Anlageargumente für Investment-Grade-Anleihen aus Schwellenländern

J. Safra Sarasin Fund Management | 01.06.2023 11:06 Uhr
© Foto von Austin Curtis auf Unsplash
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  • Viele Anleger sind mit Strategien, die den Fokus auf Unternehmensanleihen guter Bonität (Investment Grade, IG) aus Schwellenländern legen, wenig vertraut. In den Portfolioallokationen sind diese Strategien daher häufig unterrepräsentiert.
  • Anlegern bieten diese Strategien jedoch ein konservatives Investment in Emerging-Market (EM)-Anleihen mit einer besseren Wertsicherung in fallenden Märkten.
  • Die Fundamentaldaten der EM-Unternehmen, die IG-Anleihen emittieren, haben sich in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich verbessert. Dadurch sind diese Unternehmen jetzt in einer besseren Lage, auch Abschwünge gut zu überstehen. 

Können Sie einen kurzen Überblick über den Markt für EM-Unternehmensanleihen geben und erläutern, aus welchen Fonds Anleger in diesem Bereich auswählen können?

Der Markt für auf US-Dollar lautende EM-Unternehmensanleihen hat in den letzten zwei Jahrzehnten ein kometenhaftes Wachstum erlebt - mit einem Anstieg des Marktvolumens um mehr als das Achtfache auf deutlich über 2,5 Billionen USD. Damit ist dieses Segment des Anleihemarktes jetzt größer als der US-Markt für Hochzinsanleihen (High Yield, HY) und ähnlich groß wie der europäische Markt für IG-Anleihen. Rund 60% aller EM-Unternehmensanleihen haben ein IG-Rating; die restlichen 40% sind HY-Anleihen.

Die meisten Strategien mit Schwerpunkt EM-Unternehmensanleihen investieren über das gesamte Ratingspektrum hinweg. Nur sehr wenige legen den Fokus ausschließlich auf Anleihen mit IG-Rating. In der Morningstar-Kategorie „Emerging Market Corporate Bonds“ zum Beispiel haben nur neun der 99 Fonds, auf die rund 10% des gesamten verwalteten Vermögens entfallen, einen IG-Schwerpunkt. Die meisten anderen Fonds verfolgen eine breiter gefasste Strategie oder legen den Fokus auf HY-Anleihen.

Unserer Ansicht nach wird das Potenzial von EM-Unternehmensanleihestrategien mit IG-Schwerpunkt noch zu wenig gesehen - obwohl diese Strategien ein relativ konservatives Engagement in wachstumsstarken Schwellenmärkten ermöglichen und zugleich eine bessere Wertsicherung in turbulenten Marktphasen bieten.

Wie unterscheidet sich die Performance von IG-Strategien mit der von breiter ausgerichteten EM-Unternehmensanleihestrategien?

In der Vergangenheit haben sich breiter ausgerichtete Strategien in einem eher risikofreudigen Marktumfeld in der Regel besser entwickelt als IG-Strategien und in einem risikoaversen Umfeld dagegen schlechter. Da ihnen die schwankungsanfälligere HY-Komponente fehlt, zeichnen sich IG-Strategien traditionell jedoch auch durch eine geringere Volatilität aus. Die folgenden Abbildungen zeigen die Performance der meistbeachteten EM-Unternehmensanleiheindizes im Vergleich: JP Morgan Corporate EMBI Broad Diversified High Grade, JP Morgan Corporate EMBI Broad Diversified High Yield und JP Morgan Corporate EMBI Broad Diversified Index.

Die größte Stärke von IG-Strategien liegt darin, dass sie in stark fallenden Märkten einen besseren Kapitalschutz bieten können. In verschiedenen Marktausverkäufen der letzten 15 Jahre haben EM-Unternehmensanleihestrategien mit IG-Schwerpunkt besser abgeschnitten als Misch- oder HY-Strategien. Das gilt selbst für das ‘Taper Tantrum’ von 2013, als die US-Notenbank mit der Ankündigung, ihre ultraexpansive Geldpolitik zurückzunehmen, eine Schockwelle an den Finanzmärkten auslöste, oder für den inflationsbedingten und geopolitischen Schock von 2022, als die Zinsen in den USA in die Höhe schossen. Auch in diesen beiden Jahren haben IG-Strategien mit einer relativ längeren Duration Mehrerträge erzielt, was auch daran lag, dass sich die Spreads in diesem Bereich weniger stark ausweiteten.

Abb. 1: Verluste & Spreadausweitung in Marktausverkäufen der vergangenen 15 Jahre für den JPM CEMBI BD High Grade, den JPM CEMBI BD High Yield und den JPM CEMBI BD Blended Index.

