Die EZB hat einen neuen Handlungsrahmen beschlossen, der auch bei einer Verkleinerung ihrer Bilanz funktionsfähig bleiben soll. Die EZB wird die Geldmarktsätze in einem System von Überschussliquidität weiterhin über ihren Einlagensatz steuern. Diese Überschussliquidität wird jedoch sowohl durch die Ankäufe von Vermögenswerten durch die EZB als auch in zunehmendem Maße durch die Nachfrage der Geschäftsbanken nach Kreditgeschäften mit der EZB bereitgestellt werden.
Folglich wird die EZB mit wöchentlichen Refinanzierungs- und 3-Monats-Liquiditätsgeschäften ein Niveau des EUR-Tagesgeldsatzes in der Nähe der Deposit Facility Rate (DFR) anstreben und gleichzeitig ein strukturelles Anleiheportfolio beibehalten, um einen angemessenen Bestand an Bankreserven zu halten. Bei dem derzeitigen Tempo des Bilanzabbaus wird es einige Zeit dauern, bis die Überschussliquidität ein Niveau erreicht, bei dem sich die Tagesgeldsätze deutlich von der DFR abkoppeln und der operative Rahmen sich bewähren kann.
In den USA sind die unerwartet hohen Verbraucherpreisindizes und die schwachen Einzelhandelsumsätze, die Anfang dieser Woche veröffentlicht wurden, ein Hinweis darauf, dass der disinflationäre Boom des letzten Jahres wahrscheinlich beendet ist. Da die Normalisierung der Angebotsseite der Wirtschaft weitgehend abgeschlossen ist, wird die Inflation durch stärker nachfrageabhängige Faktoren angetrieben. Die beste Vorgehensweise der Zentralbanken besteht daher darin, die Landebahn für die Wirtschaft zu verlängern.
Der steile Anstieg des Goldpreises in Richtung $ 2'200 pro Unze lässt sich zu einem großen Teil auf die anhaltende Nachfrage aus den Schwellenländern (EM) zurückführen. Das allgemeine Umfeld dürfte weiterhin unterstützend wirken und den Goldpreis bis 2024 auf hohem Niveau halten.
Von Dr. Karsten Junius, Chief Economist, J. Safra Sarasin
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