Nach einem der schärfsten und schnellsten Straffungszyklen der Geschichte haben die meisten Zentralbanken der Industrieländer angedeutet, dass der Höhepunkt der Leitzinsen erreicht ist und Zinssenkungen für 2024 auf dem Tisch liegen. Tatsächlich scheint der Disinflationsprozess in den meisten Industrieländern schneller zu verlaufen als bisher erwartet, obwohl er weitgehend auf die Normalisierung der Lieferketten und nicht auf eine Verlangsamung der Nachfrage zurückzuführen ist. Die Zentralbanken scheinen jedoch zunehmend besorgt über die wirtschaftlichen Aussichten zu sein, was weitere und schnellere Leitzinssenkungen wahrscheinlich macht. Dies dürfte dazu beitragen, die Risiken für die Finanzmärkte zu verringern. In unserem monatlichen Makro- und Strategie-Update haben wir daher die ersten Leitzinssenkungen von Q3 auf Q2 2024 vorgezogen und den Umfang der Senkungen für 2024 um 25 bis 50 Basispunkte erhöht. Wir rechnen zwar immer noch mit einer leichten Rezession in den USA, sind aber auch der Meinung, dass eine weitere Lockerung der Politik zu einer schnelleren Erholung bis 2025 führen wird.
Selbst nach der heftigen Anleiherallye im November und Dezember sind die Markterwartungen für die Leitzinsen immer noch nicht so hoch, dass sie unter ein als neutral angesehenes Niveau sinken. Auch wenn ein Anstieg der Renditen in den kommenden Monaten möglich ist, sehen wir die Anleihemärkte weiterhin positiv und gehen davon aus, dass die Renditen in 6 bis 12 Monaten niedriger sein werden, wobei die Renditekurven steiler werden.
Am Devisenmarkt ist kurzfristig mit einer Erholung des Dollars zu rechnen, da die Zinsen nicht mehr fallen. Die Aufwertung des Schweizer Frankens dürfte sich in Zukunft etwas verlangsamen. Schließlich haben wir unsere Jahresendprognose für Gold angehoben.
Bei den Aktien haben wir unsere Ziele heraufgesetzt und die Prognose für den S&P 500 für 2024 auf 5100 angehoben. Der dovishe Schwenk der Fed bedeutet mehr Schutz für den Aktienmarkt in einem Abwärtsszenario, während er in unserem Basisszenario auch dazu beitragen dürfte, die Bewertungen anzuheben und die Erträge bis zum Jahresende zu stützen. In den kommenden Monaten bleiben wir jedoch angesichts der sich verschlechternden Makrodynamik vorsichtig und gehen davon aus, dass der größte Teil des Aufwärtspotenzials erst im zweiten Halbjahr 2024 zum Tragen kommen wird.
Von Dr. Karsten Junius, Chief Economist, J. Safra Sarasin
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