Quellen: Bank J. Safra Sarasin AG; eigene Berechnungen, J.P. Morgan

Warum haben IG-Strategien in Stressphasen der Märkte besser performt?

Emittenten mit IG-Rating sind per Definition fundamental solider. In der Regel handelt es sich um größere Unternehmen, darunter viele marktführende und staatsnahe Firmen. Sie können systemrelevant sein und eine größere Sicherheit in Form von staatlicher Unterstützung bieten. In der Regel haben diese Emittenten bessere Möglichkeiten, Kredite bei Banken aufzunehmen oder sich über die Anleihemärkte zu finanzieren. Dadurch können sie auch Stressphasen besser überstehen. In den vergangenen Quartalen war dies deutlich zu sehen: Während sich die meisten Hochzinsemittenten schwerer taten, Zugang zu Finanzmitteln zu erhalten, konnten sich Unternehmen mit IG-Rating weiter refinanzieren und neue Anleihen an den US-Dollar-Märkten emittieren.

Haben IG-Strategien aus Anlegersicht noch weitere Vorzüge?

IG-Emittenten zeichnen sich in der Regel durch höhere Emissionsvolumen und etablierte Anleihekurven aus. Dadurch sind diese Anleihen zumeist liquider als zum Beispiel HY-Anleihen. Für Portfoliomanager fallen daher beim Handel mit diesen Anleihen geringere Transaktionskosten an. Das wiederum verbessert die Liquidität für Investoren. Unternehmen im IG-Bereich stehen in der Regel auch stärker im Fokus der Medien und Analysten. Das erhöht die Transparenz und ermöglicht besser informierte Anlageentscheidungen.

Darüber hinaus haben EM-Unternehmen mit IG-Rating im Schnitt ein besseres ESG-Profil als EM-Unternehmen mit HY-Rating (Abbildung 2). 

Abb. 2: Vergleich der ESG-Scores – Universum der Unternehmensanleiheemittenten mit IG- und HY-Rating aus Schwellenländern

Stand: April 2023. Quelle: Bank J. Safra Sarasin AG, abgebildet durch den JPM CEMBI BD High Grade Index und den JPM CEMBI BD High Yield Index. 

Wie haben sich die Bilanzen und Fundamentaldaten der EM-Unternehmensanleiheemittenten in den vergangenen Jahren entwickelt?

Seit dem ‚Taper Tantrum‘ von 2013 zeichnen sich die EM-Emittenten durch ein allgemein diszipliniertes Finanzmanagement aus. Während sich mehrere amerikanische und europäische Unternehmen während der Nullzinsära stärker verschuldeten und auf aktionärsfreundliche (und anleihegläubigerunfreundliche) Maßnahmen setzten, nutzten größere EM-Emittenten diese Phase, um den Gürtel enger zu schnallen und Schulden abzubauen. Das traf insbesondere auf IG-Unternehmen zu. Tatsächlich sind EM-Unternehmen mit IG-Rating mit der geringsten Nettoverschuldung seit 15 Jahren in das laufende Jahr gestartet.

Abb. 3: Entwicklung des „Nettoverschuldungsgrads“ (Nettoverschuldung/EBITDA) von Unternehmensanleiheemittenten in den EM, den USA und Europa

Quelle: J.P. Morgan. Stand: Februar 2023

Sie sprechen sich sehr stark für EM-IG-Unternehmensanleihestrategien aus – ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um in diese Anlageklasse zu investieren?

Unserer Ansicht nach sollten sich Anleger nicht im Market-Timing versuchen, da sie dadurch Chancen verpassen und hohe Opportunitätskosten haben. Stattdessen sollte der Fokus darauf liegen, dass EM-IG-Anleihen langfristigen Investoren eine attraktive und konservative Möglichkeit für ein Engagement in den Emerging Markets bieten. In jedem Fall spricht im aktuellen Umfeld hoher Inflation, Rezessionsgefahren und geopolitischer Unsicherheit viel für EM-IG-Strategien, die attraktive risikobereinigte Renditen bieten und sich in Stressphasen der Märkte relativ widerstandsfähig zeigen. Wie in der folgenden Abbildung ersichtlich, haben IG-Anleihen aus Schwellenländern in den vergangenen 20 Jahren durchweg attraktive Renditen geboten.

Abb. 4: Jährliche Renditen des JP Morgan CEMBI Broad Div. Index

Quelle: Bank J. Safra Sarasin AG, eigene Berechnungen, J.P . Morgan. Stand Dezember 2022.

Von Rishabh Tiwari, Head of Fixed Income Emerging Markets bei J. Safra Sarasin

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