niedrigen Aktien­bewertungen und einem ins­gesamt trägen Marktumfeld.

Ähnlich wie im Deutschland der 1990er Jahre sind in Japan und Südkorea mächtige Konglomerate, bekannt als Keiretsu bzw. Chaebol, ein prägendes Element der Wirtschaft. Besonders in Südkorea ist der Einfluss der Chaebol enorm: Die Umsätze der zehn größten Chaebol machten im Jahr 2021 beeindruckende 60 Prozent des koreanischen BIPs aus. Hieraus resultiert ein beson­deres Phänomen in Südkorea: Der sogenannte "Korean discount". Im Vergleich zu ihren globalen Pendants werden südkoreanische Aktien oft zu einem niedrigeren Kurs-Gewinn-Verhältnis gehan­delt. Investoren sind aufgrund der strukturellen Probleme großer Konglomerate skeptisch und bewerten koreanische Unternehmen niedriger, als es ihre wirtschaftliche Leistung rechtfertigen würde. Diese Diskrepanz führt dazu, dass koreanische Aktien trotz guter Geschäfts­zahlen oft unterbewertet bleiben.

Japan und Korea werden mit den Reformen in jedem Fall für Investoren interessant, die den stark regulierten europäischen Märkten entkommen oder ihr Engagement in Asien stärken möchten. - Thomas Romig, Head of Multi Asset Portfolio Management, Assenagon Asset Management

Japan hat bei der "Entflechtung" der Konglomerate bereits Fort­schritte erzielt. Die Tokyo Stock Exchange (TSE) hat mehrere Ini­tiativen gestartet, um die Aktienbewertungen japanischer Unter­nehmen zu verbessern. So sollten zunächst Unternehmen, die unter ihrem Buchwert notierten, einen Plan vorlegen, um ihre Kapitalkosten, Governance-Standards und das Engagement mit den Aktionären zu verbessern. Zudem wurden diese Unternehmen aufgefordert, entweder die Dividende zu erhöhen oder eigene Aktien zurückkaufen. 

Inzwischen wurde das Programm auf alle im japanischen Prime- und Standard-Segment vertretenen Firmen ausgeweitet. Die TSE veröffentlicht seit Januar 2024 eine Liste von Unternehmen, die bereits Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Kapitalrendite und Aktienkurse ergriffen haben. Diese Liste wird monatlich aktualisiert und soll Unternehmen dazu motivieren, ihre Geschäftsstrategien im Sinne der Aktionäre zu optimieren. Firmen, die keine ausreichenden Maßnahmen ergreifen, werden öffentlich benannt. Das erhöht den Druck, entsprechende Verbesserungen vorzunehmen. Mit Erfolg: Der Anteil der Firmen, die Maßnahmen ergriffen haben, hat sich von 34 Prozent am Anfang des Jahres auf 61 Prozent im Juni erhöht.

In Südkorea setzt die Regierung mit dem "Corporate Value-Up"-Programm hingegen auf freiwillige Maßnahmen zur Steigerung der Effizienz und besseren Kapitalverteilung bei den Chaebol. Das Programm ist seit Mai in Kraft und fordert die Unternehmen auf, langfristige Pläne zur Steigerung ihres Unternehmenswerts zu erstellen und offenzulegen. Um die Teilnahme zu fördern, plant die Regierung finanzielle Anreize wie Steuervergünstigungen und eine mögliche Aufnahme in den "Korea Value-Up"-Index. Anders als Japan setzt Südkorea dabei nicht auf Druck durch öffentliche Bloßstellung, sondern auf freiwillige Mitwirkung und positive Anreize.

Für den Kapitalmarktanleger

Die Reformen in Japan zeigen bereits positive Wirkungen. Auch in Südkorea ist zu erwarten, dass die neuen Corporate Governance-Regelungen langfristig positive Impulse bringen dürften, selbst wenn die Wirkung möglicherweise nicht so stark ist wie bei der japanischen "Name and Shame"-Strategie. Japan und Korea wer­den mit den Reformen in jedem Fall für Investoren interessant, die den stark regulierten europäischen Märkten entkommen oder ihr Engagement in Asien stärken möchten, ohne die geopoliti­schen und regulatorischen Risiken einzugehen, die mit anderen Ländern in Asien verbunden sind.

Von Thomas Romig, Head of Multi Asset Portfolio Management bei Assenagon Asset Management

Dieser Artikel ist zuerst erschienen am 21. August 2024 auf der Website der Börsen-Zeitung (Corporate Governance: Japan als Modell für Korea? | Börsen-Zeitung (boersen-zeitung.de)).

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen. Das NewsCenter ist eine kostenpflichtige Sonderwerbeform der e-fundresearch.com AG für Asset Management Unternehmen. Copyright und ausschließliche inhaltliche Verantwortung liegt beim Asset Management Unternehmen als Nutzer der NewsCenter Sonderwerbeform. Alle NewsCenter Meldungen stellen Presseinformationen oder Marketingmitteilungen dar.
Klimabewusste Website

AXA Investment Managers unterstützt e-fundresearch.com auf dem Weg zur Klimaneutralität. Erfahren Sie mehr.

Melden Sie sich für den kostenlosen Newsletter an

Regelmäßige Updates über die wichtigsten Markt- und Branchenentwicklungen mit starkem Fokus auf die Fondsbranche der DACH-Region.

Der Newsletter ist selbstverständlich kostenlos und kann jederzeit abbestellt werden.