Wir halten an unserer vorsichtigen Einschätzung der Risikomärkte fest. Die Zentralbanken der wichtigsten fortgeschrittenen Volkswirtschaften sind entschlossen, ihren Kampf gegen die hartnäckig hohen Inflationsraten fortzusetzen, obwohl sich die Anzeichen für Stress im Bankensystem seit dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank mehren. Wir rechnen nicht mit einer ausgewachsenen Finanzkrise, aber man darf die zugrunde liegende Dynamik nicht außer Acht lassen. Die Finanzbedingungen werden sich höchstwahrscheinlich weiter verschärfen und die Rezessionsrisiken erhöhen. Wir raten daher zu einer defensiven Positionierung bei Risikoaktiva und einer taktisch vorsichtigen Haltung gegenüber dem Bankensektor, auch wenn die konstruktiven Argumente für Banken mittel- bis längerfristig intakt bleiben.
Die EZB hat die Leitzinsen um 50 Basispunkte angehoben, und wir erwarten nächste Woche dasselbe von der SNB. Die US-Notenbank wird auf ihrer Sitzung am Mittwoch wahrscheinlich den Leitzins um 25 Basispunkte anheben, auch wenn sich die Risse im Finanzsystem abzuzeichnen beginnen. Zentralbanken und Aufsichtsbehörden sind bereit, in Schwierigkeiten geratene Kreditgeber abzuschotten, um zu verhindern, dass Liquiditätsprobleme bei einzelnen Instituten systemisch werden. Dies ist nicht ohne Risiken. Daher ist es nicht überraschend, dass der Schweizer Franken im aktuellen Umfeld deutlich an Wert gewonnen hat. China schließlich ist gegen die aktuellen Turbulenzen eher immun. Die Konjunkturdaten bestätigen eine breit angelegte wirtschaftliche Erholung, da die politische Unterstützung stärker als erwartet war.
Die vollständige Ausgabe von "Cross-Asset Weekly" finden Sie hier im PDF-Format.
Von Dr. Karsten Junius, CFA, Chief Economist bei J. Safra Sarasin