Die Weltwirtschaft überraschte die Anleger 2023 mit ihrer Resilienz gegenüber den höheren Zinsen. Die Kräfte, die die Wirtschaft gestützt haben, lassen unseres Erachtens aber allmählich nach. Die Auswirkungen der geldpolitischen Straffung dürften 2024 stärker zutage treten, wobei das Wachstum in den Industrieländern unter das Potenzialniveau sinken dürfte. Anhaltende strukturelle Veränderungen werden die Negativfolgen des schwächeren Wachstums für die Arbeitsmärkte vermutlich mindern. Daher ist nicht mit einem raschen Inflationsrückgang zu rechnen. Vielmehr dürfte die Disinflation langsam und holprig verlaufen. Dies bedeutet, dass die wichtigen Zentralbanken womöglich das Ende ihres Straffungszyklus erreicht haben. Die Hürde für Zinssenkungen ist allerdings hoch. Mit einer Lockerung der Geldpolitik rechnen wir erst in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres.
Yen und Gold profitieren von niedrigeren Zinsen
Drei Hauptthemen werden die Devisenmärkte unseres Erachtens im Jahr 2024 bestimmen: (1) die Wende hin zu einer weniger restriktiven Zentralbankpolitik, (2) eine erhöhte Marktunsicherheit und (3) eine moderate Erholung im Euroraum. Dies dürfte insgesamt eine Abschwächung des US-Dollars im kommenden Jahr bewirken. Zudem erwarten wir 2024 eine deutliche Aufwertung des japanischen Yen und einen etwas stärkeren Euro. Der Schweizer Franken wird voraussichtlich weiterhin gut unterstützt bleiben. In Bezug auf das britische Pfund sind wir vorsichtiger eingestellt. Ferner dürfte das makroökonomische Umfeld im nächsten Jahr insbesondere dem Goldpreis zugutekommen, der angesichts der niedrigeren erwarteten realen Renditen wahrscheinlich deutlich steigen wird.
Positiver Ausblick für Anleihen in 2024
Wir halten an unserem positiven Ausblick für festverzinsliche Anlagen für 2024 fest. Die Bewertungen sind attraktiv, die Zentralbanken haben in ihrer geldpolitischen Ausrichtung bereits restriktives Terrain erreicht und der Konjunkturausblick dürfte sich bestenfalls äußerst schwach gestalten. Unserer Ansicht nach werden derzeit für die kommenden Jahre zu hohe Leitzinsen eingepreist. Wir rechnen auf Sicht der nächsten sechs bis zwölf Monate mit einem Rückgang der Zinserwartungen sowie niedrigeren Anleiherenditen. Im Anleihesegment geben wir Investment-Grade-Papieren weiterhin den Vorzug vor Hochzinstiteln.
Warten auf Entspannung bei US-Zinsen
Die chinesische Wirtschaft wird unseres Erachtens auch künftig unter der Korrektur am Immobilienmarkt leiden, wobei sie allerdings durch die Fiskalpolitik und den Konsum im Dienstleistungssektor unterstützt wird. 2024 wird sich das Wachstum in China und anderen wichtigen Schwellenländern (Emerging Markets, EM) verlangsamen. Die Inflation in den Schwellenmärkten wird weiterhin sinken, was es einigen Zentralbanken mit hohen Zinsdifferenzen gegenüber den USA erlauben wird, die Zinszügel zu lockern. Die wichtigsten Schwellenländer zeigen sich bisher widerstandsfähig gegenüber dem US-Zinszyklus. Anlagen aus der Region dürften erst dann deutlich zulegen, sobald es zu einer Entspannung am US-Zinsmarkt kommt.
Chancen, sobald Zinserhöhungen Wirkung zeigen
Vor dem Hintergrund des nahenden Jahreswechsels gibt es gute Gründe, in Bezug auf Aktien vorsichtig zu bleiben. Die globalen Aktienbewertungen antizipieren weiterhin eine starke und anhaltende Konjunkturerholung, die aber erst eintreten dürfte, nachdem ein Abschwung in den USA die Inflation auf den Zielwert der Fed gedrückt hat. Dies begrenzt unseres Erachtens das Aufwärtspotenzial des Aktienmarktes in der ersten Jahreshälfte 2024 und spricht für eine klare Präferenz für festverzinsliche Anlagen. Unsere Sektorfavoriten spiegeln diese Einschätzung wider. Wir bevorzugen die defensiveren Segmente des Marktes. Mit Blick auf die Regionen gehen wir davon aus, dass Schweizer Aktien von der nachlassenden Belastung von Zinsseite profitieren werden. Wir gehen davon aus, dass das Aufwärtspotenzial am Aktienmarkt nach der Konjunkturverlangsamung in der ersten Hälfte des Jahres 2024 im weiteren Jahresverlauf wieder zunimmt, wobei Aktien das Jahr insgesamt mit einem Plus beenden. Langfristig betrachtet halten wir an unserer Präferenz für US-Aktien fest angesichts des überdurchschnittlichen Wachstumspotenzials in Bezug auf die Gewinne von großen Technologiekonzernen.