Am Donnerstag wird die EZB als eine der ersten großen Zentralbanken nach dem "Schwenk" der Fed im Dezember eine Sitzung abhalten. Während ihr geldpolitischer Kurs unverändert bleiben dürfte, könnte sie eine Lockerung im Juni ankündigen, sich aber gegen die Markterwartungen für eine Zinssenkung im März stemmen. Sowohl die Fed als auch die Bank of England werden bei ihren Sitzungen wahrscheinlich einen ähnlichen Ton anschlagen. Sie werden den Spielraum für eine vorsichtige geldpolitische Lockerung anerkennen, falls es ausreichende Fortschritte an der Inflationsfront gibt.
Auch wenn sich die Inflation im Allgemeinen günstiger entwickelt hat als erwartet, werden die Zentralbanken wohl noch nicht den Sieg verkünden. Die aktuellen Spannungen im Roten Meer erinnern zurzeit daran, dass die Lieferketten weiterhin anfällig sind und den Inflationsdruck verstärken könnten.
In unserem Beitrag über festverzinsliche Wertpapiere werfen wir einen genauen Blick auf die Zinserwartungen der Fed. Zwar gehen die Märkte derzeit von einer stärkeren Lockerung der Geldpolitik im Jahr 2024 aus, als die Fed mitgeteilt hat, doch darf man nicht vergessen, dass die impliziten Leitzinserwartungen nie eine explizite Marktprognose darstellen. Sie sind ein glatter, wahrscheinlichkeitsgewichteter Durchschnitt der verschiedenen Erwartungen der Marktteilnehmer. Bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass ein erheblicher Teil der Marktteilnehmer nach wie vor mit einem "längerfristig hohen" Zinssatz rechnet, während sich eine wachsende Zahl von Anlegern für deutlich niedrigere Leitzinsen absichert. Daher sehen wir Spielraum für eine Senkung der Leitzinserwartungen, wenn die Makrodaten enttäuschen.
Schließlich glauben wir nicht, dass sich die starke Performance des Pfund Sterling im Jahr 2023 in diesem Jahr wiederholen kann. Zinsdifferenzen und Bewertungen dürften sich als Gegenwind erweisen. Das Risiko für unser Basisszenario besteht darin, dass die Inflation im Vereinigten Königreich weniger stark zurückgeht als erwartet, was den Zinspfad der BoE anheben und den Gegenwind für das GBP verringern würde.
Von Dr. Karsten Junius, Chief Economist, J. Safra Sarasin
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