Die jüngsten US-Wirtschaftsdaten deuten darauf hin, dass die Geldpolitik möglicherweise nicht so straff ist wie bisher angenommen. Da die Disinflation ins Stocken geraten ist, benötigen die Anleiheinvestoren ein deutlicheres Anzeichen dafür, dass die finanziellen Bedingungen angespannt sind, bevor sie eingreifen, und die wirksamste Art, dies zu erreichen, ist ein Anstieg der langfristigen Realrenditen. Unseres Erachtens erinnert der derzeitige Anstieg der langfristigen Realzinsen in den USA an die Entwicklung im dritten Quartal des vergangenen Jahres. Wir würden auf eine ausgeprägtere Schwäche an den Risikomärkten achten, um einen attraktiven Einstiegspunkt für Treasuries zu finden.
Das BIP-Wachstum in China übertraf im ersten Quartal mit 5,3% gegenüber dem Vorjahr die Markterwartungen, was auf einen deutlich höheren Beitrag der Exporte zurückzuführen ist. Die Preisdynamik bleibt anhaltend schwach und impliziert niedrigere Unternehmensgewinne und eine schwächere Arbeitsnachfrage. Wir gehen weiterhin davon aus, dass die Exporte die Wirtschaft antreiben werden, um das Wachstumsziel von rund 5% in diesem Jahr zu erreichen. Um die Wirtschaft aus der Deflation im verarbeitenden Gewerbe herauszuführen, bedarf es jedoch weiterer politischer Anstrengungen zur Ankurbelung der Binnennachfrage und zur Reform der Angebotsseite, indem sichergestellt wird, dass nicht lebensfähige Unternehmen aus dem System ausscheiden.
Der jüngste Anstieg des Goldpreises ist nicht auf niedrigere Realrenditen oder einen schwächeren Dollar zurückzuführen, und er lässt sich auch nicht durch börsengehandelte Fonds erklären. Die höhere strukturelle Nachfrage aus den Schwellenländern bleibt der Schlüssel. Künftig könnte eine Rückkehr der ETF-Zuflüsse dem Goldpreis noch mehr Auftrieb verleihen.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat die Finanzmärkte in der Vergangenheit wiederholt mit wichtigen politischen Entscheidungen überrascht. Die Finanzmärkte scheinen die Reaktionsfunktion der SNB nicht ausreichend zu verstehen, was zu plötzlichen Schwankungen des Schweizer Frankens führt. Um den Safe-Haven-Status des Frankens zu sichern, sollte die SNB versuchen, berechenbarer zu werden, indem sie ihren politischen Ansatz häufiger und einem breiteren und globalen Publikum erläutert.
Von Dr. Karsten Junius, Chief Economist, J. Safra Sarasin
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