Da die VPI-Inflation in den USA im März zum dritten Mal in Folge höher ausfiel als erwartet, wird es Jay Powell und seinen pessimistischeren Kollegen im FOMC schwer fallen, diese Zahlen einfach als "Stolperstein" abzutun. Die positive Überraschung und ein starker Arbeitsmarkt haben die Erwartungen an eine Lockerung der Fed-Politik in den Hintergrund gedrängt. Darüber hinaus scheint der globale Produktionszyklus eine Wende genommen zu haben, da die Phase des Lagerabbaus, die den größten Teil des vergangenen Jahres andauerte, zu Ende gegangen ist. Folglich erwarten wir in diesem Jahr nur noch zwei Zinssenkungen der Fed. In Europa verhält sich die Wirtschaft so, wie wir es erwartet hatten, und wir haben unsere Prognosen im Großen und Ganzen unverändert gelassen. Die relativ zurückhaltende Pressekonferenz von EZB-Präsidentin Lagarde bestätigt diese Einschätzung. In Japan haben die Lohnverhandlungen zu unerwartet starken Lohnzuwächsen geführt, was sich auch in einem stärkeren BIP-Wachstum niederschlagen dürfte. Die japanische Zentralbank ist unserer Ansicht nach auf dem besten Weg, ihren Leitzins in diesem Jahr um weitere 20 Basispunkte anzuheben. Schließlich hat auch der Aufschwung der chinesischen Industrie dazu geführt, dass wir das BIP-Wachstum für 2024 von 4,5% auf 4,8% anheben.
Angesichts des flacheren Abwärtstrends bei den US-Leitzinsen sehen wir auch weniger Spielraum für einen Rückgang der Anleiherenditen als noch vor einigen Monaten. Dennoch rechnen wir in den nächsten 6 bis 12 Monaten mit etwas niedrigeren Anleiherenditen und steileren Renditekurven. Wir schätzen die Kreditwürdigkeit weiterhin neutral ein und bevorzugen Investment Grade gegenüber High Yield, sowohl in den Industrieländern als auch in den Schwellenländern. Im Währungsbereich sehen wir auf kurze Sicht eine weitere Stärke des US-Dollars, während sich der Euro, der Schweizer Franken und der Yen im weiteren Jahresverlauf erholen dürften. Wir sehen Aufwärtsrisiken für unsere Goldprognose, wobei Silber noch besser abschneiden dürfte. Im Aktienbereich haben wir die Indexziele unverändert gelassen. Allerdings haben wir britische Aktien zusammen mit dem Grundstoffsektor auf "most preferred" hochgestuft. Britische Aktien sind relativ gesehen günstig, und die Erholung der globalen Industrie dürfte dem Rohstoffsektor zugute kommen.
Von Dr. Karsten Junius, Chief Economist, J. Safra Sarasin
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