Wir überprüfen diese Marktweisheit und stellen fest, dass sie mehr als ein Klischee ist. Die Wertentwicklung in den Sommermonaten war in allen Regionen, Sektoren und unterschiedlichen Zeiträumen durchweg schwächer. Wir gehen weiterhin davon aus, dass die Aktienmärkte bis zum Jahresende steigen werden, doch könnten die kommenden Monate dem typischen saisonalen Muster folgen und nur einen moderaten Aufwärtstrend bieten.
Die Marktteilnehmer konzentrierten sich in dieser Woche auf die Fed, deren Vorsitzender Powell zugab, dass die Inflation in letzter Zeit nicht mitspielte. Er bekräftigte jedoch auch seine Ansicht, dass die Inflation im Laufe des Jahres wieder nach unten tendieren dürfte, und hielt damit die Messlatte für eine weitere Zinserhöhung hoch. Wie erwartet, beschloss die Fed außerdem, das Tempo der quantitativen Lockerung ab Juni zu verlangsamen, allerdings etwas schneller als erwartet.
In der Eurozone sorgten die Wirtschaftsdaten für einige Überraschungen. Das Wachstum im ersten Quartal war mit 0,3% gegenüber dem Vorquartal viel stärker als erwartet, doch wird sich dies im zweiten Quartal wahrscheinlich nicht wiederholen. Die wirtschaftlichen Stimmungsindikatoren gingen im April unerwartet zurück, insbesondere im verarbeitenden Gewerbe, während die Desinflation nur langsam voranschreitet. Im April blieb die Gesamtinflation bei 2,4%, während die Kerninflation von 2,9% im März auf 2,7% zurückging. Dennoch dürfte das Tempo der Inflationsbekämpfung für die EZB ausreichen, um im Juni mit Zinssenkungen zu beginnen.
In Japan schließlich veranlasste der starke Kursverfall des Yen nach den überraschend dovishen Prognosen der Bank of Japan (BoJ) auf ihrer April-Sitzung die BoJ Anfang der Woche zu Interventionen an den Devisenmärkten, um dem Kursverfall der Währung entgegenzuwirken. Trotz dieser Bemühungen ist eine nachhaltige Umkehr der Yen-Schwäche unwahrscheinlich, und USD-JPY könnte erneut die Marke von 160 erreichen. Unserer Ansicht nach setzt eine nachhaltige Erholung des Yen eine deutlichere Abschwächung der US-Daten voraus.
Von Dr. Karsten Junius, Chief Economist, J. Safra Sarasin
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