Die geopolitischen Spannungen führten im Oktober zu einer deutlichen Erholung des Goldpreises, wodurch sich der Abstand zwischen den realen Renditen und dem Goldpreis weiter vergrößerte. Unserer Ansicht nach ist die Abschwächung der seit Jahrzehnten bestehenden Korrelation zwischen den realen Renditen und dem Goldpreis nicht nur auf die derzeitige höhere Inflation zurückzuführen, sondern zeigt auch eine stärkere strukturelle Nachfrage. Die Zentralbanken der Schwellenländer haben ihre Goldbestände erheblich aufgestockt, um sich unabhängiger vom US-Dollar zu machen. Und der anhaltende Wandel des chinesischen Wachstumsmodells hat die wirtschaftliche Unsicherheit erhöht und zu einer höheren physischen Goldnachfrage seitens lokaler Anleger geführt. Zusammengenommen dürfte das Zusammentreffen dieser Faktoren den Goldpreis auf einem strukturell höheren Niveau halten und damit den historischen Einfluss der Realrenditen schwächen.
Die überraschend lockere US-Finanzpolitik in diesem Jahr trägt wesentlich dazu bei, die Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft gegenüber höheren Zinssätzen zu erklären. Zwar scheint der Kongress von Ausgabenkürzungen abgeneigt zu sein, doch dürften sich einige Faktoren, die zu der starken Ausweitung des Haushaltsdefizits geführt haben, im kommenden Jahr umkehren. Infolgedessen wird die Fiskalpolitik wahrscheinlich keine bedeutende Rolle bei der Ankurbelung der Wirtschaft im Jahr 2024 spielen. Vielmehr dürften die Dynamik des Privatsektors und die verzögerten Auswirkungen der vergangenen geldpolitischen Straffung die Hauptrolle spielen.
Um bei der US-Politik zu bleiben, untersuchen wir die Aktienperformance bei Präsidentschaftswahlen in den letzten 50 Jahren. Wir stellen fest, dass der Wahlausgang vor der Wahl nur geringe Auswirkungen auf die Aktienmärkte hat, während er die Performance nach der Wahl erheblich beeinflusst. In der Regel schneiden die Märkte am besten ab, wenn der Amtsinhaber gewinnt und die Fed die Zinsen senkt. Dieses Szenario scheint im Jahr 2024 möglich zu sein, aber eine Rezession könnte dem entgegenstehen. In den vergangenen 50 Jahren hat die Regierungspartei das Weiße Haus immer dann verloren, wenn die Wahl in einem Rezessionsjahr stattfand.
Von Dr. Karsten Junius, Chief Economist, J. Safra Sarasin
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