Insbesondere die Märkte für festverzinsliche Wertpapiere haben endlich verstanden, dass die Fed es ernst meint: Die Zinsen werden so lange hoch bleiben, wie es nötig ist, um die Inflation nachhaltig auf ihr 2%-Ziel zu senken. Bislang scheint der größte Teil der Disinflation auf eine Normalisierung der Angebotsbedingungen zurückzuführen zu sein. Nun muss die Nachfrage ausreichend nachgeben, um die Wirtschaft in ein besseres Gleichgewicht zu bringen und den Preisdruck zu verringern. Das lange Ende des US-Schatzmarktes (und anderer Märkte für Staatsanleihen der Industrieländer) ist das Hauptopfer der jüngsten Aufwärtsverschiebung der erwarteten Fed Funds Rate auf zwei Jahre und darüber hinaus. Tatsächlich rechnen die Märkte jetzt mit einem durchschnittlichen Leitzins der Fed von etwa 4,5% für die nächsten 10 Jahre. Wir vermuten, dass erhebliche verzögerte Auswirkungen der geldpolitischen Straffung auf die Realwirtschaft die Wahrnehmung des neutralen Leitzinses durch den Markt nach oben verschieben. Während der derzeitige Ausverkauf noch ein wenig weitergehen könnte, erwarten wir, dass sich die mittleren Laufzeiten (5 bis 10 Jahre) in den nächsten 6 bis 12 Monaten gut entwickeln werden.
Höhere Staatsanleihenrenditen und Ölpreise sind in der Regel schwierige Bedingungen für schwächere Schwellenländer, da Kapitalabflüsse und eine höhere Inflation zu erwarten sind. Allerdings dürften Währungen mit hohem Carry in den nächsten 3-6 Monaten unterstützt werden, insbesondere lateinamerikanische Devisen wie der brasilianische Real, der kolumbianische Peso und der mexikanische Peso.
Trotz der Verluste an den Aktienmärkten fiel der Rückgang der Bewertungen relativ moderat aus, da sich die Risikoprämien nicht nennenswert ausgeweitet haben. Das Wachstum in den USA wurde durch den starken Anstieg des Haushaltsdefizits und die Anreize im Zusammenhang mit dem CHIPS Act und dem Inflation Reduction Act gestützt. Dies wird wahrscheinlich nicht von Dauer sein und müsste durch andere Wachstumsfaktoren ausgeglichen werden, um die Widerstandsfähigkeit des Aktienmarktes in den kommenden Monaten weiter zu gewährleisten.
Von Dr. Karsten Junius, Chief Economist, J. Safra Sarasin
Lesen Sie hier das vollständige Cross Asset Weekly.