Die überraschende Ankündigung von vorgezogenen Parlamentswahlen in Frankreich hat in ganz Europa Schockwellen ausgelöst, deren Auswirkungen uns noch einige Zeit begleiten werden. Die Finanzmärkte machen sich vor allem Sorgen um die Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen, da die beiden führenden Kandidaten - das rechtsextreme und das linke Bündnis - im Wahlkampf für Steuerprogramme und Rentenreformen geworben haben, die das Haushaltsdefizit erhöhen würden.
Ein unentschiedenes Parlament könnte daher das beste Szenario für die Märkte sein. Obwohl dies zu einer längeren Phase des politischen Stillstands führen würde, bliebe die Rentenreform wahrscheinlich unangetastet und würde die zusätzlichen Defizitausgaben verhindern, für die sowohl die extreme Rechte als auch die Linke eintreten.
Dieses Ergebnis würde französische Staatsanleihen begünstigen, da es die Schuldendynamik des Landes stabilisiert und das Risiko einer Herabstufung der Kreditwürdigkeit verringert. Eine ähnliche Logik gilt für die Aktienmärkte. Die Versorgungsunternehmen würden am meisten profitieren, da die Wahrscheinlichkeit von Energiepreisobergrenzen abnehmen würde. Die Banken, die im Vergleich zu ihren europäischen Konkurrenten unterdurchschnittlich abgeschnitten haben, könnten einen Teil ihrer Verluste wieder wettmachen, wenn keine Partei eine klare Mehrheit erhält.
Nichtsdestotrotz bleiben wir bei französischen Finanzanlagen aufgrund der hohen Ereignisrisiken und der geringen Chancen auf eine sinnvolle Haushaltskonsolidierung, unabhängig vom Wahlergebnis, vorsichtig.
Schließlich befassen wir uns mit der Sorge, dass politischer Druck auf die US-Notenbank die Inflation in die Höhe treiben könnte. Unsere Analyse zeigt, dass der institutionelle Rahmen ein hohes Maß an Unabhängigkeit für die Fed garantiert. Dennoch könnte anhaltende Kritik an ihren Beamten das Vertrauen der Öffentlichkeit im Laufe der Zeit untergraben und möglicherweise den Weg für zukünftige Gesetzesänderungen ebnen.
Von Dr. Karsten Junius, Chief Economist, J. Safra Sarasin
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