Japan steht an vielen Fronten vor Herausforderungen. Anhaltend hohe Inflationsraten werden es wahrscheinlich erforderlich machen, dass die Bank of Japan (BoJ) ihre Geldpolitik nach einer langen Periode negativer Zinssätze und der Kontrolle der Renditekurve (YCC) weiter normalisiert. Dies wird wahrscheinlich durch eine sukzessive Ausweitung des Bandes um ihre derzeitige Zielrendite für 10-jährige Anleihen (0 %) geschehen und schließlich auch eine Anhebung ihres Leitzinses beinhalten. Obwohl die BoJ in Anbetracht der aktuellen Schwierigkeiten im US-Finanzsektor einen graduelleren Ansatz zur Normalisierung der Politik verfolgen könnte, sehen wir den Yen weiterhin sehr positiv.
Gleichzeitig verschärfen sich die geoökonomischen Spannungen zwischen den USA und China, was Japan in eine schwierige Lage bringt. Obwohl Japan ein Verbündeter der USA ist, sind seine wirtschaftlichen Beziehungen zu China sehr eng. China ist Japans größter Handelspartner, und japanische Unternehmen haben von hohen Renditen bei Direktinvestitionen profitiert. Das Bestreben Chinas, als Reaktion auf die Spannungen mit den USA in Wissenschaft und Technologie unabhängig zu werden, könnte Japans Rolle in Chinas Lieferkette einschränken. Die Diversifizierung seines China-Risikos wird für Japan ein langer und kostspieliger Prozess sein.
Schließlich veranlassen uns die Aussichten auf höhere Renditen für japanische Staatsanleihen und eine Aufwertung des Yen dazu, bei japanischen Aktien vorsichtig zu bleiben, und wir halten an unserer untergewichteten Position fest. Die Bewertungen sind nicht übermäßig attraktiv, und die festverzinslichen Portfolios der japanischen Banken könnten im Falle eines Anstiegs der JGB-Renditen um 50 Basispunkte (unser Basisszenario) Verluste erleiden. Diese Verluste würden zwar wahrscheinlich kein Risiko für das Kapital der Banken darstellen und somit Tail-Risk-Szenarien vermeiden, sie könnten aber dennoch die Erträge der Banken in den kommenden Quartalen belasten.
Von Dr Karsten Junius, Chief Economist, J. Safra Sarasin