Möglicherweise werden wir Zeuge eines weiteren Versuchs der Dollarisierung einer Volkswirtschaft. Vor dem Hintergrund des Wahlsiegs von Javier Milei analysieren wir eines seiner ursprünglichen Wahlversprechen, Argentinien zu dollarisieren. Der US-Dollar wäre zwar ein glaubwürdiger Anker, doch erfüllt Argentinien nicht die klassischen Voraussetzungen, um dem gleichen Währungsraum wie die USA anzugehören. Angesichts fehlender internationaler Reserven und hoher monetärer Verbindlichkeiten wäre eine schnelle Dollarisierung heute sehr schwierig. Haushaltskonsolidierung und -disziplin sowie strukturelle Flexibilität wären der Schlüssel für eine erfolgreiche Dollarisierung. Doch wie die Erfahrungen Ecuadors zeigen, wäre dies ein schwieriges Unterfangen.
Im Euroraum scheinen die zyklischen Wirtschaftsindikatoren die Talsohle erreicht zu haben, was darauf schließen lässt, dass das Schlimmste hinter uns liegen könnte. Die Indikatoren deuten immer noch auf ein negatives BIP-Wachstum im vierten Quartal und damit auf eine wahrscheinliche Rezession in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 hin. Doch scheint sich der Rückgang der Wirtschaftstätigkeit abzuschwächen, während die Unternehmen die wirtschaftlichen Aussichten weiterhin verhalten optimistisch einschätzen. Dies könnte die Grundlage für einen etwas stärkeren privaten Verbrauch in den kommenden Quartalen bilden, sobald die Reallöhne aufgrund der niedrigeren Inflation und der höheren Nominallöhne steigen.
Schließlich befassen wir uns mit dem Fortschritt der quantitativen Straffung (QT) in den USA. Wir stellen fest, dass die Inanspruchnahme der Overnight-Reverse-Repo-Fazilität (O/N RRP) der Fed einen Großteil der Auswirkungen der QT auf die Bankreserven im Jahr 2023 absorbiert hat. Interessanterweise haben die Banken jedoch aktiv gegen die schrumpfenden Bankreserven angekämpft, indem sie ihre Liquiditätspuffer erhöhten und Einlagenabflüsse durch große teure Termineinlagen ersetzten. Die hohe Liquiditätspräferenz des Bankensystems deutet darauf hin, dass die Höhe der optimalen Bankreserven wahrscheinlich nicht weit unter dem derzeitigen Niveau liegt. Sobald das O/N RRP im zweiten Halbjahr 2024 erschöpft ist, wird die QT wahrscheinlich eingestellt werden müssen.
Von Dr. Karsten Junius, Chief Economist, J. Safra Sarasin
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