Im Mittelpunkt des diesjährigen Symposiums in Jackson Hole stehen die strukturellen Veränderungen in der Weltwirtschaft, die den Inflationsdruck in den kommenden Jahren verstärken werden. Vor diesem Hintergrund scheint eine Erhöhung der Inflationsziele eine einfache Lösung zu sein, um die notwendigen strukturellen Anpassungen politisch schmackhafter zu machen und die übermäßige Verschuldung zu senken. Wir sprechen uns dagegen aus. Die Herausforderungen, vor denen die entwickelten Marktwirtschaften stehen, erfordern grundlegendere Anpassungen als höhere Inflationsziele. Sie sind keine Lösung, um die Kosten der Deglobalisierung, des demografischen Wandels und des Klimawandels zu begrenzen. Schlimmer noch, sie haben bedeutende und negative Nebenwirkungen, deren Kosten letztendlich die kurzfristigen Vorteile überwiegen.
Im Gegensatz zu den meisten DM-Volkswirtschaften haben sich in China in letzter Zeit deflationäre Tendenzen durchgesetzt. Die Wirtschaft des Landes leidet nach wie vor unter einem schwächelnden Immobiliensektor. Doch anders als bei früheren Episoden makroökonomischer Schwäche bezweifeln wir, dass umfangreiche Konjunkturmaßnahmen anstehen. Wahrscheinlicher sind Schritte zur Reform der Kommunalfinanzen und zur Sanierung des maroden Immobiliensektors, ähnlich wie bei den Reformen der staatlichen Unternehmen Anfang der 2000er Jahre. Daher bleiben wir bei chinesischen Aktien vorsichtig, da es keine schnelle Lösung für die aktuellen Herausforderungen gibt. In Anbetracht der Tatsache, dass chinesische Aktien ein um etwa 5%-Punkte höheres BIP-Wachstum als die USA benötigen, um ein ähnliches Gewinnwachstum zu erzielen, sind die strukturellen Aussichten für den Markt weiterhin eher ungünstig.
Im Währungsbereich schließlich erwarten wir, dass der Schweizer Franken aufgrund der Renditedifferenzen gegenüber dem US-Dollar kurzfristig schwächer wird, während er sich gegenüber dem Euro behaupten dürfte. Mittel- bis längerfristig dürfte der Inflationsvorteil der Schweiz gegenüber anderen entwickelten Volkswirtschaften die nominale Aufwertung des Frankens unterstützen.
Von Dr. Karsten Junius, Chief Economist, J. Safra Sarasin
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