Disruptive politische Veränderungen voraus
Die US-Wirtschaft hat die Erwartungen der meisten Ökonomen in diesem Jahr übertroffen. Es ist durchaus denkbar, dass das Wachstum in den nächsten Quartalen angesichts der guten Fundamentaldaten und des Spielraums für weitere Deregulierungen und Steuersenkungen weiter stark ausfällt. Der mittelfristige Ausblick für die US- wie auch die Weltwirtschaft gestaltet sich indes deutlich unsicherer, wobei potenzielle Handelskriege das größte Abwärtsrisiko für unseren Ausblick darstellen. Insbesondere Europa ist schlecht gerüstet, um einer Weltordnung, die durch stärkere Konfrontationen geprägt ist, zu begegnen. Die Region verfügt zwar theoretisch über die nötigen Werkzeuge, sich entsprechend anzupassen. Ihr mangelt es derzeit aber an Einheit und politischer Führungsstärke.
Trumps Politik dürfte einen starken Dollar bedingen
Seit Anfang Oktober hat der US-Dollar deutlich aufgewertet, da sich der Markt allmählich für einen Sieg Trumps bei den US-Präsidentschaftswahlen wappnete. Da die Republikaner nun die Mehrheit im Kongress halten, dürfte sich die US-Währung in den kommenden Quartalen weiter stark entwickeln. Die von Trump verfolgte Agenda dürfte das US-Wachstum auf kurze Sicht ankurbeln. Damit einher gehen ein begrenzterer Spielraum für Zinssenkungen sowie die Unterstützung für den Dollar aufgrund des Renditevorteils gegenüber anderen Industrieländerwährungen. Das Umfeld für den Euro dürfte sich unseres Erachtens in der zweiten Jahreshälfte 2025 aufhellen, während der Abwärtsdruck auf das Pfund Sterling wohl im Laufe der Zeit zunehmen wird. Der Schweizer Franken wie auch der japanische Yen dürften sich 2025 gut behaupten. Wir behalten unsere positive Haltung gegenüber Gold bei, da die strukturellen Positivfaktoren nach wie vor Bestand haben.
Eine stärkere Lockerung der Fiskalpolitik führt zu weniger Zinssenkungen
Die Volkswirtschaften der Industrieländer haben sich gegenüber dem deutlichen Anstieg der Realzinsen als unerwartet widerstandsfähig erwiesen. Eine stärkere Lockerung der Fiskalpolitik in den USA und Großbritannien, die zu einer höheren Inflation und größeren Haushaltsdefiziten führen könnte, dürfte die US-Notenbank (Fed) und die Bank von England dazu veranlassen, das Tempo ihrer Zinssenkungen zumindest kurzfristig zu drosseln. Da es in der Eurozone und der Schweiz bisher keine nennenswerten fiskalischen Impulse gibt, werden die Europäische Zentralbank (EZB) und die Schweizerische Nationalbank (SNB) in der Lage sein, ihre Leitzinsen schneller und stärker zu senken. Daher erwarten wir, dass die Anleihenmärkte in der Schweiz und in der Eurozone besser abschneiden werden als in den USA. Unserer Meinung nach ist das (reale) Zinsniveau in Pfund Sterling angesichts des Wachstumspotenzials der britischen Wirtschaft zu hoch und dürfte 2025 deutlich sinken. Wir rechnen allgemein mit einer Versteilung der Renditekurven, halten die Risiken am langen Ende aller Renditekurven (>10 Jahre) nach wie vor für zu hoch und bevorzugen deshalb die mittleren Laufzeitensegmente, die weiterhin über das günstigste Risiko-Ertrags-Verhältnis verfügen. Bei Unternehmensanleihen weisen wir trotz der engen Kreditspreads vorerst eine neutrale Gewichtung auf. In unserem Basisszenario gehen wir nicht von einer deutlichen Konjunkturabkühlung aus, sodass eine strukturelle Untergewichtung von Unternehmensanleihen nicht gerechtfertigt ist.
Gefahr eines Handelskriegs trübt Perspektiven für Schwellenländer
Der Sieg der Republikaner bei den jüngsten US-Wahlen hat für erhebliche politische Unsicherheit in Bezug auf mögliche neue Zölle auf Importe aus China und anderen Schwellenländern (Emerging Markets, EM) gesorgt. Höhere Zölle und ein starker US-Dollar würden das Wachstum und den Währungsausblick in den Schwellenländern belasten, wodurch den dortigen Zentralbanken nur langsame Zinssenkungen möglich wären. Wir gehen davon aus, dass China 2025 weitere Stimulusmaßnahmen ergreifen wird, um die Wirtschaft zu stützen, die unter den hohen Zöllen leiden könnte. Protektionismus seitens der USA dürfte den wirtschaftlichen Einfluss Chinas in den Schwellenländern über Exporte und Direktinvestitionen stärken.
Ein herausforderndes Jahr steht bevor
2025 dürften die Aktienerträge moderater ausfallen als in den vergangenen zwei Jahren. Da die sich Bewertungen wieder auf ihren Höchstständen befinden, startet der Aktienmarkt von einem viel höheren Ausgangsniveau, während gleichzeitig die politischen Unwägbarkeiten zunehmen dürften. Obschon die Politik der neuen US-Regierung insgesamt positiv für die Gewinne und den Aktienmarkt als Ganzes sein dürfte, drohen doch erhebliche Abwärtsrisiken. 2018 hat gezeigt, welch disruptive Wirkung Handelskriege entfalten können. Wir würden daher Sektoren und Regionen mit der stärksten globalen Exposition meiden und stattdessen ein Engagement in Aktienmarktsegmenten anstreben, die von niedrigeren Steuern, höheren Zinsen und einem stärkeren US-Dollar profitieren.