Indien: Sind die Wachstumstreiber intakt?

Jupiter Asset Management | 01.10.2024 10:07 Uhr
Avinash Vazirani und Colin Croft, Fondsmanager bei Jupiter Asset Management / © e-fundresearch.com / Jupiter Asset Management
Avinash Vazirani und Colin Croft, Fondsmanager bei Jupiter Asset Management / © e-fundresearch.com / Jupiter Asset Management

Während die Wachstumsdynamik überall sonst auf der Welt nachlässt, wächst die indische Wirtschaft ungebrochen. Hinter dieser außergewöhnlichen Wachstumsstärke stehen viele positive Faktoren wie eine günstige demografische Entwicklung, wettbewerbsfähige Arbeitskosten, eine relativ geringe Verschuldung im Vergleich zu anderen Ländern und ein zunehmend unternehmerfreundliches Umfeld.

Premierminister Narendra Modi, der nach sechswöchigen Parlamentswahlen wieder die Regierung führt, hat die ersten 100 Tage seiner dritten Amtszeit hinter sich. Das hat für politische Kontinuität gesorgt, zumal Modi pragmatisch an die Zusammenarbeit mit seinen Koalitionspartnern herangegangen ist. Der seit dem Amtsantritt der neuen Regierung vorgelegte Haushaltsplan zeigt, dass die Regierung eine Fortsetzung der fiskalischen Konsolidierung anstrebt.

Reale BIP-Wachstumsprognosen für die nächsten Jahre sehen beeindruckend aus

Quelle: IWF, Juli 2024 

Die indische Inflation ist im Juni auf ein Fünf-Jahres-Tief von 3,5 Prozent gesunken. Damit ist die Kerninflationsrate (ohne Lebensmittel, Kraftstoffe und Tabak) jetzt unter den Mittelwert der Zielspanne der indischen Notenbank (Reserve Bank of India, RBI) von 2-6 Prozent gefallen. Dass die RBI die Zinsen bislang noch nicht gesenkt hat, liegt vor allem an der anhaltend hohen Lebensmittelinflation. Dank einer normalen Monsunsaison hat sich dieser Druck jedoch deutlich verringert. Angesichts der schrittweisen Zinssenkungen der weltweiten Zentralbanken wird jetzt zunehmend damit gerechnet, dass auch die RBI ihre Geldpolitik lockern wird.

Die Außenbilanz ist ebenfalls robust – Indien hat bedeutende Devisenreserven. Die Auslandsverschuldung beträgt nur noch ein Fünftel des indischen BIP, und das Leistungsbilanzdefizit wird vollständig durch Zuflüsse ausländischer Direktinvestitionen finanziert, die langfristiger Natur sind. Der starke Rückgang des Ölpreises aufgrund der Konjunkturabschwächung in den wichtigsten Volkswirtschaften dürfte den Preisdruck in Schach halten und das Leistungsbilanzdefizit begrenzen, selbst wenn die Exporte durch die schwächere globale Nachfrage gedämpft werden sollten. Indien importiert rund 80 Prozent seines Öls.

Steuerreformen

Nach 5,6 Prozent im Vorjahr wird das Haushaltsdefizit im laufenden Jahr auf schätzungsweise 4,9 Prozent des BIP schrumpfen. Grund dafür sind hohe Steuereinnahmen. Vor zehn Jahren betrugen diese noch 10 Prozent des BIP - in diesem Jahr wird mit 12 Prozent gerechnet. Mit dazu beigetragen hat die Einführung einer landesweit einheitlichen Umsatzsteuer, die eine Vielzahl lokaler Steuern ersetzt und so Steuerschlupflöcher geschlossen hat. Die Steuerreform hat zu einer zunehmenden Formalisierung der indischen Wirtschaft geführt. Mehrere hundert Millionen Menschen haben Zugang zur bargeldlosen Wirtschaft erhalten und die Steuereinnahmen der Regierung sind erheblich gestiegen.

Laut einem von Morgan Stanley veröffentlichten Bericht wird die indische Wirtschaft bis 2031 Dollar die drittgrößte der Welt werden. Als wichtigste Antriebskräfte der Wirtschaft identifiziert der Bericht die Schaffung einer digitalen Infrastruktur von Weltrang, politische Initiativen, die sich auf die Fertigung und die Energiewende konzentrieren, eine starke Verbrauchernachfrage sowie Offshoring-Fähigkeiten. 

Binnenwirtschaftlich getrieben

Im Fiskaljahr bis Ende März 2024 ist das indische BIP um 8,2 Prozent gewachsen und damit viel stärker als erwartet. Die RBI prognostiziert für das laufende Fiskaljahr ein Wachstum von 7,2 Prozent. Damit würde Indien seinen Platz als wachstumsstärkste der großen Volkswirtschaften zementieren. Die Konsensprognosen für das BIP-Wachstum in den nächsten zwei Jahren liegen bei 6-7 Prozent. In den letzten Jahren wurden die vorläufigen Zahlen von den offiziellen Zahlen meist noch übertroffen.

Als bevölkerungsreichstes Land der Welt verzeichnet Indien eine rasche Urbanisierung seiner großen Erwerbsbevölkerung und erhebliche Produktivitätssteigerungen. Dadurch wird auch Indiens Mittelschicht immer größer. Wir gehen davon aus, dass dieser rasche demografische Wandel und der wachsende Wohlstand der privaten Haushalte die indische Binnenwirtschaft noch für den Rest des 21. Jahrhunderts antreiben werden.

Was bedeutet der wirtschaftliche Hintergrund für Aktien und wie reagieren Anleger auf den äußerst positiven Wachstumsausblick? Lokale Anleger investieren Rekordbeträge in den indischen Aktienmarkt, hauptsächlich über Investmentfonds und langfristige Anlageprodukte. Indiens Aktienmarkt, gemessen an der Marktkapitalisierung der viertgrößte der Welt, wird zunehmend von diesen inländischen Investoren angetrieben. Die strukturelle Verschiebung der Aktiennachfrage könnte die Marktvolatilität reduzieren. 

Mit seinen mehr als 4.800 börsennotierten Unternehmen bietet der indische Aktienmarkt Anlegern ein sehr vielfältiges Anlageuniversum. Fast 600 dieser Unternehmen haben eine Marktkapitalisierung von mehr als 1 Milliarde US-Dollar. Nachdem die Aktienkurse in den vergangenen Monaten auf neue Höhen geklettert sind, erscheinen die Bewertungen in einigen Marktsegmenten potenziell überreizt. Im Rahmen unseres „Growth at a reasonable price“-Ansatzes halten wir konsequent und geduldig Ausschau nach Unternehmen, die weniger hoch bewertet sind als ihre Wettbewerber und potenziell höhere Renditen generieren könnten. Unserer Ansicht nach sollten wir mit dieser Kombination in den nächsten Monaten gut aufgestellt sein. 

Von Avinash Vazirani und Colin Croft, Fondsmanager bei Jupiter Asset Management

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